Barbarafeier am Samstag, 28. November, im Wittener Muttental

Helmut Stracke ist Vorsitzende des Knappenvereins aus dem Wittener Hammerthal.
  • Helmut Stracke ist Vorsitzende des Knappenvereins aus dem Wittener Hammerthal.
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Barbarafeiern gehörten einst zum Ruhrgebiet wie Kohle, Stahl und Gute Butter. Es ist nicht verwegen zu behaupten, dass der 4. Dezember, der Tag der Heiligen Barbara, in den von Kohle dominierten Städten und Gemeinden an Ruhr und Emscher sogar einen höheren Stellenwert besaß als die Nikolausfeier zwei Tage später. Wer heute von Barbarafeiern spricht, wird vor allem eine Frage zu hören bekommen: „Was ist denn das?“

„Die Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute“, erklärt Helmut Stracke, der Vorsitzende des Hammerthaler Knappenvereins 1890. Seine Knappen werden denn auch am Samstag, 28. November, mit von der Partie sein, wenn auf Zeche Nachtigall diese spezielle Tradition, die Feier zu Ehren der Heiligen Barbara, wieder auflebt.
Früher war es im Ruhrgebiet Brauch, am 4. Dezember einen Kirschzweig in ein Glas Wasser zu stellen. Mit etwas Glück blühte er zu Weihnachten dann auf und brachte ein wenig Farbe in die Wohnung. Es gab Umzüge, viele Zechen gaben den Bergleuten frei, damit sie den Tag mit ihrer Familie feiern können. Hier und da finden im Ruhrgebiet auch heute noch Barbarafeiern statt. Einen großen Knappenumzug gibt es alljährlich in Bochum, wohin das Bergbaumuseum Knappen aus dem gesamten Ruhrgebiet einlädt. Doch in der Fläche ist diese vorweihnachtliche Ruhrgebietstradition verloren gegangen. In Witten etwa schloss die letzte große Zeche Ende der 1920er Jahre, im einst selbstständigen Herbede hieß es in der letzten Tiefbauzeche 1972 Schicht im Schacht (mit der Kleinzeche Egbert endete die Geschichte der Kohleförderung in Witten beziehungsweise Herbede 1976).

Tradition wird neu aufgelegt

Seit einigen Jahren schon lädt der Förderverein Westfälisches Industriemuseum Zeche Nachtigall ins Muttental zur Barbarafeier ein, zeitnah zum 4. Dezember. Dieses Jahr ist eben Samstag, 28. November, der Feiertag; um 18 Uhr beginnt die Feier offiziell, gegen 18.15 Uhr spielt der Posaunenchorn der evangelischen Gemeinde Bommern. Der Herbeder Knappenverein von 1873 wird auf der Veranstaltung seine neue Fahne präsentieren, einst ein Identifikationssymbol der Knappenvereine vor Ort; vor allem geselliges Beisammensein soll im Rahmen der Feierlichkeiten zelebriert werden.
„Die Knappenvereine sind untereinander sehr gut vernetzt“, sagt sich Helmut Stracke, der sich darüber freut, dass sein eigener Verein sogar mit rund 90 Mitglieder ziemlich gut dasteht. Vor einem Vierteljahrhundert waren es gerade noch sechs, die Zeit der Knappenvereine schien ihrem Ende entgegen zu gehen. Doch heute wird Traditionspflege wieder groß geschrieben, und so erlebt auch die Barbarafeier seit einigen Jahren im Museum Zeche Nachtigall ihre kleine, aber feine Renaissance. Und vielleicht sieht man ja in Zukunft hier und da wieder auf Fensterbänken einen Kirschast zur Weihnachtszeit in einem Glas stehen.

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Barbara von Nikomedien lebte im 3. Jahrhundert und konvertierte zum Christentum. Nachdem sie nicht von ihrem Glauben lassen wollte, wurde sie vom eigenen Vater enthauptet. Sie gilt als eine der heiligen Nothelferinnen, die vor allem dadurch Bekanntheit erlangte, dass sie von den Bergleuten als Schutzheilige verehrt wurde. Sie ist aber auch Patronin anderer Berufe wie Dachdecker und Maurer. Die Verehrung der Barbara im Ruhrgebiet geht vor allem auf eine Sage zurück, die man vor allem in den Städten, die direkt an der Ruhr liegen, einst erzählte: Ein anständiger Knappe namens Gottlieb Bäumer geriet in Not, da sein Stollen keine Kohle mehr hergab. Von der Furcht getrieben, seine Familie nicht mehr ernähren zu können, ging er an einem Heiligen Abend einen Vertrag mit dem Teufel ein und verpfändete diesem für sieben Jahre seine Seele. Dafür gab sein Stollen wieder Kohle her. Der Teufel ließ Gottlieb einen Vertrag unterschreiben, nach dem Gottlieb ihm die Seele nach sieben Jahren übereignen musste! Allerdings war der Teufel zu gierig und erschien Gottlieb bereits am 4. Dezember nach sieben Jahren, um sich die Seele zu holen. Es kam zu einem Redegefecht, nach dem der Teufel Gottlieb ein Geschäft anbot: Würde es ihm gelingen, bis zum Heiligabend einen Kirschast zum Blühen zu bringen, dürfe er seine Seele und seinen inzwischen angehäuften Besitz behalten. An diesem Tag erschien Gottlieb die Heilige Barbara, die die Not, die Gottlieb einst zum Unterschreiben des Vertrages, erkannte und dafür Sorge trug, dass am 24. Dezember der Zweig tatsächlich Blüten trug. Zum Ärger des Teufels, der sich schmollend geschlagen geben musste. Daher kommt der Brauch, einen Kirschast am 4. Dezember in ein Glas zu stellen.

Autor:

Christian Lukas aus Witten

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