Was wäre Deutschland ohne seine Wahnwichtel.

Ohne die Reichsbürger etwa , die glauben, dass die Bundesrepublik in Wahrheit nicht existiert.

Dass selbst ein Prominenter wie der Nationalmannschafts-Barde Xavier Naidoo den Thesen dieser meist deutschnational denkenden Verschwörungstheoretiker anhängt, zeigt uns, wie tief der Wahnsinn bereits in die Gesellschaft eingesickert ist.
Was wären wir ohne die Chemtrail-Verschwörer, die mit der aberwitzig absurden Idee von der chemischen Massenkonditionierung der Weltbevölkerung durch Kondensstreifen Tausende Anhänger in Deutschland gewonnen haben.

Und was würden wir nur ohne die Impfgegner machen? Jene oft gut gebildeten Zeitgenossen, die von ihren Altbauwohnungen in Prenzlauer Berg und Friedrichshain aus einen Kampf gegen den Erkenntnisgewinn der Schulmedizin führen und nach dem Studium von zwei oder drei Büchern besser Beschied zu wissen glauben als sämtliche Koryphäen der Wissenschaft?

Es ist Zeit, den Impfgegnern zu danken.

1. Für dieses bahnbrechende Kinderbuch, das demnächst erscheinen soll.

Selten hat uns eine Clique von Verschwörungstheoretikern deutlicher vor Augen geführt, wie absurd gefährlich es ist, wenn Eltern ihre eigenen politischen Konflikte auf dem Rücken ihrer Kinder austragen. Man will sich gar nicht ausmalen, wie die Folgebände dieses vermeintlichen Aufklärungsbuches heißen müssten.

2. Für die Masern-Partys, die bald schon wieder losgehen dürften.

Kaum jemals zuvor haben uns Eltern in aller Öffentlichkeit derart deutlich gezeigt, wie brutal heute noch mit Kindern in Deutschland umgegangen wird. Selbst in wohlhabenden Gegenden. Auch in Akademiker-Kreisen. Wer seine Töchter und Söhne gezielt mit gefährlichen Erregern in Kontakt bringt, beteiligt sich an einer organisierten Form der Körperverletzung. Schlimm, dass dies noch nicht jeder kapiert hat.

3. Für den Beweis, dass die Tea-Party kein rein amerikanisches Phänomen ist.

Im Kern ist die Tea-Party nämlich eine antistaatliche Bewegung, die sich gezielt gegen die angebliche „Bevormundung“ des Bürgers durch die Regierung wendet. Deshalb sind überdurchschnittlich viele Tea-Party-Aktivisten gegen eine Verschärfung des Waffenrechts und die Anhebung von Steuern jeglicher Art. Sie bezeichnen Präsident Barack Obamas Projekt einer allgemeinen Gesundheitsfürsorge wahlweise als „Sozialismus auf amerikanischen Boden“ oder stellen ihn gleich auf eine Stufe mit Hitler.

In Deutschland lachen wir gern über diesen Wahnsinn. Dabei unterscheiden sich die Impfgegner nur marginal von ihren amerikanischen Vorbildern: Auch sie glauben, dass der einzelne Bürger in Sachen Gesundheitsfürsorge besser entscheiden kann als der Staat und die überwältigende Mehrheit der Mediziner dieses Landes.

Übrigens: Auch bei der Tea-Party gibt es viele Impfgegner. In Amerika hatte dies jüngst zu scharfen Kontroversen geführt. 

4. Für die rechtlich verbürgte Erkenntnis, dass die Schulmedizin doch die besseren Argumente hat.

Natürlich: Führende Mediziner warnen seit geraumer Zeit, dass die Impfgegner ein gefährliches Spiel treiben. Doch kaum eine wackerere Masernparty-Mutti wird von diesen Argumenten noch erreicht. Zu tief sitzt die Aversion gegen alles, was mit der Schulmedizin zu tun hat.

Dass aber ein Gericht diesen Mumpitz von der Nicht-Wirksamkeit von Impfungen verbrieft, die in Wahrheit einst Seuchen ausgerottet haben, das ist etwas Neues.
Der Biologe Stefan Lanka bestritt öffentlich, dass es den Masern-Virus überhaupt gebe. Er lobte 100.000 Euro für denjenigen aus, der den Gegenbeweis führen konnte. Der Mediziner David Bardens ließ sich das nicht zweimal sagen, kopierte einige Studien aus renommierten Fachjournalen und reichte sie bei Lanka ein. Zahlen wollte dieser dann trotzdem nicht. Das Landgericht Ravensburg entschied schließlich, dass Bardens die 100.000 Euro zustehen.

5. Für diese Sternstunde von Oliver Kalkofe.

Der geniale Fernsehsatiriker kommt bekanntermaßen dann in Fahrt, wenn er dem alltäglichen TV-Wahnsinn begegnet. Die Impfgegner um Stefan Lanka lieferten ihm Anfang diesen Jahres eine derart bombige Steilvorlage, dass daraus einer der wohl lustigsten Comedy-Clips der vergangenen Jahre entstanden ist.

Autor:

Helmut Achterath aus Duisburg

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