Frauenhaus: Mehr Betreuung bei häuslicher Gewalt

Steigende Zahlen von Strafanzeigen wegen häuslicher Gewalt verzeichnete die Polizei in NRW in den letzten zehn Jahren. Sie stiegen von 16.267 im Jahr 2004 auf 27.284 (2013) an. Im Kreis Recklinghausen dagegen stagnierten die Zahlen seit 2008 auf einem gleichbleibenden Niveau von etwa 1.000 Fällen pro Jahr, und in Castrop-Rauxel seien die Zahlen von weniger als 200 (2012) auf gute 150 (2013) zurückgegangen, erklärt Michael Franz, Sprecher der Polizei Recklinghausen.

Katrin Lasser vom Castrop-Rauxeler Frauenhaus bestätigt, dass die Belegung des Hauses in den letzten Jahren relativ konstant gewesen sei. Doch sie weiß, dass der Bedarf an Betreuung durch die Mitarbeiterinnen trotzdem gewachsen ist. „Wir betreuen zum Beispiel alle Fälle von Wohnungsverweisung, und diese sind mehr geworden.“ Seit dem 2003 verabschiedeten Gewaltschutzgesetz könne die Polizei bei häuslicher Gewalt einen Mann für zehn Tage der Wohnung verweisen, erläutert sie das Vorgehen, das vom Frauenhaus begleitet wird.
Seit Einführung des Gesetzes beobachten sowohl Katrin Lasser als auch die Polizei Recklinghausen, dass sich Frauen vermehrt trauen, sich gegen häusliche Gewalt zu wehren.
„Auch die multiplen Problemlagen werden mehr“, hat Lasser in den letzten Jahren festgestellt. So führten beispielsweise Verschuldung, Arbeitslosigkeit, gesellschaftlicher Druck und Alkoholgenuss zu einem erhöhten Druck innerhalb einer Familie, was dann in Gewalt eskalieren könne. „Außerdem sind die Frauen wesentlich mehr psychisch belastet und brauchen öfter psychologische Hilfe.“
Innerhalb von Familien mit Migrationshintergrund nähmen die Gewalttaten ebenfalls zu. Mehr Frauen würden sich zum Beispiel dagegen auflehnen, wenn ihnen eine Zwangsverheiratung drohe, und dann würde von männlichen Familienmitgliedern mit Gewalt reagiert, schildert Lasser ihre Erfahrungen.
Wenn Frauen nach ihrem Aufenthalt im Frauenhaus nach Hause zurückkehren wollen, „können wir als Frauenhaus nicht in der Familie arbeiten“. Doch seit diesem Jahr gebe es die kreisweite Systemische Beratungsstelle „Gewaltfreies Miteinander“ der Diakonie in Oer-Erkenschwick. „Dort wird ein Hilfesystem nicht nur für die Frau, sondern für die ganze Familie angeboten, um so die Gewaltspirale unterbrechen zu können“, erklärt Lasser.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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