Malmsheimers lesende Fische und beige Senioren

Foto: Agentur

Willkommen beim wonnigen Wortwahnsinn des Jochen Malmsheimer! Schon der Programmtitel „Flieg Fisch, lies und gesunde – oder: Glück, wo ist dein Stachel“ zeugt von geplanter Irreführung des Publikums mittels Anwendung der literarischen Chaostheorie.

Eigentlich hat er „seit den Siebzigern schlechte Laune“ und lässt die auch an der Location Bühnenhaus aus: „Der Außenbereich hat seit meinem letzten Besuch nicht wirklich gewonnen!“ Zack, der hat gesessen!

Alsdann arbeitet sich der Bochumer Musterknabe des Epischen Kabaretts (nicht Cabaret, das ist das mit den Strapsen!) durch seinen unwahrscheinlichen Gedankenzirkus, der Nagetiere viel lieber in Sahnesoße sieht als im Käfig. Seine latenten Hassgefühle gegenüber Meerschweinchen bessern sich auch beim Zoobesuch nicht. Aber dort weiß man wenigstens, dass der Begriff „Affenhaus“ immer zieht, egal auf welcher Seite der Gitterstäbe.

Der Künstler leidet: Die Kulturkonstante Wurstbrot kann sein Altern nicht verhindern, doch er möchte keinesfalls so sein, wie die meisten deutschen Senioren: Beige! Ein anderes Wort für die „Verschmelzung älterer Herrschaften mit Möbeln und Büschen“.

Malmsheimer macht kein politisches Kabarett: Schließlich hat er keine Lust, sich sein „Leben lang mit Minderbegabten abzugeben“. Aber er weiß sich über die Mängel des gesellschaftlichen Miteinanders hinwegzusetzen und findet Trost im Lesen: „Bücher sind die besten Freunde des Menschen, weil sie nicht in den Flur kacken!“

Nach zwei Stunden haben die Zuschauer gestaunt, gelacht und manche sind sogar früher gegangen. Sie hören nicht mehr, wie der Meister des Wahnwortes in den letzten 4 Minuten 21 Sekunden die Vorgeschichte seines obskuren Programmtitels erklärt, die sich um einen Stachelrochen namens Glück rankt.
Zitate würden an dieser Stelle zu weit führen. Glauben Sie mir einfach: Es war richtig gut!

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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