Im "Kaffee Spezial" machen sich Frauen Mut

Karin Weber (vorne links) macht mit ihrer positiven Ausstrahlung vielen Frauen Mut.
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  • hochgeladen von Petra Pospiech

Wenn sich zwanzig Frauen in einem Café treffen, dann geht es hoch her. Es wird gesabbelt, gekichert und gelacht. Nicht anders geht es zu im „Kaffee Spezial“.
Auch hier amüsieren sich die Frauen, machen Witze, beraten sich gegenseitig in Dessous- und Frisurfragen – und doch gibt es einen Unterschied. Das „Kaffee Spezial“ ist ein Angebot des Brustzentrums am St. Vincenz-Krankenhaus Datteln für an Brustkrebs erkrankte Frauen.
Das „Kaffee Spezial“ findet an jedem zweiten Mittwoch im Monat in der Personalcafeteria statt.
„Frauen, die an Brustkrebs erkranken, sehen sich vielen Fragen und Unsicherheiten ausgesetzt. Das „Kaffee Spezial“ bietet Betroffenen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch in lockerer Runde. Außerdem können die Frauen sich von den Breast-Care-Nurses, den Pflegeexpertinnen für Brusterkrankungen, beraten lassen“, berichtet Renate Andrzejewski, eine der drei speziell ausgebildeten „Brust-Betreuungs-Krankenschwestern“.
Sie erzählt: „Bei uns, im Brustkrebszentrum des St. Vincenz-Krankenhauses, werden jährlich circa 200 Frauen behandelt. Jedes Schicksal ist individuell, so wie auch die Behandlung. Und doch gibt es viele Parallelen.
Im ‚Kaffee Spezial‘ wissen die Frauen, worüber die anderen reden. Hier können sie berichten, ohne Angehörige zu belasten. Das wissen viele Frauen zu schätzen.“ Karin Weber ist eine der Besucherinnen. Die 56-jährige Dattelnerin mit der positiven Ausstrahlung erkrankte im November 2005 beidseitig an Brustkrebs.
Die Ehefrau und Mutter kann sich gut erinnern, wie sie sich fühlte, als der Befund feststand: „Ich war zuerst total schockiert. Mir wurden die Knie weich.“ Mit festem Willen überstand sie die Brust erhaltene OP, die Chemo und die Bestrahlung und begab sich in die Anschlussheilbehandlung.
Doch 2009 schlug das Schicksal erneut zu. Diagnose: NonHodgin-Erkrankung; Lymphdrüsenkrebs. „Auch das habe ich durchgestanden und gelte jetzt als geheilt“, freut sich die Hausfrau. „Ich komme ins ‚Kaffee Spezial‘, um anderen zu zeigen, dass es auch wieder besser wird. Ich möchte Mut machen, behilflich sein, auf Kreativ- und Selbsthilfegruppen aufmerksam machen und darauf, wie schön das Leben auch nach einer Brustkrebsoperation ist. Ich freue mich jeden Morgen, wenn die Sonne scheint.“
Eine andere Besucherin (46) bestätigt: „Ich wurde erst im Januar dieses Jahres operiert und bin erst seit vier Wochen in einer Selbsthilfegruppe und neu hier im ‚Kaffee Spezial‘. Ich wurde sofort herzlich aufgenommen. Man baut sich hier gegenseitig auf und spricht sich Mut zu.“
Sabine van Orten aus Dortmund-Huckade ertastete im Dezember 2010 einen Tumor in der Brust. Sie erhielt erst acht Chemobehandlungen, immer unterbrochen von zwei Wochen Pause. Sie ist glücklich: „Der Tumor hat sich so weit zurückgebildet, dass vor vier Wochen nur noch die Turmorreste entfernt werden mussten.“Solche Beispiele geben den anderen Frauen natürlich Auftrieb. Sie freuen sich, wenn bei ihren Leidensgenossinnen nach der Chemo die Haare wieder wachsen. Viele geben ihren Perücken Spitznamen wie „Trixi“ oder „Elke“ und scheuen sich nicht, diese im „Kaffee Spezial“ abzunehmen. Denn alle haben Meilensteine hinter sich und freuen sich gemeinsam über jede erfolgreich abgeschlossene Chemo. Dann gibt’s Glückwünsche und Applaus von allen Frauen im „Kaffee Spezial“.

Das „Kaffee Spezial“ findet an jedem zweiten Mittwoch im Monat im St. Vincenz-Krankenhaus Datteln, Rottstraße 11, statt. Treffpunkt ist die Personalcafeteria, 6. Etage. Nächster Termin ist der 13. Juli, 15 bis 17 Uhr.

Autor:

Petra Pospiech aus Recklinghausen

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