Sattelfest Haltern: Rad und Hilfe

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Es ist nicht ganz 200 Jahre her, als der badische Forstbeamte Karl Drais aus Frust über das teure Pferdefutter die Urform des Fahrrades erfand. Heutzutage ist es jedoch nicht nur das teure Benzin, das die Menschen auf den Drahtesel treibt. Wie Sportsgeist, Umweltbewusstsein, praktisches Denken und Sparsamkeit mit zwei Reifen zu verwirklichen sind, konnte man beim ersten Halterner Sattelfest erleben.

Es war eine gelungene Premiere: Unter dem pfiffigen Namen "Sattelfest" präsentierte sich die Halterner Innenstadt zum ersten Mal als hochwertige Fahrradmesse mit breitem Angebot. Von der Klingel bis zum Elektrorad spannte sich der Bogen, und zahlreiche Anbieter gaben sich zwischen Altem Rathaus und Sixtuskirche ein Stelldichein.

Die erste Lektion hatte man spätestens nach einem kleinen Rundgang über den Marktplatz gelernt: Fahrrad ist nicht gleich Fahrrad. Die blank polierten und aus edlen High-Tech-Materialien geformten Ingenieursprodukte, die hier an den Ständen glänzten, hatten nicht mehr viel mit den simplen Drahteseln unserer Eltern und Großeltern gemein. "Vor allem Pedelecs sind gefragt", erklärte etwa Jaqueline Preuß vom Halterner Fachgeschäft mcw Trendbikes, womit sie auf die immer beliebter werdenden Räder mit elektrischem Hilfsmotor Bezug nahm.

Wer hier die rasende Entwicklung nur am Rande verfolgt hatte, war oft überrascht: Die kleinen und leistungsstarken Motoren fügen sich immer dezenter in die Gesamtkonstruktion ein. "Inzwischen gibt es Front-, Mittel- und Heckmotoren, und jedes Antriebskonzept hat seine Vor- und Nachteile", erläuterte die Fachfrau und bewies anhand der vorhandenen Modelle, dass moderne Pedelecs längst den Ruch des klobigen Seniorenbeschleunigers verloren haben. "Die größte Nachfrage besteht zwar immer noch bei den alltagstauglichen Trekkingrädern", so Preuß, "aber auch Mountainbikes mit Elektromotor werden immer beliebter." Nicht ohne Staunen blicken die Besucher auf ein breitreifiges Modell mit unauffälligem Hilfsmotor, dessen bissiges Reifenprofil den Anschein machte, als ob es den Dachsberg zum Frühstück verspeisen könnte.

"Allerdings können sie mit einem solchen Rad nicht im öffentlichen Raum fahren", mahnte Detlef Marks von der Polizeidirektion Verkehr des Kreis Recklinghausen. Zusammen mit einigen seiner Kollegen war der Hauptkommissar an einem Stand auf dem Markt vertreten. "Ein Moutainbike ohne verkehrssichere Ausrüstung wie etwa die Beleuchtung gilt als Sport- und Spielgerät", erklärte Marks. So bleibt das Revier solcher Bergräder eher auf Wald- und Feldwege sowie abgesperrte Strecken begrenzt.

Wer Fragen zur Sicherheit mit seinem normalen Alltagsrad hatte, war bei den Beamten aber bestens aufgehoben. Geduldig und ausführlich erklärten Hauptkommissar Marks und seine Kollegen zum Beispiel, warum eine mit Panzerband ans Schutzblech geklebte Taschenlampe keine fachgerechte Beleuchtung ist, wie man sich auf einem Schutzstreifen zu verhalten hat, und warum ein zu betrunkener Radfahrer unter Umständen zum Idiotentest muss. Für gute Unterhaltung sorgte am Samstag zudem die Landesturnriege der Polizei, die im feschen Streifenkostüm akrobatische Meisterleistungen aufführte.

Am Sonntag wäre es für solche Turnübungen wohl etwas zu nass gewesen, denn ein breites Regenband ließ seinen Segen reichlich auf die Innenstadt niedergehen. Dennoch blieb es auf dem Markt keinesfalls leer, im Gegenteil: Der Besucherstrom ließ sich auch von ein wenig Wasser nicht abhalten, sich an den überdachten Messeständen umzusehen oder sich über die neuesten Technologien oder Verkehrsrichtlinien zu informieren. Ganz Tapfere nutzten auch die kostenlosen Tourenangebote, die die Teilnehmer per Pedales zu den schönsten Ecken der Seestadt führte.

Viele weitere Aktionen und Stände rundeten das Angebot beim ersten "Sattelfest" ab, so dass einer Wiederholung nichts im Wege zu stehen scheint.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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