Ge(fuß)balltes Fachwissen

Damit jeder mitreden kann | Foto: Gerd Altmann / pixelio.de
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Ein Kompaktkurs zu den wichtigsten Fußballbegriffen.
Teil 1: Rund um den Ball

Bevor sich ernste, heftige oder gar tiefgehende Gespräche über Fußball entwickeln – und damit ist in der nächsten Zeit ja durchaus zu rechnen –, sollten wenigstens die wichtigsten Fachbegriffe dieser schönen Sportart geklärt sein. Und deshalb freue ich mich, den geschätzten Leser(inne)n des Lokalkompass hiermit noch rechtzeitig zur Fußball-EM 2012 einen kleinen Intensivkurs anbieten zu können. Nachdem Sie ihn durchgearbeitet haben, können Sie sofort überall mitreden, selbst wenn Sie bisher eher Fußballignoranten oder -abstinenzler waren.

Geschichtliches

Vielleicht haben Sie auch schon mal in einer Glosse oder Satire gelesen, der Fußball stamme (wie die meisten Ballsportarten) aus dem Ballkan, dem Balltikum oder von den Ballearen. Das mag ja für gutgläubige Außenstehende plausibel klingen, gilt aber inzwischen als widerlegt: das Mutterland des Fußballs ist England. Das – und noch einiges mehr – sollten Sie aus diesem Kompaktkurs mitnehmen.

Die Spieler

Grundsätzlich unterscheidet man bei den Fußballspielern vom Typ her den eher kämpferischen, groben Athleten („Ballermann“) und den mehr ballverliebten, feinmotorisch begnadeten Spieler, der die Ballistik beherrscht (das ist die Abkürzung für Ballartistik). Die meisten Spieler streben nicht nach großen Besitztümern, ihr vorrangiges Interesse gilt lediglich dem Ballbesitz. Der allerdings zieht oft Kosten in Form einer Zahlung in die Mannschaftskasse nach sich; man spricht dabei von der Ballabgabe (für die oft enge Fristen gesetzt sind).

Die Hauptsache: der Ball

Die größte Aufmerksamkeit beim Fußballspiel gehört dem Ball, auch Leder, Pille oder Ei genannt. Er bestimmt die Laufrichtung der Spieler und die Schwenkrichtung der Kameras. Seit jeher wird ihm in Fußballkreisen nachgesagt, er sei rund. Da dafür der Beweis aber bisher nicht erbracht worden ist (gerade beim sogenannten Eckball gibt es diesbezüglich erhebliche Zweifel), handelt es sich hierbei lediglich um eine Annahme, die sogenannte Ballannahme; dieser wird von den Trainern bei Übungseinheiten oft große Beachtung geschenkt.

Wird der Spielball wegen zu starker Abnutzung, Erkrankung (häufig: Lederzirrhose) oder grober Mißhandhandlung (z. B. Kontakt mit bengalischem Feuerwerkskörper) gegen einen anderen ausgetauscht, so spricht man von einem Ballwechsel. Ein solcher ist auch dann erforderlich, wenn es dem Ball eigentlich noch gutging, er sich aber über die Ballustrade hinweg in die Zuschauerränge verirrt hat. Denn dann wird er in der Regel (einer, die nicht im Regelheft steht) von einem der vielen dort eingeschleusten Undercover(hobby)torwarte unter Kontrolle gebracht und nicht mehr herausgegeben. In denglischer Terminologie nennt man Fänger derartiger „Überraschungseier“ auch "random keeper", wobei "random" andeutet, daß es sich um ein Ereignis am Rande handelt. Aber das nur am Rande.

Ist ein Ball nur leicht beschädigt worden, wird er nach Spielende einem Fachmann anvertraut, der dann eine Ballbehandlung durchführt. Bei äußeren Schädigungen hilft oft ein spezieller Ballsam. Aber auch psychische Gründe können eine Versorgung erforderlich machen, z. B. wenn der Ball wegen zu geringer Inanspruchnahme durch die Akteure (auch so etwas kommt vor, haben mir Fans aus Köln und Berlin berichtet) unter Minderwertigkeitskomplexen leidet oder wenn sein Ballgefühl stark verletzt wurde. Bälle können sogar Gefühle wie Liebe entwickeln, davon zeugt der häufige Begriff Ballverliebtheit. In bestimmten Bädern können sich Bälle auch einem neuen Spezialverfahren unterziehen, man nennt es Ballneotherapie.

Der Ausrichter eines Turniers – im Falle der EM ist das die UEFA – hat sicherzustellen, daß stets genügend Ersatzbälle zur Verfügung stehen und somit eine große Ballsicherheit gewährleistet ist. Aufbewahrt werden die Bälle in einem Behältnis, das in der Aussprache dem Nachnamen eines französischen Schriftstellers (Honoré de B.) und der niederländischen Bezeichnung für eine praktische männliche Vorrichtung ähnelt, dem Ballsack. Daß Bälle lackiert werden, ist übrigens ein Irrtum. Zu diesem kam es vor einigen Jahren offenbar dadurch, daß eine angesehene Zeitung den Namen Ballack (so heißt ein ehemaliger deutscher Nationalspieler) versehentlich mit Dreifach-l schrieb.

Doping

Da sich ja niemand unnötigerweise den Ballast absägen will, auf dem er sitzt, ist das Thema Doping für Ballspieler tabu. Dies bestätigte vor kurzem noch ein prominenter Vertreter des DFB in der Sendung „Volle Kanne“, moderiert von Andrea Ballschuh. Höchstens gestatte man sich gelegentlich ein paar Tropfen Balldrian, zur Beruhigung nach unverstandenen Schiedsrichterentscheidungen oder zum Wiederherstellen der inneren Ballance.

Sportsprachliches

Zwischen den erzielten Toren (als den unmittelbarsten Erfolgen) und dem Reichtum (als einer der möglichen Spätfolgen) gibt es als temporäre Zwischenbemessungsgrundlage auch noch die Punkte. Um die Tätigkeit des Anhäufens dieser Punkte besser ausdrücken zu können, trat in den letzten Jahren neben das Substantiv Punkte auch noch das Verb punkten. Dieses Phänomen nennt man Verballisierung.

Schutz und Schirm

Obwohl man allgemein die wichtigste Tätigkeit des Fußballspielers „schießen“ nennt, braucht man in diesem Sport keine Patronen. Zwei Patrone hat man allerdings schon: Was für die Jäger der heilige Hubertus und für die Autofahrer der heilige Christophorus, das sind als Schutzpatrone für die Ballspieler der heilige Ballthasar und der heilige Ballduin. Was soll da noch schiefgehen?

Bildquelle:
Gerd Altmann / pixelio.de

So ganz nebenbei:
Für alle „Fußballexperten“ (mit und ohne Gänsefüßchen), die bei „Tor oder kein Tor?“ noch keine Lösung gefunden oder vorschnell falsch getippt haben, sei die Lösung hier verraten: Richtig ist Antwort B.

Damit jeder mitreden kann | Foto: Gerd Altmann / pixelio.de
Ein Symbol für alle, die ihr Leben lang stets getreten werden. | Foto: Gerd Attmann / pixelio.de
Autor:

Theo Grunden aus Hamminkeln

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