Schluss mit dem Sponsoring bei Sparkasse und Stadtwerken

Ein Unding: Stadtwerke und Sparkasse geben nicht etwa 9,5 Mio. des Geldes ihrer Kunden dafür aus, um eigene Kommunikations- und Marketingziele zu verfolgen, sondern mit dem eigentlichen Ziel, das Image der Stadt Bochum aufzupolieren. So stellt es auch Axel Schäfer, SPD, Bochumer MdB in seiner Mahnung an die Stadtpolitiker im Aufsichtsrat der Stadtwerke dar, das hohe Niveau des Sportsponsorings zu erhalten.

Sponsoring, darunter versteht man eigentlich die Förderung von Personen, Organisationen oder Veranstaltungen durch ein kommerziell orientiertes Unternehmen, mit der Erwartung, eine die eigenen Kommunikations- und Marketingziele unterstützende Gegenleistung zu erhalten.

Eigentlich sollte also für Werbemaßnahmen derjenige aufkommen, dessen Image aufpoliert werden soll, somit die Stadt selbst. Daher sollte das Geld für Imagemaßnahmen aus dem städtischen Haushalt selbst kommen und nicht von den städtischen Unternehmenstöchtern. Würde man dieser Logik folgen, würden die von den Bürgern gewählten Vertreter im Rat entscheiden, wie hoch die Ausgaben der Stadt für Imagemaßnahmen sein sollen und welche Projekte oder Organisationen zur Imageförderung sinnvoller Weise unterstützt werden sollen.

Die Stadt Bochum ist Eigentümer von Sparkasse und Stadtwerken, sie könnte sich also die 9,5 Mio. Sponsoringmittel, die beide Unternehmen insgesamt aufwenden, direkt in den städtischen Haushalt überweisen lassen, um dann selbst über die Art und Weise der Verwendung zu entscheiden. Warum tut sie genau das nicht, sondern überlasst die Entscheidung, wie das Image der Stadt Bochum aufpoliert werden soll, städtischen Unternehmen, die sich eigentlich mit Geld, Strom, Wasser und Gas beschäftigen, deren Unternehmensziel aber nicht die Förderung Bochums in anderer Hinsicht ist?

Diese Frage lässt sich durch eine weitere Frage beantworten: Wäre es möglich, dass der Rat der Stadt entscheidet, dem TV Wattenscheid 01 jährlich 600.000 Euro für Spitzensport zu überweisen oder dem Vfl. Bochum 1,5 Mio. im Jahr und für das Musikzentrum mal eben zusätzliche 2 Mio.? Sicher nicht. Angesichts der Kürzungs- und Schließungsorgien im sozialen wie im Bildungsbereich, wäre es vermutlich unmöglich derartige Ausgaben gegenüber den Bürgern zu rechtfertigen. Anzunehmen wäre, dass es zumindest auch in diesen Bereichen wie in allen anderen Bereichen zu deutlichen Kürzungen kommen würde.

Indem aber die Stadtoberen die Entscheidungen darüber wie das Image der Stadt gefördert werden soll, auf Sparkasse und Stadtwerken übertragen, spart sich der städtische Filz und Klüngel eine Rechtfertigung für gewünschte Ausgaben gegenüber den Bürgern. Ein kurzer Anruf von den SPD-Granden bei den Parteigenossen Goldmann (Vorstand Sparkasse) und Wilmert (Geschäftsführer Stadtwerke) genügt und schon stellen die der Stadt z.B. die fehlenden 2 Mio. für das Musikzentrum willfährig bereit.

Bundestagspräsident Norbert Lammert beschreibt dieses Gebaren der Stadtwerke gegenüber der FAZ sehr treffend so: „Mit „feudaler Attitüde und segnender Hand“, kritisiert er, hätten diese das Geld derjenigen verteilt, die sie mit Strom und Wasser versorgen müssten.“

Die Diskussion darum, ob die über die Stadtwerke finanzierten städtischen Ausgaben an den TV Wattenscheid 01 gekürzt werden soll, geht an dem eigentlichen Thema völlig vorbei. Wenn der Stadtrat entscheidet, dass die Stadt 600.000 Euro pro Jahr Förderung insbesondere für den Leichtathletik-Spitzensport ausgeben soll, dann ist das zu billigen, ebenso wie wenn der Stadtrat eine Kürzung der Subventionen für Spitzensportler beschließt. Wenn die gleiche Entscheidung die Stadtwerke treffen, dann ist dies rundweg abzulehnen. Die Sponsoringausgaben stehen in keinem adäquaten Verhältnis zum Imagegewinn der Stadtwerke, sie dienen fast ausschließlich der Imageförderung der Stadt.

