Die Pfälzer, Louisendorf und das Jakob-Imig-Archiv

Louisenplatz mit der ev. Elisabethkirche
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Wer den unteren Niederrhein, das Museum Schloss Moyland besucht, sollte auch einen Abstecher zu dem in drei Kilometern vom Schloss entfernten denkmalgeschützten Louisendorf machen. Die aus der Gründerzeit 1820 stammende Siedlungsstruktur mit einem rautenförmigen Dorfplatz (Louisenplatz) ist weitestgehend noch erhalten. In der Mitte des Platzes steht die ev. Elisabethkirche, benannt nach Elisabeth Ludovika von Bayern, der Ehefrau des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV.
1741 wollten die aus der Kurpfalz stammenden Pfälzer protestantischen Glaubens wegen religiöser Verfolgung nach Amerika auswandern, doch ihre Reise endete an der damals holländischen Festung Schenkenschanz weil sie nicht ihre Schiffspassage nach Amerika nachweisen konnten. Hilfe erhielten die Pfälzer von der preußischen Domänenkammer in Kleve indem ihnen ein Siedlungsgebiet, Gocher Heide, angeboten wurde. Die Pfälzer machten die Heide urbar, das Dorf Pfalzdorf entstand. Die Bevölkerung wuchs so sprunghaft an, dass bereits nach 30 Jahren neuer Siedlungsraum notwendig war. Einige Pfälzer Familien siedelten sich auf der Asperdener Heide, in der Bönninghardt und sogar in Ostfriesland an. Um 1780 wurde der Siedlungsraum Pfalzdorf erweitert. Die Pfälzer besiedelten den Raum zwischen der Landwehr und der Uedemer Straße im heutigen Bedburg-Hau (Schneppenbaum). Als dieser erweiterte Siedlungsraum auch nicht mehr ausreichte, wurde1820 der Kalkarer Wald gerodet und Louisendorf gegründet. Auch dieser Siedlungsraum reichte schon bald nicht mehr aus, und bereits nach nur 12 Jahren, 1832, wurde auf der Höhe von Kalkar, Neulouisendorf mit 150 weiteren Siedlungshöfen gegründet. Durch die Urbarmachung eines so großen Gebietes ist es leicht nachzuvollziehen, dass die Pfälzer in den vergangenen 250 Jahren die Kultur am unteren Niederrhein entschieden mit prägten.
Die drei Siedlungsräume werden heute noch als „pfälzische Sprachinsel“ bezeichnet. Das „Pälzersch“ ist jedoch mehr mit dem Hunsrückischen als mit dem Pfälzischen verwandt. Eine Kostprobe vom Pälzersch: hier klicken

Heute im Jakob-Imig-Archiv.
Heute bei schönem Wetter mit dem Rad eine Tour durch die Gemeinde und ein Besuch im Jakob-Imig-Archiv in Louisendorf. Türe war auf, Treppe hoch, und was höre ich - Pälzersch. Da kamen doch gleich Erinnerungen hoch an meine Kindheit. Pälzersch. Ja wie oft hab ich das gehört – von meiner Oma. Oma war Pälzerin. Ja, ich habe pälzer Blut in mir. Vor vielen Jahren habe ich schon mal Ahnenforschung betrieben, daher auch mein Interesse an den Pälzern, und konnte feststellen, dass ich mit fast allen Pälzern verwandt bin. Oma, eine geb. Hetzel, in der weiteren Verwandtschaft Thomas, Ostermann, Imig, Ludwig, Minor und viele mehr, alle die Namen derjenigen die 1741 hier strandeten.
Also, Treppe hoch und im Versammlungsraum saßen einige Pälzer die sich angeregt unterhielten. Einige kannte ich bereits und so wurden wir, meine Frau und ich, herzlich mit einem Schlückchen Rose im Kreis aufgenommen.

Das Jakob-Imig-Archiv.
2004 wurde das Jakob-Imig-Archiv in der alten Lehrerwohnung der ehemaligen Louisendorfer Schule, Hauptstraße 47, eröffnet. Das Archiv bietet Gedichte und Prosa in der pfälzischen Mundart, Aufsätze über pfälzische und Louisendorfer Geschichte, Familienforschung, Niederrheinische Regiomalgeschichte, Kirchengeschichte und Volkskundliches.
Der Namensgeber für das Archiv Jakob Friedrich Imig (* 17. Januar 1905 in Louisendorf; † 27. Oktober 1994 Louisendorf), ein Mundartdichter , Heimatforscher aus der Pfälzischen Sprachinsel. Imig gründete 1955 den „Pfälzerbund am Niederrhein e. V.“ Von 1968 bis zu seinem Tode Herausgeber der Zeitschrift „Pfälzer am Niederrhein. Heimatblätter für Geschichte, Brauchtum und Mundartpflege“.Für seine Verdienste erhielt Imig 1976 das Bundesverdienstkreuz und 1977 den Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland.
Mitte der 70er Jahre hatte ich im Rahmen meiner Ahnennachforschung das Vergnügen Herrn Imig persönlich kennenzulernen. Ein sehr lieber und wissender Mensch. Noch heute sehe ich ihn hinter seinem Schreibtisch, vertieft in seinen Unterlagen sitzen. Der Schreibtisch mit Utensilien steht heute im Archiv.

Die Vereinsgemeinschaft Louisendorf, der Pfälzerbund am Niederrhein e.V., bietet Dorfführungen durch das denkmalgeschützte Louisendorf an:
Angebot 1: Besuch des Jakob-Imig-Archives mit einem Vortrag über die Geschichte der Pfälzer am Niederrhein und der Möglichkeit des Erwerbs von Pfälzer Literatur. Dauer ca. 1 Std., pro Pers. 2 €.
Angebot 2: Besichtigung der Elisabeth Kirche, Erklärung des für Louisendorf typischen niederrheinischen Hallenhauses am Beispiel des zweitältesten Louisendorfer Hauses; Besuch des Jakob-Imig-Archives mit einem Vortrag über die Geschichte der Pfälzer am Niederrhein und der Möglichkeit des Erwerbs von Pfälzer Literatur. Dauer ca. 2 Std., pro Pers. 2,50 €.
Angebot 3: Besichtigung der Elisabeth Kirche, Busfahrt „Auf den Spuren der Pfälzer am Niederrhein“; Besuch des Jakob-Imig-Archives mit einem Vortrag über die Geschichte der Pfälzer am Niederrhein und der Möglichkeit des Erwerbs von Pfälzer Literatur. Dauer ca. § Std., pro Pers. § €.
Optional wird im Anschluss an die Führung die Möglichkeit geboten, sich im Louisendorfer Scheunencafe zu stärken.

An jedem ersten Sonntag im Monat ist das Archiv in der Zeit von 10:30 Uhr bis 12:30 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.
Außerhalb dieser Zeiten sind Besichtigungs-/Studiertermine über Herrn Heinz Borrmann Tel. 02824/3299 oder über www.louisendorf.de (j.graven@gmx.de) vereinbar.

Anmerkung: Die Internetseite ist z. Zt. nicht erreichbar weil sie überarbeitet wird.

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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