Wo einst die Loren rollten

Wiebke Jünger (zweite von rechs) berichtete über die Ideen der Gemeinschaftsgärtner im Altendorfer Lorengarten.
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Wo einst mitten in Altendorf kleine Waggons zum Transport der Kohle, sprich: Loren, produziert wurden, wächst heute Obst und Gemüse, sprießen farbenprächtige Blumen, stimmen Vögel ins Konzert ein. Eine Exkursion des Projektes "Mein grüner Essener Westen" im Rahmen der "Grünen Hauptstadt Europas - Essen 2017" führte nun genau an diesen Ort.

Nicht nur Informationen sollten an diesem Nachmittag fließen, auch Mitmachen war angesagt: Denn wer wollte, durfte auch gleich vor Ort mitgärtnern.
"Der Boden im Lorengarten ist mit Schadstoffen belastet", erklärt Wiebke Jünger, eine der Initiatorinnen und zugleich Autorin des Buches “Stadtgrün statt grau” (Ulmer Verlag). "Daher können wir nur in Hochbeeten gärtnern, um keine belastete Ernte zu bekommen."
Am Rande der Grünfläche stehen zwar bereits schon aus Zeiten vor Gründung des Lorengartens Holunderbüsche. Ernten ist allerdings verboten. "Leider", bedauert Wiebke Jünger. "Wir gehen da aber lieber auf Nummer sicher."
Und so sind in den Jahren eine ganze Reihe von Hochbeeten entstanden, die mitten im Mai schon mit Bohnen, Kräutern und diversem Grün bepflanzt sind. "Außerdem entsteht gerade ein Gewächshaus", so die Initiatorin. "Egal was gebraucht wird, ob Sitzmöglichkeiten oder eine Pergola, alles wird vor Ort aus gebrauchten Materialien gezimmert."
Auch einige Anwohner haben sich bereits zusammen gefunden und schauen regelmäßig im Garten direkt vor ihrer Haustür vorbei. Urban Gardening mitten in Altendorf. Jeder kann mitmachen. Jeder ist willkommen. Mitgliedsbeiträge oder ähnliches: nicht erforderlich.
"Unser größtes Problem ist das Wasser", erklärt Wiebke Jünger. "Das sammeln wir zwar in Fässern, doch die sind bei längeren Trockenperioden schnell geleert." Ein Wasseranschluss bei den nahe gelegenen Häusern wäre ein Traum für die Gemeinschaftsgärtner. "In diesem Jahr wollen wir's mit einem Sonnensegel versuchen, das zusätzlich Wasser in große Tanks umleiten kann. Dies hat sich bereits in anderen Gemeinschaftsgärten bewährt."
Auch die Nutzung der Regenrinnen der Häuser in der Umgebung wäre toll, scheitere aber bislang noch an der Kooperation des Wohnungsunternehmes. "Wir sind da aber weiterhin zuversichtlich", gibt sich Wiebke Jünger optimistisch.
Wenn alles nicht reicht, muss wieder ein Hydrant angezapft werden. "Das haben wir schon einmal in letzten Jahr gemacht. Ist allerdings immer etwas problematisch, weil zunächst die erforderliche Armatur für 500 Euro Kaution besorgt werden muss und - zumindest in unserem Fall - sich der Hydrant danach nicht mehr ohne fachkundige Hilfe absperren ließ."
Das Ergebnis nach so viel Mühen kann sich jedenfalls sehen lassen und der Lorengarten hat sich inzwischen zu einem beliebten Aufenthaltsort im Quartier entwickelt. "Jetzt müssen wir nur noch die Hundebesitzer davon überzeugen, dass Vierbeiner natürlich willkommen sind, aber bitte nicht in die Hochbeete springen sollten. Denn das was geerntet werden kann, soll schließlich auch mit Genuss verspeist werden."

Und hier die Termine und Themen der beiden weiteren Exkursionen "Mein grüner Essener Westen". Die Teilnahme an den Exkursionen ist jeweils kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Freitag, 7. Juli, 18 Uhr:

Start der Exkursion: Treffpunkt Altendorf, Kopernikusstraße 8
Thema: Stadtteilentwicklung Altendorf - Krupp-Park, Krupp-See, Niederfeldsee
Referentin: Ricarda Fischer, Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement

Freitag, 4. August, 18 Uhr:

Treffpunkt: Eingang des Kleingartenvereins Essen-Altendorf, Anlage verlängerte Grieperstraße
Thema: Kleingarten 2017 - Zu Gast in einer Kleingartenanlage inmitten der Großstadt
Referent: Rainer Weddeling, Vorsitzender des Kleingartenvereins Essen-Altendorf

Hintergrund

Im Siepengarten in Bergerhausen entstand im Jahr 2013 der erste Essener Gemeinschaftsgarten, begründet durch die Initiative Transition Town.
Der Lorengarten in Altendorf ist an der Kopernikusstraße / Ohmstraße / Zugang über den Supermarkt-Parkplatz zu erreichen.
Treffen finden jeden ersten Mittwoch im Monat um 19 Uhr statt.
Mehr Infos sind bei Wiebke Jünger per E-Mail zu erhalten: lorengarten@posteo.de

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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