Telekom spielt "russisches Roulette" mit Kunden

Wegen einer kleinen Baustelle hatten Anwohner der Straße Am Bilstein seit dem 29. März weder Telefon noch Internet über Festnetz. | Foto: Frank Adam
  • Wegen einer kleinen Baustelle hatten Anwohner der Straße Am Bilstein seit dem 29. März weder Telefon noch Internet über Festnetz.
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Kettwig. Über vier Wochen weder Telefon noch Internet: Im Kommunikationsalltag kaum mehr denkbar. Bei der Telekom schon. Mit diesem Zustand mussten etliche Familienan der Straße Am Bilstein leben. Die Gründe, die die Telekom gegenüber den Betroffenen angab, kann man als fadenscheinig bezeichnen.

„Wir sind seit Wochen ohne Telefon und Internet“, erzählt ein betroffener Leser. Dank Handy könne er damit leben. Sehr viel schlimmer sei, dass das Hausrufnotsystem von Senioren, das über die Telfonleitung läuft, ebenfalls nicht funktionierte.
Damit spiele die Telekom ein Stück weit russisches Roulette mit den Senioren. Passiert ist den Senioren in den vergangenen Wochen nichts.
Als Gründe für die Störung gibt die Telekom gegenüber den Betroffenen Bauarbeiten an einer Kettwiger Ampel an. Telekommitarbeiter hätten sich sogar mit der Polizei vor Ort getroffen.
Doch leider kann sich bei der Polizei niemand an ein solches Treffen erinnern. Bauarbeiten an Kettwiger Ampeln fanden nach Polizeiinformationen ebenfalls nicht statt.
Auch auf der städtischen Internetseite über die Baumaßnahmen in Essen fand sich kein Hinweis auf eine Ampelbaustelle.
Eine telefonische und schriftliche Nachfrage des Kettwig Kuriers ignorierte die Pressestelle der Telekom zunächst.
Erst nach einer erneuten Anfrage reagierte der Leitungsmonopolist und versprach Aufklärung. Dafür benötigte das Unternehmen fünf Tage.

Wörtlich heißt es in der Mitteilung vom vergangenen Dienstag: „Zuerst einmal die gute Nachricht: der Schaden ist seit heute 11:38h behoben. Ursache war die Beschädigung eines Kabelschachtes im Rahmen einer Neubaumaßnahme im Bereich „Zur Kanzel“. Wir haben nach Bekanntwerden der Störung am 31.3. sofort alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet, den Schaden zu beheben. Der Schaden war leider so massiv, dass auch die gegenüberliegende Straßenseite betroffen war. Da die Straße an dieser Stelle sehr eng ist und Sperrungen des Bereichs nur
Zwischen 6 und 7 Uhr morgens möglich waren, war eine Koordinierung der Entstörungsarbeiten recht schwierig. Das von uns beauftragte Unternehmen hat die Baustelle leider mehrfach unverrichteter Dinge wieder verlassen müssen, weil trotz entsprechender Hinweise, Fahrzeuge den Schadensbereich verstellten, so dass keine Arbeiten möglich waren.Die endgültige Terminierung und Erlaubnis für das von uns beauftragte Unternehmen konnte erst zum 27.4. fest vereinbart werden.“
Nach ersten Aussagen will die Telekom die Gebühren erstatten. Zusätzlich angefallene Kosten, wie im Fall mindestens einer Seniorin, hingegen nicht. Denn aus Sicherheitsgründen kaufte ihre Familie ein altersgerechtes Handy samt Guthaben.
„Ob die Kosten für leitungsungebundenes Internet erstattet werden, ist noch offen“, sagte ein anderer Betroffener. „Schuld für den Ausfall sei ein Drittunternehmen“, erklärte die Telekom gegenüber den Anwohnern. „Aber um welche Firma es sich handelt, verschweigen sie“,kritisieren sie.
Damit können mögliche Schadenersatzansprüche nicht geltend gemacht werden. Ein Anwohner schaltete deswegen bereits einen Anwalt ein.

„Wir fühlen uns von der Telekom verladen“, meinen etliche Anwohner der Straße. Während ihrer Nachfragen erhielt jeder von ihnen unterschiedliche Informationen über die Wiederinbetriebnahme. Und es war nicht das erste mal, dass das Netz ausfiel. Bereits Anfang/Mitte März waren die Leitungen bereits für einige Tage ausgefallen. „Ich bin froh, dass es wieder funktioniert“, erklärt eine Seniorin am Dienstagnachmittag. Auch sie ist noch sauer über das Verhalten der Telekom.
„Die Netzbetreiber sind aufgefordert, unverzüglich Schäden an ihren Netzen zu beheben“, sagt Michael Reifenberg, Pressesprecher der Bundesnetzagentur, auf Nachfrage des Kettwig Kuriers. Eine vierwöchige Störung nannte er ungewöhnlich. „Im Fall einer Störung sollten Verbraucher zunächst den Netzbetreiber informieren. Dauert ein Störfall länger als ein paar Tage, können die Verbraucher auch die Bundesnetzagentur darüber informieren. Wir fragen dann auch nach“, so der Sprecher. Für Schadenersatz sei sie allerdings nicht zuständig. „Das ist Sache von Zivilgerichten.“
Die Bundesnetzagentur montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr unter Tel.: 030 22480500, per E-Mail unter: verbraucherservice@bnetza.de oder via Fax unter 030 22480515 erreichbar.

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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