Filminstallation "Manifesto" - 13 x Cate Blanchett in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord

"Manifesto" in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord, einer der Spielorte der Ruhrtriennale 2016
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Während der Ruhrtriennale ist die Filminstallation "Manifesto" in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord zu sehen. Eine Arbeit von Julian Rosefeldt mit Cate Blanchett, die in 13 verschiedene Rollen schlüpft. Eine bildgewaltige Installation.

Es ist pechschwarz in der Kraftzentrale. Vorsichtig betritt der Besucher den riesigen Raum, sogleich wird er von der gewaltigen Bilderflut gefangen genommen.

Manifesto = Filmszenen und Textcollagen

In der abgedunkelten Kraftzentrale hängen 13 Leinwände in riesigen Formaten. Auf ihnen: Cate Blanchett in 13 gänzlich unterschiedlichen Rollen. In den parallel gezeigten Filmszenen ist sie eine Börsenmaklerin, eine Arbeiterin, eine Gastgeberin, eine Punkerin, eine Wissenschaftlerin, eine Trauerrednerin, eine Puppenspielerin, eine Mutter, eine Choreografin, eine Moderatorin, eine Lehrerin und ein Obdachloser, die einzig männliche Rolle. Die wandelbare Schauspielerin verkörpert jede Rolle perfekt. Ausstattung, Kostüme, Frisuren und Make up sind rollentypisch ausgesucht. Innenräume, Architektur, Landschaft sind mit wenigen Ausnahmen alle in und um Berlin angesiedelt. Wer Berlin nicht kennt, wird diese Lokalitäten nicht mit der Stadt in Verbindung bringen. Genau das ist beabsichtigt. Diese Orte könnten überall sein.

In allen Filmszenen spricht die australische Schauspielerin Texte, die Julian Rosefeldt aus zahlreichen Manifesten und Proklamationen neu zusammengestellt hat. Rosefeldt nahm Originaltexte unterschiedlichster Manifeste, u.a. aus dem Futurismus, Dadaismus, Fluxus und der Pop Art sowie Statements zum Beispiel von Kasimir Malewitsch, André Breton, Claes Oldenburg, Bruno Taut, Sol LeWitt und von weiteren Architekten, Künstlern, Filmemachern und Choreografen. In diesen Texten geht es um die Freiheit des Ausdrucks, auch fordern sie eine Überdenkung der persönlichen Haltung, einhergehend mit der Forderung nach Wandel in der Gesellschaft. Rosefeldt kürzte die Texte, um sie dann zu Textcollagen neu zusammen zu stellen. Die neu verfassten Texte scheinen zu den von Cate Blanchett gespielten Rollen zu passen. Es gibt auch Passagen, wo die Texte die Filmszenen ironisch unterwandern. Der Höhepunkt ist erreicht, wenn in einer kurzen Szene Cate Blanchett den Zuschauer in ihrer jeweiligen Rolle von allen Leinwänden gleichzeitig direkt ansieht. Dann meint man auch, einen Sprechgesang zu vernehmen. Dieser Effekt beruht darauf, dass alle Texte in einer Tonsequenz gesprochen werden.

Filme und Texte wetteifern um Aufmerksamkeit

Blanchett spricht die Texte in Englisch, je nach Rolle mit unterschiedlichen Akzenten und Dialekten. Ein sofortiges Verstehen kann schwierig werden, zumal man je nach Standort die Worte mal mehr und mal weniger deutlich hört. So sind auch Überlagerungen zu hören, dann hat man das Gefühl, in einem Klangraum zu sein. Um das inhaltliche Verstehen der Texte zu erleichtern, gibt es in einem Begleitheft die deutschen Übersetzungen. Allerdings kann man die Übersetzungen während der Filmszenen nicht lesen, dazu ist es in der Kraftzentrale zu dunkel. Aber auch wenn es möglich wäre, man würde dann zu sehr vom Anschauen der Filme abgelenkt. Untertitel kamen aus künstlerischer Sicht nicht in Frage. So bleibt nur die Möglichkeit, sich im Foyer das Heftchen anzuschauen, darin zu lesen, um dann noch einmal gezielt in die Filminstallation zu gehen. Man sollte sich also ruhig Zeit dafür nehmen. Das Heft darf man als Souvenir mit nach Hause nehmen.

"Manifesto" läuft bis 24. September 2016

Öffnungszeiten und weitere Infos hier

Kraftzentrale
Landschaftspark Duisburg Nord
Emscherstraße 71
47137 Duisburg

"Manifesto" in der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord, einer der Spielorte der Ruhrtriennale 2016
Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord, einer der Spielorte der Ruhrtriennale 2016
Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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