Durch Auschwitz-Besuche für ein tolerantes Miteinander lernen - Duisburger Modellprojekt war gefragtes Thema in Washington

Der Blick auf das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers war ein bewegender Moment für die Teilnehmer.
Fotos: privat
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Bei Jungs e.V., dem im Hamborner Jugendzentrum Zitrone aktiven, aber in der Innenstadt ansässigen und in der Gesamtstadt präsenten Verein und Modellprojekt für gegenseitiges Verständnis und tolerantes Miteinander, ist zurzeit einiges in Bewegung.

Zum sechsten Mal schaffte es Jungs e.V., sein bundesweit beachtetes Gedenkstättenprojekt „Junge Muslime in Auschwitz“ stattfinden zu lassen, größtenteils gefördert und finanziert durch den Landschaftsverband Rheinland. Für den vorgeschriebenen Eigenanteil gab es eine Spende der gemeinnützigen und sozial engagierten Fasel-Stiftung über 2.000 Euro.

Deren Geschäftsführer der Fasel-Stiftung Reinhold Kube zeigte sich begeistert über das Projekt, das den Jugendlichen schon vor der Fahrt an zwei Wochenenden die Möglichkeit bietet, sich mit dem Nationalsozialismus, den Mechanismen von Propaganda, ihrer eigenen Familiengeschichte in Form von Biografiearbeit und dem Nahostkonflikt auseinanderzusetzen.

Überraschende Einladung nach Washington

Das diesjährige Projekt wurde erstmalig bereichert durch die Kooperation mit dem Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie. „Der Ausschwitz-Besuch war bedrückend-bewegend und gleichzeitig lehrreich in die Zukunft schauend“, wie es Susanne Reitemeier-Lohaus und Burak Yilmaz vom Jungs e.V.-Team im Gespräch mit unserer Zeitung formulierten.

Ein besonderes Highlight für die Projektgestalter war nach dem Auschwitz die Einladung für das Teammitglied Burak Yilmaz nach Washington. Das dortige United States Holocaust Memorial Museum veranstaltete ein Seminar zum Thema „Antisemitismus in den USA und Europa“. Eingeladen war halt auch das Duisburger Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“, das in den Vereinigten Staaten von Yilmaz vorgestellt und repräsentiert wurde.

Anerkennung von Kollegen aus der ganzen Welt

Er hatte dort die Möglichkeit, die Erfahrung der Duisburger Jugendlichen zu teilen. Yilmaz in unserem Gespräch „Wir haben uns über die Anerkennung der Kollegen aus den Vereinigten Staaten sehr gefreut. Viele von ihnen kannten das Projekt schon, bevor ich da war. Das gab mir das Gefühl, dass wir in Duisburg nicht nur innerhalb unserer Stadt etwas bewegen, sondern auch weit darüber hinaus.“ Alle Beteiligten möchten, dass die Jugendlichen im Projekt gehört und gesehen werden. Viele von ihnen fühlen sich immer noch stigmatisiert, obwohl Deutschland ihre Heimat ist. Susanne Reitemeier-Lohaus: „Sie leisten großartige Arbeit und motivieren junge Menschen dazu, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen. Das muss gehört werden.“

Das Seminar in Washington hatte das Ziel, verschiedene Akteure miteinander zu vernetzen und neue Konzepte zum Thema Holocaust Erziehung zu entwickeln. Das Duisburger Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ gilt in Amerika mittlerweile als „best practice“, das viel Neugier und Interesse bei den Teilnehmenden erweckte. Zum Programm gehörte auch der Besuch des Deutschen Botschafters in Washington und der Civil Rights Division im Justizministerium, die Hassverbrechen in den USA erfasst und bekämpft.

Nächstes Theaterstück in Vorbereitung

Das Duisburger Modellprojekt von Jungs e.V. ist übrigens ein Zusatzprojekt von „HeRoes – Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre – Für Gleichberechtigung“ und ist ebenfalls im Städtischen Jugendzentrum Zitrone angesiedelt und organisiert jährlich Gedenkstättenfahrten nach Auschwitz. Und aus diesen Besuchen und Erfahrungen sind schon einige Theaterstücke entstanden. Nach den erfolgreichen Stücken „Die Anderen“ und „Coexist – Du sollst hassen mein Sohn“ ist ein neues Stück in Arbeit.

Nach einer intensiven Woche kam Yilmaz mit neuen Ideen im Gepäck aus Washington zurück nach Duisburg und fasst zusammen: „Auf lange Sicht möchten wir beide Projekte fest in Duisburg verankern. Dafür brauchen wir nicht nur die Unterstützung der Politik, sondern auch finanzielle Mittel, weil wir leider immer am Existenzminimum leben. Wir brauchen in diesen Projekten feste Strukturen und eine gesicherte Förderung, denn dieses Projekte bewegen nicht nur auf lokaler Ebene etwas, sondern inzwischen auch global.“ Deutlich wird dies dadurch, dass der Eigenanteil für die Auschwitz-Fahrt im nächsten Jahr noch nicht vollständig vorhanden ist.

INFO

Der Trägerverein von Jungs e.V. und HeRoes möchte seine wertvolle Arbeit fortsetzen. Er bittet daher um Spenden unter Jungs e.V., IBAN: DE64 3505 0000 0208 0054 13. BIC: DUISDE33XXX .

Näheres hier

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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