Axel Hacke in Gelsenkirchen: Herrlich unwesentlich

Deutschlands bekanntester Kolumnist Axel Hacke ist ein Meister der leisen, amüsanten Töne.  Alle Fotos: Gerd Kaemper
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Ums kolumnistische –nicht kolumbianische oder komische – Manifest von Axel Hacke ging es am Donnerstagabend im Hans-Sachs-Haus: Der Autor, der seit über zwei Jahrzehnten die Kolumne fürs Magazin, das freitags in der Süddeutschen liegt, schreibt, kann bei seinen Lesungen aus dem Vollen schöpfen.

Und das macht er: Sehr entspannt, sehr charmant und immer auf den Punkt – egal, ob er vorliest oder einfach nur erzählt ...
Und er hat viel zu erzählen, ganz nebenbei lernt das geneigte Publikum, das ab Minute eins ein Dauergrinsen im Gesicht hat, wie man Kolumnen schreibt: „Man macht das Unwesentliche zum Wesentlichen“, fasst Axel Hacke es kurz zusammen.
Und legt los mit der Kolumne „Über das Eincremen von Rattenpenissen“. „Auf die Überschrift bin ich sehr stolz, eigentlich reicht die auch“, sagt er und erzählt, dass es um Viagra ging in dieser Kolumne und warum – und dann liest er sie doch nicht vor. „Habe ja jetzt fast alles erzählt, steht hier drin“, spricht er und wedelt mit dem „Kolumnistischen Manifest“, das nichts mit Kolumbien zu tun hat.

"Der weiße Neger Wumbaba"

Immer wieder haben sich ganze literarische Werke aus seinen Kolumnen entwickelt. „Einmal schrieb ich darüber, wie meine Frau ein Lied sang, ich stieß dazu und fiel ein. Dann bemerkten wir, dass wir zwei unterschiedliche Texte sangen – und beide waren falsch!“ Eine Flut von Leserbriefen war die Folge: Einer erzählte vom Abendlied von Matthias Claudius (Der Mond ist auf gegangen), das auf der schönen Zeile „Und aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar“ endet, bei dem der Leser aber immer „der weiße Neger Wumbaba“ verstanden hat. Damit hatte das Buch, das Axel Hacke dazu verfasste, seinen Titel. Und es folgten noch zwei weitere Bände: „Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurück“ und „Wumbabas Vermächtnis“ - inspiriert natürlich durch die Star Wars-Reihe, was ihn dazu verleitet von einem TV-Interview mit Star Wars-Erfinder George Lucas, das simultan übersetzt wurde, zu erzählen. „Zum Schluss sagte er: „May the force be with you“ und der Simultanübersetzer sagte: „Am 4. Mai werde ich wieder da sein“, wirklich!“

"May the force be with you"

Der Saal lacht, Axel Hacke kommt wieder zurück zum Sichverhören bei Liedtexten. „Ungekrönter König der Irrtümer ist Herbert Grönemeyer“, weiß er. „Ich bin mir sicher, das ist Absicht. Grönemeyer wirft nur ein paar Häppchen hin und will von seinen Zuhörern, das sie selbst dichten.“ Das Gelächter im Hans-Sachs-Haus signalisiert breite Zustimmung. „Und dann sagen alle: Tolle Texte, der Grönemeyer, dabei haben sie sie selbst geschrieben!“
Es gibt auch ein Kapitel, das „Wie man sich in der DDR verhörte“ heißt. „Da gab es ein Lied, das auf der Zeile „schickt er auch den Kugelhagel dicht“ endete. Und ein Leser schrieb mir, dass er immer gesungen hat: „schickt er auch das Kugellager nicht“. – 40 Jahre Sozialismus in zwei Zeilen zusammengefasst...“

Fußballgefühle ganz ohne Schalke

Axel Hacke hätte ewig so weitermachen können, doch auch der schönste Lesungs- und Erzählabend hat einmal ein Ende. Wie schön, dass er eine Fußball-Geschichte als Zugabe dabei hatte – es ging sehr lustig um die Namen von Fußballern – und irgendwie auch schön, dass sie nix mit Schalke zu tun hatte...

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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