Iserlohner engagiert sich mit "UDOY" in Bangladesh

Das Foto aus dem Jahr 2005 zeigt die Schüler der Schule in Barai in ihrer neuen Schulkleidung und dank der Hilfe aus Deutschland angeschafften Schulmobiliars. | Foto: Siegfried Schmidt
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  • Das Foto aus dem Jahr 2005 zeigt die Schüler der Schule in Barai in ihrer neuen Schulkleidung und dank der Hilfe aus Deutschland angeschafften Schulmobiliars.
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Siegfried Schmidt hat vor langer Zeit in Bangladesch sein Herz verloren, nicht nur an seine Ehefrau Helen, die er dort bei seinem ersten Besuch 1989 kennen- und lieben lernte, sondern auch an das südasiatische Land an sich und vor allem die gastfreundlichen Menschen.

Von Christoph Schulte

Seitdem besuchte der pensionierte Pädagoge den Staat zwischen Indien und Myamar mit einer Fläche von 147.570 km² und seinen über 160 Millionen Einwohnern - damit gehört Bangladesch zu den zehn Staaten mit der höchsten Bevölkerungsdichte weltweit- mehr als 30mal. "Bei diesen Reisen merkt man erst mal, welch tolles Leben wir hier in Deutschland führen", erkannte der Iserlohner sehr schnell, "Bangladesch hat zwar in den letzten Jahren durchaus einen wirtschaftlichen Aufschwung genommen, doch gerade außerhalb der Millionenmetropolen wie Dhaka leben die Menschen nach wie vor in landwirtschaftlich geprägten Dörfern und in großer Armut. Und zwei dieser Dörfer - Tantar, der Heimatort seiner Frau, und Barai - beide ganz im Osten an der Grenze zu Indien gelegen - liegen Siegfried Schmidt besonders am Herzen.

"Man kann mit wenig viel bewegen"

"Immer wieder wurden wir dort von Einheimischen angesprochen, ob wir nicht irgendwie helfen könnten", erinnert sich Siegfried Schmidt noch genau an die Anfänge seines Engagements. Und er zögerte keinen Moment und half. Nachdem er zunächst Bekleidung in Form von Saris (für Frauen) und Lunghis (für Männer) verteilt und das Schulgeld für die Kinder von bedürftigen Familien übernommen hatte, wurde die Schule in Barai das erste größere Hilfsprojekt der Schmidts. "Als ich die Schule dort zum ersten Mal sah, war ich regelrecht geschockt", so Siegfried Schmidt. Das Schulgebäude war eine notdürftig hergerichtete Scheune mit Wellblechdach ohne jegliche Innenausstattung. Lediglich für den Lehrer gab es einem Stuhl, während die Kinder auf dem Boden sitzen mussten. Schränke, Toiletten und fließend Wasser waren ebenfalls Fremdworte. "Da war mir sofort klar, dass ich dort zusammen mit meiner Frau etwas unternehmen musste", blickt der Iserlohner zurück. Nach und nach wurden Tische und Stühle angeschafft, eine Toilette installiert, Wasserpumpen und Ventilatoren gekauft und einfache Schulkleidung, die vor Ort genäht wurde, für die Kinder finanziert. Im Laufe der Jahre haben sich auch die baulichen Verhältnisse etwas gebessert, denn inzwischen konnte die Schule in ein neues festes Schulgebäude umziehen.
Wenn auch bei diesem Hilfsprojekt inzwischen Licht am Horizont zu erkennen ist, taten sich doch schnell weitere Betätigungsfelder für Siegfried Schmidts "Helferherz" auf. "Durch die intensiven Kontakte meiner Frau, die fast täglich mit ihrer Heimat telefoniert, erfahren wir immer wieder von neuen Hilfeanfragen", berichtet der Iserlohner. Mal sei es eine Anschubfinanzierung für ein kleines Geschäft, das die Selbstständigkeit ermöglicht, mal eine finanzielle Hilfe für Bedürftige bei der Anschaffung einer Prothese oder notwendigen, aber ansonsten für die Betroffenen häufig unbezahlbaren Operationen, und dann wieder die Unterstützung der Schule eines Waisenhauses. "Ein besonderes Projekt war auch die Bereitstellung von einfachen Brillen, die in ihrer Sehstärke verstellt werden konnten, und die für die Nutzer in Bangladesch ein echtes ,Aha-Erlebnis' und neue Lebensqualität bedeuteten" so Siegfried Schmidt, der sich immer wieder darüber freut, "wie man in Bangladesch noch mit wenig Geld viel bewegen kann."

