NABU: Stieglitz ist Vogel des Jahres 2016

Stieglitze | Foto: RSPB images Laurie Campbell
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Botschafter für mehr Artenvielfalt in der Agrarlandschaft

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den Stieglitz (Carduelis carduelis) zum „Vogel des Jahres 2016“ gewählt. Als einer der farbenfrohesten Vögel Deutschlands steht der auch Distelfink genannte Stieglitz für vielfältige und bunte Landschaften, denn er ernährt sich vornehmlich von den Samen zahlreicher verschiedener Blütenpflanzen, Gräser und Bäume. Ausreichend Nahrung findet er jedoch immer weniger, daher ist der Bestand des Stieglitzes in Deutschland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen.

So hat der Bestand des Stieglitzes in Deutschland laut den Daten des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten von 1990 bis 2013 um 48 Prozent abgenommen. Offizielle Schätzungen gehen derzeit von 305.000 bis 520.000 Brutpaaren in Deutschland aus. In Nordrhein-Westfalen ist die Bestandsentwicklung des Stieglitz jedoch gegenläufig. Aktuelle Zahlen des ´Atlas der Brutvögel Nordrhein-Westfalens´ beziffern die Zahl der Brutpaare hier auf 25.000-37.000 - fast doppelt so viel wie in den 1990er Jahren.

„Am häufigsten findet man ihn in der Eifel, dem Köln-Bonner-Raum und dem Niederrheinischen Tiefland sowie im Ruhrgebiet bis hin zur Hellwegbörde“, erklärt Heinz Kowalski, stellvertretender Landesvorsitzender und NABU-Vogelexperte. Große, geschlossene Waldgebiete meide der Distelfink dagegen, weshalb man ihm im Sauerland seltener begegne. Auch im Münsterland treffe man ihn nicht so häufig an.

Ursprünglich eine Art lichter Laubwälder und Waldränder sowie großer Flussauen mit Bruchwäldern und angrenzender reich strukturierter Kulturlandschaft habe der Stieglitz heute die Stadt mit ihrem milderen Klima und dem mittlerweile größeren Nahrungsangebot für sich als Lebensraum entdeckt. „In der Agrarlandschaft sind seit 1994 fast 90 Prozent aller Brachflächen mit ihrer heimischen Artenvielfalt verloren gegangen. Auch Randstreifen mit Blumen und Wildkräutern an Feldern und Wegen gibt es immer seltener. Die verbliebenen werden zudem immer artenärmer“, so Kowalski. Da zöge es auch immer mehr Distelfinken in die Städte oder Siedlungsrandbereiche, wo es immer noch „wilde Ecken“ gebe.

So lebten knapp 60 Prozent des bundesweiten Bestandes im Siedlungsraum, nur noch 40 Prozent in Feld und Flur. Hier fänden sie ihre Nahrung in Gärten und Parks, an Wegrainen und Brachflächen. Möglicherweise sei dies auch die Erklärung für den gegenläufigen Bestandstrend in Nordrhein-Westfalen, das reich an strukturreichen städtischen Ballungsräumen sei und so dem Stieglitz attraktive neue Lebensräume böte. Kowalski: „Besonders im Ruhrgebiet hat er von den Industriebrachen profitiert.“

„Überregional kann nur eine Reform der bestehenden EU-Agrarverordnungen und -Förderinstrumente den Verlust landwirtschaftlicher Brachflächen stoppen. Aber auch in Städten und Gemeinden werden Konzepte benötigt, damit es mehr Wildnis am Straßenrand und auf grünen Flächen gibt“, so der NABU-Vogelexperte weiter. Auch private Gärtner könnten sich für den Erhalt von Lebensräumen des Stieglitzes einsetzen. Das Anlegen von Blühflächen mit heimischen Wildkräutern sowie Obstbäume und der Verzicht auf Pestizide im eigenen Garten würden dem zierlichen Finken helfen.

Wie alle Vertreter der Gattung Carduelis haben auch Stieglitze eine schlanke Gestalt mit einer Körperlänge von zwölf bis 13 Zentimetern. Unverwechselbar leuchtet ihre rote Gesichtsmaske auf dem ansonsten weiß und schwarz gefärbten Kopf. Rücken und Brust sind hellbraun, Bauch und Bürzel weiß gefärbt. Markant ist auch die gelbe Flügelbinde an den ansonsten schwarzen Flügeln. Vor allem im Spätsommer und Herbst ist der Stieglitz oft auf Disteln, Kletten und Karden anzutreffen, aus denen er geschickt die Samen herauspickt. Dieser Vorliebe verdankt er auch den Zweitnamen Distelfink.

Weitere Infos im Netz.

Der Text basiert auf einer Pressemitteilung des NABU NRW

Stieglitze | Foto: RSPB images Laurie Campbell
Stieglitz auf Kardendistel im Schnee | Foto: NABU Andreas Hartl
Autor:

Uwe Heinrich aus Wesel

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