Der lauernde Jäger
Datteln: Wasserskorpion im Steinrapener Bach und Dümmerbach ist "Bewohner des Monats"

Das EGLV-Labor-Team.  | Foto: Klaus Baumers
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Leise und still lauert er zwischen Wasserpflanzen - jederzeit bereit, ein ahnungsloses Opfer zu ergreifen. Sein schlammgrauer Panzer bietet ihm im Steinrapener Bach und Dümmerbach in Datteln die perfekte Tarnung. Der Lippeverband hat den Wasserskorpion zum "Bewohner des Monats" benannt.
Aus seinen klappmesserartigen Vorderbeinen gibt es für Wasserflöhe, Larven oder Kaulquappen kein Entkommen. Mit seinem kurzen, kräftigen Rüssel lähmt der "Lauerjäger" seine Beutetiere durch einen Stich, bevor er sie langsam aussaugt.
Die Erscheinung des 17 bis 25 Millimeter langen Insekts, das zur Gattung der Wasserwanzen gehört, erinnert ganz eindeutig an einen Skorpion. Neben seinen langen, kräftigen Raubbeinen fällt auch sein Atemrohr am Hinterleib ins Auge. Es ist halb so lang wie der gesamte Körper und sieht wie ein auffälliger Stachel aus. Durch diesen „Schnorchel“ versorgt sich der Wasserskorpion jedoch mit Sauerstoff von der Wasseroberfläche, während sein flacher Körper im Schlamm eingegraben ist.
„Der Wasserskorpion kann einige Jahre alt werden und hat zum Überwintern eine perfekte Strategie entwickelt: Sobald es deutlich kälter wird, sucht er Schutz zwischen Wasserpflanzen, unter Steinen oder am Schlammgrund. Den benötigten Luftvorrat speichert er solange unter seinen abgespreizten Flügeldecken“, erklärt Sylvia Mählmann, biologischtechnische Assistentin beim Lippeverband.
Da das kalte Wasser mehr Sauerstoff enthält und der Stoffwechsel des Wasserskorpions bei kalten Temperaturen herunterfährt, kommt er auch unter einer Eisdecke sehr gut zurecht. Im Sommer nutzt er seinen Luftvorrat übrigens wie eine Schwimmweste zum Schwimmen an der Wasseroberfläche.

Wasserskorpion profitiert von Renaturierungen

Als Lebensraum bevorzugt der Wasserskorpion langsam fließende oder stehende Gewässer mit dichtem Pflanzenbewuchs und schlammigem Boden. „Der gesamte Lebenszyklus findet im Wasser statt. Sind die Gewässer mit Sohlschalen verbaut und begradigt, hat der Wasserskorpion deshalb keine Chance“, so die Lippeverbands-Mitarbeiterin Sylvia Mählmann. „Daher profitiert er von jeder Uferentfesselung und Renaturierung - vor allem wenn sich kleine, flache Auengewässer am Rand entwickeln.“
Auf Partnersuche begeben sich die Wasserskorpione im Frühjahr. Die Weibchen legen bis zu 30 Eier und je nach Wassertemperatur schlüpft der Nachwuchs zwischen Mai und Juni. Auch die Junglarven tragen bereits einen kurzen „Schnorchel“. Über den Sommer hinweg entwickeln sich - nach bis zu fünf Häutungen - die erwachsenen Tiere.

Keine Gefahr für Menschen

Auch wenn der Name Wasserskorpion bedrohlich klingt, stellt er keine Gefahr für den Menschen dar. Er ist nicht aggressiv und auch nicht giftig, kann aber bei unmittelbarer Bedrohung schmerzhaft zustechen. Die Labor-Mitarbeiter des Lippeverbandes sind dem noch nicht zum Opfer gefallen. Sie können weiter auf die Suche nach Wasserbewohnern in regionalen Flüssen und Bächen gehen.
Durch das Programm "Lebendige Lippe" soll sich der längste Fluss in NRW natürlicher entwickeln. Diese Veränderungen erfassen die Mitarbeiter des Labors anhand von Probenahmen entlang der Lippe und ihrer Nebenläufe. Dabei untersuchen sie regelmäßig insgesamt 431 Kilometer Wasserläufe im Verbandsgebiet.
Ausgewählte Lebewesen, die etwas über die Wasserqualität verraten, stellt der Lippeverband in seiner Serie "Bewohner des Monats" vor.

Das EGLV-Labor-Team.  | Foto: Klaus Baumers
"Bewohner des Monats": Der Wasserskorpion.  | Foto: EGLV
Autor:

Lokalkompass Ostvest aus Datteln

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