Dagmar Eckart: Es gibt viel zu tun für Frauen

Die neue Leiterin der Gleichstellungsstelle der Stadt Gelsenkirchen, Dagmar Eckart, freut sich auf die Aufgaben, die vor ihr liegen. Nicht zuletzt weil sie auch ihre persönliche Interessen treffen und ihr eine Herzensangelegenheit zu sein scheinen. Foto: Gerd Kaemper
  • Die neue Leiterin der Gleichstellungsstelle der Stadt Gelsenkirchen, Dagmar Eckart, freut sich auf die Aufgaben, die vor ihr liegen. Nicht zuletzt weil sie auch ihre persönliche Interessen treffen und ihr eine Herzensangelegenheit zu sein scheinen. Foto: Gerd Kaemper
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„Bisher wurde in Gelsenkirchen nur ein Name genannt, wenn es um die Gleichstellungsstelle ging: Der von Gaby Schäfer, die im letzten Sommer nach 33 Jahren im Amt als Leiterin der Gleichstellungsstelle in den Ruhestand ging. Da musste erst einmal gesichtet werden, wer in die Fußstapfen passt, die Gaby Schäfer hinterlassen hat“, schilderte Oberbürgermeister Frank Baranowski ehe er der neuen Leiterin der Gleichstellungsstelle der Stadt Gelsenkirchen, Dagmar Eckart, ihre Ernennungsurkunde überreichte.

Eine erfahrene Frau in der Verwaltungsarbeit

Mit Dagmar Eckart wurde eine Frau gefunden, die sich seit 34 Jahren in verschiedenen Bereichen und Positionen der Stadtverwaltung profiliert hat und dabei auch so manches über das Miteinander der Geschlechter erleben konnte.
Frank Baranowski hob hervor, dass sie immer wieder mit neuen ihr gestellten Aufgaben unbekanntes Terrain betreten hat und sich dort nicht nur schnell zurecht gefunden hat, sondern das ihr entgegengebrachte Vertrauen auch bestätigte.
„Dagmar Eckart hatte von 2009 bis 2013 die Leitung der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien inne und bewältigte ihre Aufgabe hier wirklich gut. Später war sie Leiterin der Stabsstelle Kommunale Prävention und dabei auch für das Projekt „Kein Kind zurücklassen!“ zuständig. Dabei machte sie sich weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen. Und auch als Leiterin der Abteilung Flüchtlinge und Wohnungslose im Referat Soziales konnte sie sich profilieren“, lobte das Stadtoberhaupt.
Der Verwaltungschef sinnierte auch kurz darüber, dass theoretisch auch ein Mann hätte in Frage kommen können für die Leitung der Gleichstellungsstelle, aber „das wäre schwer vermittelbar gewesen“.

Es hätte auch ein Mann werden können

Umso mehr freute sich Baranowski als Dagmar Eckart das Angebot ohne langes Zögern schnell angenommen hat. „Denn es ist wichtig in dieser Position jemanden zu haben, der die Stadt kennt, die Verwaltung kennt und auch das Umfeld der Gleichstellungsstelle“, resümierte der Oberbürgermeister.
Die neue erste Frau in der Gleichstellungsstelle ist 60 Jahre alt, verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin absolvierte sie ein Studium zur Diplom-Sozialpädagogin und engagierte sich auch in der Frauenbewegung.
„In meiner Zeit bei der Verwaltung habe ich viele Bereiche kennengelernt und bin immer offen für Neues. Aber nachdem 1958 das Gesetz zur Gleichstellung erlassen wurde, habe ich nicht damit gerechnet, dass ich mich 60 Jahre später noch einmal mit der Frauenbewegung beschäftigen muss“, verriet Dagmar Eckart.
Nur leider sieht sie derzeit viele Rückschritte in der Gesellschaft, die die Frauen zurück zu Kindern und Küche bewegen wollen. Völlig unverständlich ist ihr auch die Diskussion darüber, dass der Sexualkundeunterricht abgeschafft werden soll.

Gleichstellung statt Gleichmacherei

Was ihre neuen Aufgaben betrifft, so will Eckart zunächst genau hinsehen, um zu ermitteln wie der Stand der Dinge ist in Sachen Gendergerechtigkeit. „Aber ich möchte keine Gleichmacherei propagieren, sondern Gleichstellung“, setzt sich die neue Leiterin der Gleichstellungsstelle zum Ziel.
Sie möchte die Frauen ermutigen sowohl im Berufsleben wie auch in den eigenen vier Wänden und sieht hier die Problematik der zunehmenden häuslichen Gewalt. An dieser Stelle denkt sie auch an einen Gewaltschutz für Flüchtlingsfrauen und deren Kindern.

Frauen Mut machen, politisch zu werden

Aber 100 Jahre nachdem die Frauen das Wahlrecht für sich erwirkt haben, möchte sie die Frauen auch ermutigen sich politisch zu engagieren. „Wir haben derzeit eine Tiefstquote was den Anteil an Frauen im Landtag betrifft. Darum hätte ich viel Spaß daran, mit Mädchen ein Aktionsprogramm Politik zu starten“, schildert Eckart.
Sie möchte aber auch „ohne Schere im Kopf“ an ihre Aufgaben gehen, denn sie glaubt, das Gleichstellungschancen in beiden Richtungen betrachtet werden müssen. Andererseits sieht sie, dass die Frauen heute einen besseren Zugang zur Bildung haben, es aber mit dem Eintritt in den Beruf wieder schwieriger für sie wird, sei es hier die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Pflegephase für Angehörige. Denn solche Aufgaben bleiben in der Regel an der Frau hängen.
Darum sagt Dagmar Eckart auch ganz klar: „Es hat sich eine Menge getan, aber es gibt noch viel Luft nach oben.“ 

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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