"Es ist so schlimm wie im Zweiten Weltkrieg"

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Yoshio Yoshida kam 1969 zum ersten Mal nach Europa, um in Paris Kunst zu studieren.
1971 besuchte er zum ersten Mal Deutschland und zwar München. „Dort war Deutschland kurz vor den Olympischen Spielen künstlerisch sehr aktiv“, erinnert sich der heute 70-Jährige.
Der weltweit geschätzte Maler gestaltete 1976 ein großes Wandgemälde im Pressezentrum von Tokio, seine Werke wurden unter anderem vom Museum of Modern Art in New York angekauft. Seit 1977 wohnt Yoshida in Heiligenhaus, wo er mehrmals ausstellte und die Kirchenfenster für das Gemeindezentrum Oberilp gestaltete.
Als vor zwei Wochen das Erdbeben mit dem anschließenden, verheerenden Tsunami sein Heimatland traf, versuchte er sofort seinen Bruder zu erreichen, der 35 Kilometer von Sendai entfernt wohnt, nahe dem Epizentrum des gewaltigen Bebens. Nach Tagen war endlich ein schlechter Telefonkontakt hergestellt. „Es geht ihm gut. Trotz einer Darmkrebsoperation hatte er eine feste Stimme. An seinem Wohnort halten sich die Zerstörungen in Grenzen, die Flutwelle kam dort nicht hin, weil ein Gebirge dazwischen liegt.“
Sorgen macht sich Yoshida vor allem um die steigende Radioaktivität, von der auch sein zweiter Bruder betroffen ist, der in Tokio lebt. „Er handelt mit Musikinstrumeten aus Deutschland, er kommt regelmäßig zu Messen hierher. Ob er allerdings in diesem Jahr kommen kann, ist fraglich.“
Die Verwandten von Yoshidas Ehefrau Yoshiko sind von Erdbeben, Tsunami und Reaktorunfall nicht direkt betroffen, da sie im Süden des Landes wohnen. „Das ist eine Katastrophe wie der Zweite Weltkrieg“, findet die 65-Jährige, die ebenfalls Kunst und Kunstgeschichte in Paris studierte, wo sie ihren Mann kennenlernte.
Yoshio Yoshida stimmt seiner Frau zu. „Meine frühsten Kindheitserinnerungen sind die von dem zerbombten Tokio, wo es viele Zerstörungen und Hunger gab. Jetzt ist es ein bisschen ähnlich.“
Und nun wird Japan auch noch von einer Nuklearkatastrophe heimgesucht, ausgerechnet das Land,wo 1945 zwei Atombomben explodierten und Schlimmes anrichteten.
„Japaner reagieren sehr sensibel auf das Wort ‚Atom‘, das immer mit der Bombe in Zusammenhang gebracht wird. Deshalb wird bei Kraftwerken gerne von der Energie aus den ‚Kernen‘ geredet“, so der Künstler, der dankbar für das große Mitgefühl der Menschen in Deutschland ist. „Zufällig wurde vor 50 Jahren die deutsch-japanische Freundschaft geschlossen.“
Der Maler beschäftigt sich nicht nur damit, wie den Opfern ein Denkmal gesetzt werden kann, sondern auch, wie man den Überlebenden helfen kann. Mit dem Kunstverein Düsseldorf, wo er sein Atelier hat, überlegt er, eine Benefizveranstaltung zu organisieren.
„Die Menschen brauchen Zuneigung“, so Yoshida. Ihm fallen dabei die Fernsehbilder ein, die zeigen, wie eine aus den Trümmern gerettete kleine Katze die obdachlosen Menschen in einer Notunterkunft erfreute.
Der Exil-Japaner ist zuversichtlich, dass seine Landsleute auch diese Katastrophe meistern werden. „Es gibt dort eine natürliche Solidarität unter den Menschen. Nach dem schweren Beben vor 15 Jahren wurde Kobe auch schnell wieder aufgebaut.“

Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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