Eine kleine Geschichte über Helga aus Lünen

Eine kleine Geschichte über Helga aus Lünen.
Helga ist eine zierliche Frau, Ende 50, blond mit liebenswertem Gesicht, die seit einigen Jahren bei einer Selbstbedienungsbäckerei in Lüner Zentrum arbeitete.
In den Jahren ist sie unter den Kunden allgemein bekannt geworden. Jeder der bei dem Bäcker einen Kaffee trinken oder eine Kleinigkeit essen wollte, traf Helga.
Sie war freundlich, hatte immer ein gutes Wort für einen und immer mit einem Lächeln im Gesicht. Sie war wie ein Sonnenschein in düsteren Tagen. Die gute Seele der Bäckerei. Wenn man da war traf man sie gerne.
Sie hatte oft dafür gesorgt, dass die Menschen sich bei dem Bäcker wohlfühlten, auch durch die kleinen Taten, die sie aufmerksam und unauffällig für die Kunden erledigt hat.
Als Kundin spürte ich ein gutes Teamwork, ging gerne dort Kaffee trinken und etwas essen.
Als ich das letzte mal Helga traf, waren es Außen 40 Grad Celsius. Für mich unerträglich! Drin war es noch wärmer. Die Mitarbeiterinnen taten mir richtig leid, zumal sie bei den Temperaturen noch am Backofen stehen mussten. Helga war schweißgebadet und etwas blass. Sie war mit den Kräften am Ende. Ich wechselte mit ihr paar Worte Bedauerns und flüchtete ganz schnell nach Draußen in den Schatten. Sie war trotz Allem freundlich wie immer und freute sich schon auf ihren Urlaub.
Urlaub! Endlich eine Pause nach den langen Tagen, Ende August und nachdem die Anderen schon vorher in den Genuss gekommen sind… das hat sich Helga mit Sicherheit verdient. Dachte ich…
Jetzt hatte ich plötzlich erfahren, dass Helga nicht mehr da ist, sie ist nicht im Urlaub, sie wurde gekündigt! Und nicht nur sie, sondern auch andere Kolleginnen.
Warum? Prägte sich die Frage in meinem Kopf. Ich verstand das nicht.
Warum auch immer… und was auch immer, bestimmt nach Paragraphen und Vorschriften…
Mir ist das Brötchen im Hals stecken geblieben!
Nichts zählt mehr! Nur Dauerbereitschaft und Leistung, auch bei 40, 50, 60… Grad. Weiß nicht wie weit das gehen soll… Es findet sich bestimmt jemand, der bei 80 und mehr Grad bereit ist bei diesem Bäcker zu arbeiten. Wir könnten uns überbieten... Schneller, weiter… Aber wo bleibt das Zwischenmenschliche, die kleinen Freuden, das Lächeln, die kleinen Aufmerksamkeiten und Gesten, ein gutes Wort?
Helga ich vermisse Dich, wir vermissen Dich. Seit dem Du und deine Kolleginnen nicht mehr da sind, ist der gute Charakter des Bäckers verschwunden.
Kommen, Kaufen, Gehen…
Der Kaffee schmeckt mir dort nicht mehr, wenn ich an Dich und deine Kolleginnen aus naher Vergangenheit denke.
Ich werde den Bäcker boykottieren. Nur aus Prinzip. Wer weiß wer der nächste ist.

Elisabeth

Autor:

Elisabeth Schimanski aus Lünen

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