40 Jahre und kein bisschen leise - die Theatergruppe Kupferdreh

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Als Wolfgang Zapf, damals Presbyter in der evangelischen Gemeinde Kupferdreh, im Jahr 1972 Jugendliche aus der Gemeinde einlud, zu einem Laienspielkreis zu kommen, hätte er bestimmt nicht gedacht, dass diese Theatertruppe 40 Jahre später immer noch existieren würde.

Wolfgang Zapf war als junger Mann der Arbeit wegen von Frankfurt am Main nach Essen-Kupferdreh gekommen. In Frankfurt-Hoechst hatte er als Jugendlicher selbst einer Theatergruppe angehört und dort sogar seine spätere Ehefrau kennengelernt.
Seine Leidenschaft, das Theaterspielen, hat Wolfgang Zapf mit nach Kupferdreh genommen und seinem Aufruf im Oktober 1972 waren genügend junge Leute aus der Gemeinde gefolgt - das erste Stück konnte einstudiert werden. Mit der Komödie „Das Haus in Montevideo“ aus der Feder von Curt Götz feierte die Theatergruppe der evangelischen Gemeinde Kupferdreh 1974 unter der Regie von Wolfgang Zapf Bühnenpremiere.
Im Jahr darauf brachten die jugendlichen Amateurschauspieler das Publikum mit der Generationenkomödie „Immer Ärger mit den Alten“ von Michael Brett zum Lachen.
Zum Ensemble gehörte damals auch schon Robert Zapf, Sohn des Theatergruppenleiters und Regisseurs Wolfgang Zapf und damals süße 17 Jahre jung. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Auch Robert Zapf lernte seine Liebste in der Theatergruppe kennen! Heike war damals 13 und gefunkt hat es zwischen den beiden erst über zwei Jahrzehnte später. „Nach diesem Stück hat Robert die Gruppe aus beruflichen Gründen erst einmal verlassen, kehrte dann 1996 zurück“, erinnert sich seine jetzige Ehefrau Heike Zapf.

1976/77 herrschte Flaute

Dass die jungen Kupferdreher Laienschauspieler nicht nur lustig können, bewiesen sie 1976 mit der Aufführung von John B. Priestleys gesellschaftskritischem Schauspiel „Die fremde Stadt“. „Danach, 1976/77, herrschte Flaute, weil viele die Gruppe wegen des Studiums oder der Ausbildung verließen“, so Heike Zapf. Doch Aufgeben kam für Wolfgang Zapf und seine Mitstreiter nicht in Frage: Es folgte eine Neuformierung der Gruppe. Zunächst wurden weitere Presbyter rekrutiert, dann „haben wir Mitspieler aus den Familien dazugeholt; die Väter die Töchter und umgekehrt“, erzählt Ensemble-Mitglied RitaMaaßen. So wandelte sich die Theatergruppe vom Jugendensemble zur altersgemischten Truppe. „Heute haben wir hier eine Altersverteilung zwischen 21 und 81 Jahren“, erklärt Elvira Bohun, die die Gruppe seit 2006 nach Wolfgang Zapfs „Pensionierung“ leitet.
Von Beginn an hat die Gruppe es geschafft, annähernd jedes Jahr ein abendfüllendes Stück auf die Bühne zu bringen. Seit 1987 wird das Programm außerdem jährlich durch ein Kurzstück ergänzt, das zur Weihnachtszeit bei Seniorenfeiern, Adventsnachmittagen und gelegentlich bei Turnvereins- und Firmenfesten aufgeführt wird.
So kommen die Kupferdreher Amateutheaterspieler auf eine stattliche Anzahl von Bühnenauftritten: Gut 44 Stücke hat das Ensemble gespielt, einige davon mehrmals; z.B. das Premierenstück „Das Haus in Montevideo“ (1974 und 1993/94), „Immer Ärger mit den Alten“ (1975 und 1998/99) und „An langer Leine“ (1992 und 2001). Hinzu kamen „Sketche aus dem kirchlichen Alltag“, die die Truppe 2001 beim Stadtkirchentag der evangelischen Kirche in den Essener Messehallen zum Besten gegeben hat.

Gastspiel auf
dem Schießstand

Fröhlich geht es meistens zu, wenn die Kupferdreher die Bühne entern. „Wir suchen immer Stücke aus, die für die ganze Familie etwas zu bieten haben“, erläutert Elvira Bohun. Entsprechend setzt sich das Publikum zusammen - hier haben Leute von acht bis 80 ihren Spaß. Die Aufführungen fanden und finden meistens in der Heimatgemeinde Kupferdreh sowie in der näheren Umgebung statt (Langenberg, Schonnebeck, Bredeney, Wuppertal, Frohnhausen, Haarzopf, Heiligenhaus, Überruhr und zuletzt auch Heisingen).
Einige Male verschlug es die Theaterlaien aber auch ins oberösterreichische Geboltskirchen. 1984 hatte einer der Mitspieler, Manfred Jaeger, zusammen mit seiner Familie dort Urlaub gemacht. Die Gemeinde dort hat auch Theater gespielt. „Ein Jahr später ist dann die ganze Gruppe für ein Gastspiel nach Geboltskirchen gefahren. Dort haben wir auf dem Schießstand gespielt“, schmunzeln die Kupferdreher. Es folgten zwei weitere Gastspiele in Österreich 1987 und 1989.
Zwei Mitglieder wurden selbst zu Theater-Autoren: Tina Segler, die dem Ensemble von Anfang bis Mitte der 90er Jahre angehört hatte, arbeitet seit 2003 als freie Autorin und hat schon zahlreiche Theaterstücke verfasst. Ihre Komödie „Besser spät als nie“ hat die Kupferdreher Theatergruppe gleich zweimal - 2005 und 2006 - im Programm gehabt und das aktuelle Stück „Die Kleinstadthexen“ stammt ebenfalls aus Tina Seglers Feder. Spielleiterin Elvira Bohun hat 2007 ihr Regie- und Autorinnendebüt mit der Komödie „Tumult auf Kult“ gegeben.
Den 40. Geburtstag „seiner“ Theatergruppe konnte Wolfgang Zapf leider nicht mehr miterleben. Er starb im Januar 2010 im Alter von 79 Jahren. „Wolfgang ist bis zuletzt immer mit Interesse dabei gewesen und ist zu jeder Aufführung gekommen“, so Schwiegertochter Heike Zapf. Eines ist aber klar: Die Kupferdreher Laienschauspieler halten sein Erbe in Ehren und so lebendig wie eh und je!

Die Aufführungen:

Mit ihrem aktuellen Stück „Die Kleinstadthexen“ (aus der Feder von Ex-Ensemblemitglied Tina Segler) ist die Kupferdreher Theatergruppe Ende Oktober wieder live auf der Bühne zu erleben.
Aufführungen sind am 27. Oktober um 19 Uhr und am 28. Oktober um 15 Uhr im ev. Stephanus-Gemeindehaus, Langenberger Straße 434a.
Eintritt: 7 Euro; Schüler und Studenten zahlen 3,50 Euro
Kartenreservierungen möglich bei Elvira Bohun unter Tel.: 0201/48 37 47 oder per E-Mail: theatergruppe-kupferdreh@web.de

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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