Von Beruf Altenpfleger: Mit Feingefühl, Know-How und viel Herzblut

Hauswirtschafterin Inge Dittmar (rechts) weiß, wie die Bewohner gerne ihren Kaffee trinken und was sie am liebsten zum Frühstück essen. | Foto: Ulrich Bangert
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  • Hauswirtschafterin Inge Dittmar (rechts) weiß, wie die Bewohner gerne ihren Kaffee trinken und was sie am liebsten zum Frühstück essen.
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Es ist ein anstrengender Beruf, das steht außer Frage: Sowohl körperlich als auch psychisch wird man tagtäglich gefordert. Im Gegenzug erfährt man viel Dankbarkeit, pflegt ein freundschaftliches Verhältnis zu den Kollegen und hat Kontakt zu Menschen mit unterschiedlichsten Lebensgeschichten. Was das Fachpersonal in einem Altenheim genau zu leisten hat, darum drehte sich dieses Mal alles im Rahmen der Serie "Der Stadtanzeiger will`s wissen". Gemeinsam mit der Auszubildenden Angela Agosti ging es im Senioren-Park "Carpe Diem" auf dem morgendlichen Rundgang zu den Bewohnern.

Die Hände müssen desinfiziert werden, die Einweg-Handschuhe landen in der Kittel-Tasche und die Handtücher werden sich unter den Arm geklemmt. Mit schnellen Schritten geht es zum ersten Zimmer. "Hier liegt eine verhältnismäßig junge Bewohnerin. Sie hat Multiple Sklerose und ist auf entsprechend viel Hilfe angewiesen", erklärt Agosti. Nach dem Anklopfen wird vorsichtig das Zimmer betreten. "Guten Morgen! Wie geht es Ihnen heute?" Mit freundlichen Worten und behutsam wird die Frau gewaschen und angezogen.
Zähne putzen, das Gesicht waschen, den Schmuck anlegen - was für die Meisten jeden Morgen einfache, routinierte Handgriffe sind, ist für einige ältere oder kranke Menschen eine große Herausforderung, nur schwer oder auch gar nicht machbar. "Wir greifen ihnen bei allem gerne unter die Arme", sagt Angela Agosti. Und das nicht nur im übertragenen Sinn, denn wer sich nicht bewegen kann, muss natürlich nicht den ganzen Tag im Bett liegen bleiben. Gekonnte Handgriffe und teilweise auch der Einsatz eines speziellen Lifts machen es möglich, dass es vom Bett in den sogenannten Cosi-Chair geht.

Frühstück: Im Zimmer oder im Frühstücksraum

Fittere Bewohner frühstücken gemeinsam im Frühstücks-Raum. Hier sorgt unter anderem Hauswirtschafterin Inge Dittmar für belegte Brote, aufgeschnittenes Obst und frischen Kaffee. Wer was am liebsten isst, das weiß sie inzwischen. Und so macht sie auch routiniert die Frühstücks-Teller der Bewohner fertig, die in ihrem Zimmer essen. "Einige von ihnen müssen das weiche Toast in mundgerechte Stücke geschnitten bekommen, andere müssen gefüttert werden", erklärt mit Agosti. Auf jeden würde individuell eingegangen werden. "Hier im Senioren-Park kann ich mir Zeit für die Frauen und Männer nehmen", hebt sie hervor. "Klar, ich muss natürlich alles schaffen, jeden versorgen und alles dokumentieren. Ich brauche aber nicht hektisch arbeiten. Das spüren die Bewohner auch, wir können zuhören, kennen jeden mit Namen, wissen über ihre familiäre Situation Bescheid und kennen die eine oder andere Geschichte aus ihrer Vergangenheit." Oft sind es Kleinigkeiten, die zählen und die gerne berücksichtigt werden - zum Beispiel, wenn eine Seniorin ein Lieblings-Deo hat, das sie benutzen möchte.

Alles wird dokumentiert

Nicht nur solche speziellen Wünsche und die Dosierung der Medikamente, auch die Menge der zu sich genommenen Kalorien und alle nötigen Handgriffe werden dokumentiert. Nicht ab und zu, nicht einmal die Woche, sondern jeden Tag, nach jeder Mahlzeit, nach jedem wichtigen Fortgang. "Die Arbeit am PC gehört also genauso dazu, wie die Versorgung der Menschen", sagt die 50-Jährige Angela Agosti. Wie viele Kilometer sie am Tag in der Einrichtung zurück legt, dass weiß sie natürlich nicht genau, aber wenig werden es nicht sein.

Wie verhält man sich richtig?

Ein zu fester Griff, unangemessene Fragen, einschüchternde Blicke - es gibt so vieles was man falsch machen kann... Oder doch nicht? Sollte ich mehr Abstand halten? Stehe ich im Weg? Wie verhält man sich richtig? Schon als Besucher in einem Altenheim schießen einem viele Fragen und Gedanken durch den Kopf. Wie ist das eigentlich bei dem Personal? "Man lernt die Senioren kennen und weiß schnell, wie sie ticken. Der eine ist Frühaufsteher, der andere schläft gerne bis 10 Uhr. Manche frieren schnell, andere eben nicht." Während sich Angela Agosti in den Zimmern - die häufig mit vielen Familien-Bildern und persönlichen Gegenständen bestückt sind - frei und selbstsicher bewegt, bin ich verhalten. Privatsphäre spielt in einer solchen Einrichtung selbstverständlich eine wichtige Rolle, doch manch einer hat eben keine Wahl und muss das Pflegepersonal nah an sich herankommen lassen.

Beruf oder Berufung?

Mit ihren 50 Jahren ist Angela Agosti natürlich in einem eher ungewöhnlichen Alter, um gerade mit der Ausbildung zur Altenpflegerin begonnen zu haben. Doch für sie sei das eher eine Berufung als ein Beruf. Das haben Einrichtungsleitung Katja Görtz und Pflegedienstleitung Petra Gregor erkannt und ihr deswegen diese Möglichkeit geboten. "Mit 17 Jahren habe ich eine Ausbildung zur Arzthelferin gemacht, doch gleich danach landete ich durch eine Bekannte in der Altenpflege", erzählt die Mutter. Schließlich legte sie eine Pause ein, um sich auf die Erziehung der Kinder zu konzentrieren. Als diese alt genug waren, kehrte sie zurück in die Berufswelt. "Ich habe eine Umschulung zur Bürokauffrau gemacht, aber das war einfach nicht das Richtige", erläutert sie. "Und vor vier Jahren begann ich hier im Senioren-Park zu arbeiten. Das liegt mir, hier fühle ich mich wohl. Unter uns Kollegen ist ein familiären Verhältnis." Seit dem 1. Mai stehen für die Langenbergerin Praxis und Theorie im stetigen Wechsel an. Bei "Cape Diem" muss sie nun auch die anderen Abteilungen sowie die stationäre Pflege kennenlernen. Auch die Schule mache ihr großen Spaß und sie habe einen enormen Ehrgeiz entwickelt. "Nun haben mein Sohn und ich was zu lachen, wenn wir beide Zuhause sitzen und lernen müssen", sagt Agosti, deren Sohn gerade ebenfalls mitten in einer Ausbildung zum Anlagenmechaniker steckt.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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