All that Jazz: Der 24. Gladbecker Jazzworkshop im Test

Die Band gibt "I feel good" und "Comin home baby" zum Besten. | Foto: Kariger
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  • Die Band gibt "I feel good" und "Comin home baby" zum Besten.
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Der Jazz-Workshop der Gladbecker Musikschule hat, das ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, eine lange Tradition. Zum 24. Mal fanden am vergangenen langen Wochenende Hobby-Musiker aus der Region zusammen und studierten gemeinsam Stücke für das sonntägliche Abschlusskonzert ein. Anfänger seien stets willkommen, hieß es - höchste Zeit für einen Selbstversuch.

Alles beginnt am Donnerstag. Lange hatte ich mit mir gerungen. Noch nie hatte ich als Musiker auf einer Bühne gestanden, noch nie in einer Band gespielt. Die Gelegenheit aber schien perfekt: Anfänger willkommen, Unterricht, Jazz. „Im Gegensatz zur Rockmusik ist der Rhythmus beim Jazz triolisch“, sagt mein Schlagzeugdozent Alexander Greif. „Bitte?“, sage ich. Schon bei der ersten Sitzung im Dachgeschoss der Musikschule wird klar: Obwohl ich seit einiger Zeit in meiner Freizeit Schlagzeug spiele, macht mich das noch lange nicht zum Schlagzeuger. Noch ein paar musikalische Fachbegriffe fliegen mir um die Ohren, dann gestehe ich, noch nicht eine einzige Minute Unterricht genossen zu haben. „Ah, okay“, sagt Alexander Greif. Und dann, zu meiner Überraschung: „Kein Problem.“ Nach etwa zehnsekündigem Vorspielen steht fest, für welche Workshop-Band ich spielen werde. Es läuft, denke ich mir.

Sprung ins kalte Wasser

Eine halbe Stunde später packt die Band ihre Instrumente im Proberaum aus. Die Band, das sind Elke (Bass), Horst und Hannes (Saxophon), Elmo und Werner (Gitarre), Achim (Gesang) und ich. Für uns ist Piano-Dozent Martin Lelgemann zuständig, der mit „I feel good“ von James Brown und „Comin home baby“ von Ben Tucker zwei moderate, eher am Pop orientierte Stücke für die Truppe ausgesucht hat. Einmal kurz die Songs angehört, dann springen alle ins kalte Wasser. Elmo und Werner grooven mit ihren Gitarrenriffs, kurz darauf setzen Horst und Hannes mit den Bläsern ein, Achim rockt los, Elke sieht ganz entspannt aus und nickt mir aufmunternd zu. Ich gebe mir einen Ruck und bearbeite das Schlagzeug, hinter dem ich mich eigentlich verstecken wollte.

Irgendwann hören alle auf. Martin Lelgemann kratzt sich - übrigens nicht zum letzten Mal - am Kopf und beginnt dann, mit den Musikern über Tonarten, Akkorde, Zählzeiten, Pentatoniken und andere Kuriositäten zu sprechen, während er mit mir schnell darin übereinkommt, dass ich auf alle Spielereien und Sperenzchen zugunsten von Sicherheit verzichte. Am Ende des Tages habe ich das unbestimmte Gefühl, mich vielleicht doch zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben, noch nicht so weit zu sein. Außerdem fühlen sich meine Oberschenkel an, als hätte ich einen Halbmarathon im Sackhüpfen hinter mir.

Alles wird gut

Doch siehe da, mit der Zeit bekomme ich Sicherheit, verstehe langsam, wie die Stücke aufgebaut sind, welche Passage welche ablöst und wer nach wessen Solo an der Reihe ist. Die Stimmung ist locker, fast familiär - manch einer ist bereits zum fünfzehnten Mal (in Folge!) dabei. Zwischen den Proben ist reichlich Zeit für Fachgespräche („Wie hieß nochmal der erste Bassist von Miles Davis?“) und einige aufmunternde Worte („Jens, an der Stelle darfst du auf keinen Fall die Offbeats spielen, sonst kommst du direkt in die Hölle“).

Kurz vor der Aufführung am Sonntag denke ich daran, was ich in meinen Bericht schreiben werde: Dass wir die Songs gespielt haben, dass die Show, das ganze Wochenende ein großes Musikfest gewesen ist, dass niemand im Publikum komisch geguckt hat - aber vor allem, dass ich nur jedem diesen Workshop ans Herz legen kann. Egal ob Fortgeschrittener oder blutiger Beginner: Blamieren kann sich niemand.

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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