Kolumne 14: Schönheitsfarm

Schönheitsfarmen bieten Kosmetikanwendungen und Entspannung an. Dazu gehören eine Sauna, ein Schwimmbad, Haarbehandlung (incl. Peeling), Gesichts-make-up, Hautreinigung, Zahn- und Mundpflege, Autogenes Training, Yoga, Ernährungsberatung und vieles mehr.

Die Schönheitsfarmen sind im Rahmen des Gesundheitstourismus und der Gesundheitswirtschaft entstanden. In NRW gibt es ein eigenes Cluster dafür.

Duisburg ist ein Zentrum für Schönheitsfarmen im deutsch-belgisch-niederländischen Grenzgebiet. Eine Schönheitsfarm reicht sich an die andere.

"Das Einzugsgebiet ist ideal," berichtet Tobias Brunoschwili, der Vorsitzende des Verbandes niederrheinischer Schönheitsfarmen.

Viele Bergleute gibt es hier. Sie haben abgearbeitete Hände und rußgeschwärzte Gesichter. Für sie gibt es eine Besonderheit. Ihre Schönheitsfarmen sind im Boden eigearbeitet. Schwimmen im Grundwasser? Kohlehaltige Hautcremes? Handbäder? Alles kein Problem. Das vertraute Ambiente läßt viele Bergleute ihre anfängliche Scham vergessen und gerne zur Körperpflege kommen.

Für die Binnenschiffer sind die Schönheitsfarmen hauptsächlich im Hafen und in Ufernähe des Rheins angesiedelt. Zwei Schönheitsfarmen haben es sogar geschafft, mitten auf dem Strom, mitten auf dem Wasser anzusiedeln. Wen wundert`s: Anwendungen mit Wasser sind hier sehr beliebt.

Auch Landwirte gehören zur Zielgruppe. Ihre Schönheitsfarmen sehen wie Bauernhöfe aus. Was nicht nur Anwendungen und Ambiente anbelangt. Selbst Kuhdung und der Duft von Pferdeställen gehört hier zum Entspannungsprogramm.

"Diese erfolgreiche Dienstleistungsansiedlung ist unserer Wirtschaftsförderung zu verdanken," ist sich die Duisburger Lokalpolitik sicher.

"Nur die Logistik und der Dialogmarketing können kein Standbein sein," lautete der Ansatz. "Wir brauchen Alternativen." Aber welche? Es kann nicht jeder arbeitslose Bergmann zu einem Krankenpfleger umschulen. Die Körperpflege ist ein ähnlicher, artverwandter Beruf mit Körperbezug. Und dieser Wirtschaftszweig war bislang in der Metropole am westlichen Rand des Ruhrgebietes noch nicht vertreten.

"Also haben wir Klinkenputzen bei den Berufsverbänden und Lobbyisten gemacht," berichtet Gebhard Müller-Gries, leitend in der Duisburger Wirtschaftsförderung aktiv. "Auch wenn es anfangs ein mühsames und schwieriges Geschäft war, hat es sich langfristig für uns als Stadt durchaus gelohnt. Die Besucherzahlen haben sich in der letzten Zeit verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht. Duisburg ist wieder deutschlandweit Spitzenreiter, was Gewerbesteuern usw. anbelangt."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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