Im Übrigen ist Norbert Lammert auch bezüglich der Kritik am Sponsoring von Leichtathletik-Spitzensport Recht zu geben: "Der Sport hat sich in Größenordnungen geschraubt, die ihn außerstande setzen, den Ansprüchen zu genügen, die er für unverzichtbar erklärt. Es sei eine wichtige, auch öffentliche Aufgabe, Vereine zu fördern. Doch es sei eine Frage, in welchem Umfang die Öffentlichkeit Sport fördern solle, der nicht mehr ehrenamtlichem Engagement entspringe, sondern hochprofessioneller Beschäftigung“ (FAZ).

Wenn wir gleichwohl in Deutschland bereit sind, Sport zu fördern, damit das Land ganz oben in den Medallienspiegeln vertreten ist, werden wir Spitzensport fördern müssen. Doch dann ist das eine Aufgabe des Bundes und nicht der Stadt Bochum. Denn „Über die Erfolge der Wattenscheider und Bochumer Sportler freuen sich nicht nur die Bürger der ganzen Region, sondern oft genug die des ganzen Landes“, da hat Jan Fitschen, Europameister von 2006 über 10.000m völlig Recht. Aber warum soll eine Stadt, die an allen Ecken die Ausgaben kürzen muss, ausgerechnet für solche Bedürfnisse vieler Bürger aus ganz Deutschland viel Geld bereit stellen und nicht der Bund. Der offene Brief von Fitschen richtet sich an die Falschen. Sinnvoller wäre es gewesen, er hätte die Verantwortlichen im Bund aufgefordert, die Ausgaben und Aufgaben zu übernehmen, die die Stadt angesichts ihrer finanziellen Lage nicht mehr zu leisten vermag. Eine solche Bitte hätte er z.B. an Axel Schäfer (SPD) als Mitglied des Sportausschusses des Deutschen Bundestages richten können.

Doch der sieht sich nicht in der Verantwortung, sondern fordert stattdessen die Pleitestadt Bochum ungeniert auf (PM), auch weiterhin den Spitzensport in gewohntem Umfang zu fördern. Das ist gegenüber den Bochumer Bürgern, die sich überall mit den Folgen von Sparzwängen konfrontiert sehen, schlicht verantwortungslos. Wäre Axel Schäfer an einer Verbesserung der Finanzsituation der Stadt interessiert, würde er sich dafür einsetzen, dass der Bund diese Aufgabe und die entsprechende Finanzierung vollständig übernimmt und dadurch der angespannte Haushalt der Stadt, in der sein Wahlkreis liegt, entlastet wird.

Sorgen, um die finanzielle Lage seiner Heimatstadt scheinen Schäfer jedoch fremd zu sein, allein um das Image der Stadt scheint er besorgt. Entsprechend erhebt er hier seine Stimme, damit die städtischen Subventionen in Imageprojekte auch weiterhin üppig sprudeln. Offensichtlich ist auch ihm die Finanzierung des schönen Scheins wichtiger, als die Förderung von Breite und Substanz.

Das bedeutet, Schluss mit dem Sponsoring von Sparkasse und Stadtwerken. Die 9,5 Mio. Euro von Stadtwerken und Sparkasse müssen zukünftig, bis auf den Teil, der wirklich den Kommunikations- und Marketingzielen der städtischen Töchter dient, in den Haushalt der Stadt fließen. Dort wird im Rat entscheiden, wofür dieses Geld ausgegeben wird. Zu Begrüßen wäre, wenn hier der Rat eine direkte Bürgerbeteiligung einführt.

siehe auch: Das „System Stadtwerke“ muss zerschlagen werden

Ausgaben zur Förderung für Spitzen- und Leistungssport übernehmen diejenigen staatlichen Gliederungen, deren Aufgabe und Interesse das ist. Axel Schäfer, sie sind am Zug, stellen sie die Finanzierung sicher, wenn sie der Meinung sind, dass der TV Wattenscheid 01 als Medaillenschmiede erhalten bleiben soll.

Volker Steude, BÄH - Bochum ändern mit Herz
(ruhrblogxpublik)

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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