Weltuntergang im Wallzentrum: Inszenierung "Der Ring" des Schloßtheaters feiert Premiere

Fotoprobe zur Auffuehrung Der Ring des Schlosstheater Moers am Mittwoch 21.02.2018 in Moers. Foto: fotostudnar / Jakob Studnar
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Spielort Moerser Parkdeck: Mit einem Megafon ruft Göttervater Wotan (gespielt von Frank Wickermann) zum Kampf um den aus Rheingold geschmiedeten Ring.

Von David Weierstahl

Der riesige Leopard-II-Panzer aus Karton rollt los, das Kanonenrohr zielt auf Zwerg Alberich (gespielt von Matthias Heße). Er trägt den faustgroßen, rotleuchtenden Ring, der im Nibelungen-Mythos von Richard Wagner und Friedrich Hebbel seinem Besitzer maßlose Macht verleiht. Wotan gelingt, gemeinsam mit seinem untreuen und betrügerischen Berater Loge (gespielt von Magdalene Artelt) das Objekt der Begierde an sich zu reißen. Doch der Ring ist verflucht, der dramatische Weltenbrand nimmt seinen Lauf. „Verflucht sei dieser Ring! … Dem Tode verfallen, sterb er dahin, des Ringes Herr als des Ringes Knecht“, ruft Alberich zutiefst verbittert dem entrissenen Ring nach.
Der Ring-der-Nibelungen-Mythos um Figuren wie Göttervater Wotan, Zwerg Alberich und Held Siegried ist Grundlage der neuesten Aufführung des Schlosstheaters Moers. Inszeniert von Ulrich Greb, dem geschäftsführenden Intendanten und dramaturgisch von Larissa Bischof sowie Annika Stadler in die Moerser Fassung umgesetzt, feierte das Ensemble am Freitag, 23. Februar, Premiere im Wallzentrum. Insgesamt sechs Schauspieler verkörperten 16 klassische Rollen, die neu interpretiert wurden. Neben den erwähnten Darstellern spielten Lena Entezami unter anderem den Helden Siegfried, Patrick Dollas die Brünnhilde und Nils Kretschmer den Hagen von Tronje. Der 18-köpfige Bürgerchor des Schlosstheaters war gleichzeitig Rheintöchter, Walküre und Gefolge. Er unterstütze zudem die Darsteller bei den insgesamt fünf Spielortwechseln, die knapp 80 Zuschauer zu navigieren. „Es wird ein Wettlauf mit dem Publikum“, prophezeite Annika Stadler im Vorfeld. Sie behielt Recht.

Spielort Wallzentrum

Hinter den Glasfassaden des Ladenlokals Stoffpalette sitzt Hunding (gespielt von Matthias Heße) Bier trinkend und grimmig dreinschauend auf dem Klo. In seiner Hand hält er die rote Leine, mir der er Sieglinde, die Tochter Wotans (gespielt von Nils Kretschmer) in seiner Nähe hält. Das Publikum versammelte sich vor den gläsernen Wänden. Über Deckenlautsprecher übertrug das Technikteam den Ton aus dem Inneren des „Aquariums“. Siegmund, der Sohn Wotans tritt auf. Ohne von seiner geschwisterlichen Verwandtschaft zu Sieglinde zu wissen, befreit er seine Schwester und schwängert sie laut Nibelungen-Mythos später im Fortgang der Geschichte. Aus dieser inzestuösen Liebesbeziehung entstand Siegfried, der einige Szenen später vor den Büroräumen einer Baugesellschaft im Wallzentrum den zum Drachen gewordenen Riesen Fafner erschlägt.
Die Moerser Fassung der ursprünglichen Nibelungen-Saga mit dem Titel „Der Ring. Rheingold im Königssee“ ist in die drei Teile „Das Rheingold“, „Die Walküre/Siegfied“ und „Worms/Kriemhilds Rache/Götterdämmerung“ aufgeteilt. Das Stück dauert insgesamt drei Stunden, in denen die Darsteller ihr Publikum mit an die verschiedenen Spielorte im und um das Wallzentrum nimmt. So lernten die Zuschauer bei der Premiere etwa die unterkellerten Parkhallen, Verbindungsgänge und Wallzentrumsräume aller Ebenen kennen. „Jetzt sieht man mal, wie es im Wallzentrum überhaupt aussieht“, stellten zwei Zuschauer während eines Spielortwechsels im in die Jahre gekommenen Einkaufszentrum fest.

Den finalen Machtkampf trugen die nach vielen Auseinandersetzungen und Morden übrig gebliebenen Figuren in der City-Tanzschule aus. Wohlgemerkt während des regulären Unterrichts. Bei lockerer Lounge-Musik eroberte das Theater samt Publikum die Tanzfläche, auf der kurz zuvor noch einige Paare rhythmisch durch den Raum schritten. Mit viel Nebel verschwamm die letzte Szene, in der das Theater die Götterdämmerung, der Weltuntergang in der nordischen Mythologie dramatisch zelebrierte. Das Publikum würdigte die Aufführung mit langanhaltenden Applaus.

Der Ring ist Teil der Nibelungenprojektreihe „Uns ist in alten maeren wundrs vil geseit“, einer Kooperation von Schlosstheater Moers, dem Siegfried Museum Xanten und der Abteilung für Germanistik der Universität Duisburg/Essen. Mit freundlicher Unterstützung vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dem NRWKULTURsekretariat Wuppertal und der Freunde des Schlosstheaters Moers.

Autor:

Lokalkompass Moers aus Moers

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