DSW21 zieht den Publikumsjoker: Sitztest in der Stadtbahn

Möbelwochen im B80: Noch bis zum 6. Februar können Dortmunder Fahrgäste über die nächste Sitzgeneration entscheiden. Oliver Kissing und Dirk Pampus  montieren im DSW21 Betriebshof in Dorstfeld die Testsitze. | Foto: DSW21/ Christian Bohnenkamp
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  • Möbelwochen im B80: Noch bis zum 6. Februar können Dortmunder Fahrgäste über die nächste Sitzgeneration entscheiden. Oliver Kissing und Dirk Pampus montieren im DSW21 Betriebshof in Dorstfeld die Testsitze.
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Grau ist alle Theorie. Das wissen auch die Entscheider für die neuen Stadtbahnwagen in Dortmund und greifen deshalb zur Testreihe. Sechs unterschiedliche Sitze hat DSW21 in einen Testwagen geschraubt und befragt nun die Fahrgäste vor Ort zu Eindruck, Bequemlichkeit und Sitzgefühl.

Die Kunden werden bei diesen wichtigen Fragen beteiligt, denn neben Fahrplan und Pünktlichkeit beeinflussen am Ende oft ganz andere Körperteile unterbewusst das Mobilitätsverhalten.
Die derzeit bei DSW21 fahrenden Stadtbahnen haben entweder 64 (B80 C 6) oder 88 (B80 C 8) Sitze – zumeist paarweise in Vierergruppen angeordnet. Hinzu kommen zwei seitliche Dreiersitzbänke sowie je zwei speziellen Sitze für Schwerbehinderte in jedem Fahrzeug.
72 oder 96 Sitzgelegenheiten gibt es also pro Fahrzeug, wobei ein Sitz zwischen 104 Euro (Schale) und 140 Euro (Polsterung) kosten kann.

Bequemlichkeit ist entscheidend

Der Aufwand für Austausch oder eine Reparatur dieser Sitzvarianten ist ebenso vielfältig wie die Anschaffungskosten – sodass schnell ein hoher Betrag allein für die Sitze zusammen kommt. Für DSW21 ist der Anschaffungspreis allein nicht entscheidend, eher schon die Frage der Alltagstauglichkeit, der Stabilität und eben die subjektive Bequemlichkeit für die Fahrgäste.

Viele Anforderungen

Aus der Stadtbahnwerkstatt berichtet Oliver Kissing: „Ein Sitz muss die Anforderungen an den Brandschutz erfüllen, er muss einfach zu reinigen sein und natürlich ist auch das Gewicht des einzelnen Sitzes entscheidend für das Gesamtgewicht des Fahrzeuges. Für die Testreihe haben wir Sitze aus Bahnen in Köln sowie von speziellen Herstellern geordert, die hier nun zusammen mit dem DSW21-Sitz um die Gunst der Kunden kämpfen.“

Große Testreihe

Um die Fahrgäste auch nachprüfbar in den Mittelpunkt der Entscheidung zu stellen, läuft derzeit in einem Sonderwagen eine große Testreihe.
Alle sechs denkbaren Sitzvarianten wurden von der Werkstatt in Dorstfeld in ein Fahrzeug geschraubt und bieten nun die Möglichkeit zum direkten Vergleich.
Das Testfahrzeug wird von DSW21-Auszubildenden begleitet, die über 1000 Fahrgäste an insgesamt zehn Aktionstagen zum Reihensitztest bitten und die Ergebnisse dokumentieren und später auswerten. In dem von außen mit einer Werbefolie als Testwagen gekennzeichneten Fahrzeug befindet sich eine Testecke, zu der auch ein spezieller Bodenwegweiser führt.
Hier kann man es sich dann bequem machen, Meinungen austauschen und mit einer unbequemen Meinung auch mal so richtig zwischen den Stühlen Platz nehmen.

Anregungen werden aufgenommen

Torge Gebhardt vom Verkehrsmarketing: „Es geht um Kundenmeinung, das ist nicht immer gefiltert und wohlwollend, aber wichtig. Unsere jungen Befrager sind deshalb geduldig und bestens geschult, denn klar ist auch, wer gerne sitzt, aber vielleicht morgens schon stehen musste, weil es in der Rush-Hour nun mal rappelvoll ist, der wird nicht nur seine Meinung zum Sitz verkünden.“
Also werden auch andere Anregungen und Fragen aufgenommen und beantwortet, denn Kundenkontakt steht im Mittelpunkt einer Dienstleistung wie Mobilität.
Die besondere Herausforderung besteht aber nicht nur darin, 1000 Meinungen zu sammeln, sondern diese auch den ausgemachten Kundengruppen zuzuordnen, denn nur so entsteht eine einigermaßen repräsentative Umfrage mit vertretbaren Ergebnissen.

Kundenforum

Einen kleinen Vorgeschmack bekamen die DSW21-Mitarbeiter aus dem Projekt Sitztest schon beim Kundenforum im August: Da wurden die damals schon verfügbaren vier Sitze den Kunden vorgestellt und das Rennen machte der blaue Kölnsitz – hart, nicht sonderlich schön und doch erstaunlich bequem dank der rückenmassierenden und Wärmestau verhindernden Querrillen. Sitz oder Schale, hart oder weich gepolstert? Die Kunden haben jetzt das Wort und können sicher sein – die Farbe wird später an das Fahrzeug angepasst und damit ebenso schön wie die oft hochgelobten Sitze der jetzigen Fahrzeuge.

Ist der "alte" Sitz der beste?

Torge Gebhardt staunte nicht schlecht: „Viele Fahrgäste im Kundenforum wählten immer wieder auch den vorhandenen Sitz als bequemsten aus. Dieser Sitz hat trotz Polsterung tolle Brandschutzwerte. Aber genau das kann ja auch das Ergebnis sein – am Ende trotz vieler Möglichkeiten beim Dortmunder Modell zu bleiben.“
Wie viele Leute haben schon beim Kauf eines neuen Sofas festgestellt, dass der Fernsehabend auf dem alten Sofa irgendwie gemütlicher war. Dann stehe der vermeintliche Sperrmüll im Wohnzimmer und die Neuanschaffung im Keller.
Torge Gebhardt fügt hinzu: „Ein Unternehmen kann das natürlich nicht machen. Deshalb präsentieren wir sechs Sitze, die aus Unternehmenssicht alle möglich wären. Wir gehen ergebnisoffen an die Sache ran und sind gespannt, was herauskommt. Die Kunden entscheiden.“

Aktion:

Wer selbst keine Zeit hat, im Testwagen Platz zu nehmen, der kann die Aktion unter do21tv als Video inklusive der Vorarbeiten anschauen.
Unter 21 gibt es zudem die Möglichkeit über diese Art der Fahrgastbeteiligung generell abzustimmen. Denn wenn die Aktion im Fahrzeug sowie in Dortmund ankommt, können sich die Techniker und Marketingleute vorstellen auch weitere Fragen einfach mal durch den Publikumsjoker beantworten zu lassen.
Kollektive Intelligenz heißt das Zauberwort, repräsentative Umfrage das Marketinginstrument oder auch Statistik, die eben nicht lügt und hilft, komplexe Entscheidungen am Ende ganz einfach fällen zu können und nicht in den Sand, sondern auf das beste Bahnmöbel zu setzen.
Und wer unbedingt selbst mit machen will – Testfahrzeug abwarten, auf allen sechs Varianten Platz nehmen und den Fragebogen dazu ehrlich beantworten. Dann fährt die nächste Generation Stadtbahnwagen auch mit „ihrem“ Sitz.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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