Premiere für den ersten "MiR.Salon": Theater muss sein

Im MiR.Salon: Dramaturgin Anna Grundmeier (rechts) moderierte den Abend mit Professor Holger Noltze.
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Die Salon-Tradition des 19. Jahrhunderts lässt das Musiktheater im Revier mit seinem neuen Format "MiR.Salon" aufleben: Bei der Premiere war Autor, Moderator und Professor Holger Noltze zu Gast. Er stellte sich der Frage: "Warum eigentlich Theater?".

Und selbstverständlich herrschte im zum blauen Salon umfunktionierten und voll besetzten Westfoyer Einigkeit: "Theater muss sein". Doch die Dramaturgin Anna Grundmeier, die den Abend charmant moderierte, wollte es genau wissen: "Ist es nicht unsere Aufgabe als Theater uns mit Fragezeichen zu umgeben?" Der Experte Noltze hat eloquente Antworten parat, hat sich als Professor für "Musik und Medien/Musikjournalismus" an der Uni Dortmund mit beinahe jedem Thema auseinandergesetzt. Seine Aussagen: "Stadttheater soll Stadttheater machen - und nicht Events." "Das Publikum will im Theater das finden, was man kennt und sich dabei nicht langweilen." "Theater ist dafür da, schlau und raffiniert zu sein; deshalb darf es auch fordern und muss nicht nur unterhaltsam sein." "Was man messen kann, wie Zuschauerzahlen, soll man messen, aber dabei nicht die Demut vor dem verlieren, was Theater kann, was eben nicht messbar ist." "Für mich gehört zur Relevanz des Theaters nicht, dass man das Gehäuse für Mozart ist, aber was draußen auf der Welt passiert, bleibt draußen."

"Das schönste Opernhaus der Welt"

Wunderbar vor allem die Verbeugung Noltzes vor dem Musiktheater im Revier: "Sie haben hier das schönste Opernhaus mit dem wunderbarsten Theaterfoyer aller Theater der Welt." Und er freute sich auch über das voll Haus: "Bei einer ähnlichen Veranstaltung in Dortmund kam niemand..."
Nach einer kurzen Pause kamen Moderatorin und Gast dann mit dem Publikum ins Gespräch - beispielsweise darüber, ob Theater nur leichte Kost sein soll. "Es kommt auf meine eigene Stimmung an, wie ich einen solchen Abend aufnehme", erklärt eine Salon-Besucherin. "Bin ich schlecht drauf, nervt es mich, wenn eine Leiter das ganze Bühnenbild ist, und frage mich: Was soll das denn? An so einem Abend lasse ich mich lieber von einem tollen Format wie "MiR goes Queen" unterhalten."

Schule und Theater

Auch ein Thema des Abends: Schule und Theater. Eine anwesende Lehrerin ist sicher, dass sie die volle Aufmerksamkeit der Schüler weckt, wenn sie mit ihnen ins Theater geht. Schnell stellen sich Fragen, ob auch das ins Theater gehen geübt werden muss. "Gut wäre jedenfalls, wenn beide Institutionen öfter zusammen kommen würden", findet Noltze. "Jeder Platz, der frei bleibt, ist eigentlich ein Skandal."
Schon geht die Diskussion in eine politische Richtung, was - richtig - zur Frage führt: Muss sich Theater stärker politisch positionieren? "Es gibt ja nichts Unpolitisches im Theater - von der Stückauswahl bis hin zur Inszenierung. Aber ja, es dürfte noch mehr sein", findet Noltze. "Es geht ja nicht darum, ein bisschen für die SPD oder die CDU oder die FDP oder so zu sein. Wenn es um die Grundfesten unseres Lebens, unserer Demokratie geht, dann muss Theater sich positionieren!"
Fazit: Man darf nicht vergessen, dass die Welt der Theaterfreunde nicht die gleiche ist, wie die da draußen. Aber es ist schön, dass man sich beim "MiR.Salon"-Abend in dieser treffen und austauschen kann...

Weitere Termine:

- Am Dienstag, 7. März, 19 Uhr geht es um das Thema "Besucher oder Feuilleton - Für wen spielen wir Theater?".

- Am Dienstag, 16. Mai, 19 Uhr wird die Frage "Wie modern darf es sein - was darf und soll Regietheater?" gestellt.

Im MiR.Salon: Dramaturgin Anna Grundmeier (rechts) moderierte den Abend mit Professor Holger Noltze.
Für eine tolle, gemütliche Atmosphäre hatte das Musiktheater im Westfoyer zum ersten "MiR.Salon" gesorgt. Fotos: Gerd Kaemper
Fotos: Gerd Kaemper
Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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