„Ein entspannter Abend“

Dieter Nuhr "pur" auf der Bühne reicht völlig aus. | Foto: emschertainment
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Wäre Dieter Nuhr nicht Dieter Nuhr, würde man meinen er stünde ganz allein und verlassen auf der Bühne der Emscher-Lippe-Halle. So ganz ohne Bühnenzauber, Musik oder gar Pyro-Effekte, einfach Nuhr in Jeans, Shirt und Boots. Aber weil es eben Nuhr war, war es gut so, wie es war.
Denn so strahlte Dieter Nuhr genau das aus, was sein Programm des Abends war „Nuhr die Ruhe“. Auch wenn er dabei „penetrant auf der Gute hinwies“, so bescherte er den Zuschauern „einen entspannten Abend gegen die Aufregung im Land“. Wobei natürlich der Intellekt und die Lachmuskeln vehement gefordert wurden.

So ließ er die Weltuntergangs-Szenarien Revue passieren, die einen das ganze Leben lang begleiten und dann doch wieder nicht eintreffen: das Waldsterben, Atom-Unglücke oder die tierischen Erkrankungen von Rinderwahn über Vogelgrippe bis hin zur Schweinegrippe.
Der „Bürgerkrieg in Stuttgart“ bleibt natürlich auch nicht unangesprochen, aber wen stört das schon, das ist ja in Baden-Württemberg und nicht in Deutschland. Der Prozess des Jahres kam zur Sprache als Nuhr feststellte: „Das Wetter ist ohne Kachelmann auch nicht besser“.
Bundeswehr und Kirche bekamen Nuhr faustdick zu spüren, denn er ist der Ansicht, dass „ sich so mancher Rekrut auch gedacht hat, dass er gleich hätte Meßdiener bleiben können.“ Aber wen „wundert das bei einem Papst, der zwar nicht mehr selbst ein Auto, aber einen Kirchenstaat lenken kann.“
Beim Thema bleibend lamentierte Nuhr: „Gott hatte Humor und zwar von der schwärzesten Art. Aber eins ist klar: Er war ein Mann, sonst würde er doch zu uns sprechen.“
Der studierte Lehrer bekannte: „Ich wollte nicht immer vor 30 Leuten auftreten. Die noch dazu noch ein unmotiviertes Publikum sind, weil es ja nix kostet, und was nix kostet, kann auch nix sein.“
Als wahre Straßenräuber in Deutschland bezeichnete Nuhr diejenigen, „die einen auf der Straße anhalten und einen ins Röhrchen blasen lassen“. Und Thilo Sarrazin bekam sein Fett weg, weil er „die Mendelschen Gesetze mit Doktor Mengeles verwechselt.“
Für mehr Gerechtigkeit warb Nuhr anhand des Beispiels eines Blinden, der aber gern Pilot werden möchte. „Es ist doch ungerecht, wenn er seinen Lebenswunsch nicht verwirklichen kann, nur weil er blind ist. Muss ja nicht jeder mit ihm fliegen. Wahrhaft gerecht ist, wenn der ein Null und der andere Nichts hat.“
Die Bundesregierung bezeichnete Nuhr als „Spontitruppe, die aus einer Frau, einem Schwulen, einem mit Migrationshintergrund, einem Behinderten und einer siebenfachen Mutter besteht. Das hätten sich die Grünen nicht mal in ihren Anfängen zu träumen gewagt. Und das ist ne konservative Regierung.“
Die Ehe bezeichnete Nuhr als den Kardinalfehler unserer Kultur: „Nehmen Sie einmal die afrikanischen Elefanten. Die treffen sich einmal zur Begattung, und dann geht wieder jeder seines Weges. Der Kardinalfehler unserer Kultur ist, dass die Geschlechtspartner zusammenleben. Das kann doch nicht gut gehen.“
Einen guten Rat gegen Alzheimer hatte Nuhr gleich auch noch parat. „Früher hatten ja alle Angst, ein Telefon ans Ohr zuhalten, wegen der Strahlen. Eine Langzeitstudie hat jetzt aber ergeben, dass Leute, die häufig mit dem Handy telefonieren, weniger oft Alzheimer bekommen als andere.“
Und wer dann noch nicht genug Dieter Nuhr erlebt hatte, dem blieb noch sein neues Buch, das er nach über zwei Stunden Programm auch noch signierte.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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