Leichtathletik-WM: Esther Cremers Koffer verschwunden

Esther Cremer: Das WM-Halbfinale ist ihr Ziel. FOTO: Archiv
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Sie ist da. Ihr Koffer nicht. Der Wattenscheider 400-Meter-Läuferin Esther Cremer ist bei der Anreise in die WM-Stadt Moskau ihr Gepäck abhandengekommen – hoffentlich nur vorübergehend.

„So richtig angekommen bin ich wegen der Kofferpanne noch nicht“, meldet die Deutsche Doppelmeisterin von Ulm deswegen auch aus Russland; am Donnerstag hatte sie noch einige organisatorische Dinge zu regeln: „Akkreditierung, Dopingtest.“ Die Stimmung in der deutschen Mannschaft – zu der ja insgesamt fünf Wattenscheiderinnen und Wattenscheider gehören – sei gut: „Wir sind noch eine ziemlich kleine Truppe, aber langsam trudeln immer mehr Athleten ein. Unterkunft und Verpflegung sind sehr in Ordnung, auf dem Zimmer bin ich momentan noch allein.“
Esther Cremer hat in dieser Saison lange darauf gewartet, dass der Knoten platzt. Dann ist er geradezu explodiert. Bei den Deutschen Titelkämpfen in Ulm trommelte die EM-Halbfinalistin des Vorjahres im Vorlauf eine neue Bestzeit auf die Bahn: 51,62 Sekunden. Nur sieben Hundertstel über der DLV-WM-Norm. Nach zähem Saisonbeginn eine Erlösung für die Wattenscheiderin, die internationale Erfahrung vor allem als Teil der deutschen 4x400-Meter-Staffel sammeln konnte. Nun der erste Einzelstart bei einer WM. Eine Staffel ist gar nicht vor Ort diesmal. Eine neue Bestzeit hat sich Cremer vorgenommen. Wofür das reicht? Wie ihr Wattenscheider Teamkollege Julian Reus will die mit Abstand schnellste deutsche Viertelmeilerin in diesem Jahr eine Runde weiter. Ins Halbfinale am Sonntagabend. Vorher aber steht der Vorlauf an, in dem es schon um alles geht – Samstag ab 16.05 Uhr deutscher Zeit.
Trainer Slawo Filipowski hat genau ausgerechnet, wie die Lage bei den Viertelmeilerinnen ist: „38 Frauen sind gemeldet für die Vorläufe, sie rangiert da auf Platz 17. Gehen wir von fünf Vorläufen aus, dann müsste es drei Halbfinals geben. Die ersten auf dieser Strecke sind wie immer weit weg, dann ist es sehr eng.“ Soll heißen: für Esther Cremer, über die der Coach sagt: „Die ist gut drauf.“ Nach den Deutschen Meisterschaften hat Filipowski Cremer gezielt auf den internationalen Saisonhöhepunkt vorbereitet – in der Hoffnung, dass die Athletin nominiert wird, auch wenn sie haarscharf an der DLV-Norm vorbeigerannt ist: „Sie wäre für Moskau verbrannt gewesen, hätte sie noch Wettkämpfe bestritten.“ 400 Meter sind eben kein Kindergeburtstag: „So konnten wir eine vernünftige Vorbereitung absolvieren. Und über die Nominierung hat sie sich dann riesig gefreut.“ Am Samstag wird es nun also ernst – und Esther Cremer wird in jedem Fall in ihren eigenen Spikes laufen können, denn die waren im Handgepäck. Das Ziel hat sie fest vor Augen: „Das Halbfinale wäre für mich schon was ganz Großes.“

Autor:

Peter Mohr aus Wattenscheid

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