Einschneidende Veränderung

Vor rund einem Jahr vollzog sich dann eine einschneidende Veränderung in dem Hilfe-Engagement des Iserlohners. "Ich hatte zuvor schon häufiger Angebote von Spenden. Aber die Abwicklung funktioniert einfacher, wenn die Spendengelder über einen Verein fließen." Und so gründete Siegfried Schmidt im Juli 2016 zusammen mit sieben Mitstreitern den gemeinnützigen Verein "UDOY e. V.". Udoy ist das bengalische Wort für Sonnenaufgang. "Durch die offizielle Vereinsgründung konnten wir auch die Hagener Georg-Kraus-Stiftung als zusätzlichen Unterstützer gewinnen, was unsere finanziellen Möglichkeiten natürlich weiter verbessert." Schließlich erreichen Siegfried Schmidt nach wie vor fast täglich neue Hilfsanfragen. Seit 2016 wird von dem Verein eine weitere Schule in Tantar unterstützt, während in Barai dank der Hilfe aus Deutschland Anfang 2017 eine Vorschulklasse eingerichtet werden konnte. Gleiches gilt für eine neue Klasse für Erwachsene, die Lesen und Schreiben lernen wollen, und die komplett durch den neuen Verein finanziert wird. Auch finanziert UDOY e.V. seit Anfang Juli 2017 die Ausbildung von zwei im Dorf Tantar dringend benötigten Elektrikern, zwei Hebammen sowie einem Klempner.
Ebenfalls konnte in Tantar Anfang des Jahres die erste öffentliche Bibliothek weit und breit eingeweiht werden. "Wir als Verein finanzieren neben dem Kauf der Bücher auch die Miete und die Bezahlung des Personals", erläutert der Iserlohner, um schmunzelnd hinzuzufügen: "Das erste Buch, das angeschafft wurde, war ,Das Tagebuch der Anne Frank' auf Bengalisch."
Eine weitere Herzensangelegenheit für Siegfried Schmidt und ein neues Projekt ist die Aufklärung der Menschen über Diabetes. "Viele Bewohner leiden unter dieser Volkskrankheit, wissen aber häufig aufgrund fehlender Informationen nicht, wie sie richtig damit umgehen können."

Traum: Eine eigene Schule

Und schließlich hat auch Siegfried Schmidt noch einen echten Traum: "Das ist der Aufbau einer eigenen Schule insbesondere für Mädchen." Doch das sei momentan noch Zukunftsmusik, da für dieses Projekt ja auch Landkauf notwendig sei und das ist auch in Bangladesch ziemlich teuer. "Aber Träumen muss ja erlaubt sein", lautet das Motto des UDOY-Vorsitzenden, und wer Siegfried Schmidts Engagement kennt, weiß, dass aus Träumen auch schon mal Realität werden kann.
Deshalb freut sich der Verein UDOY e.V. neben Spenden vor allem auch über neue Mitglieder (Jahresbeitrag ab 20 Euro), damit die zahlreichen bestehenden und neuen Projekte auch weiter kontinuierlich gefördert werden können.

Kontaktinformationen: UDOY e.V., Anemonenweg 33, 58638 Iserlohn, Tel.: 02371/350398,
E-Mail: info@udoy.de;
Internet: www.udoy.de;
IBAN: DE10 4455 0045 0007 0080 48, BIC: WELADED1SL Seit ihrer Einweihung Anfang 2017 wird die öffentliche Bibliothek in Tantar ständig rege genutzt.

Autor:

Lokalkompass Iserlohn-Hemer aus Iserlohn

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