Oma on tour - mit Kinderwagen, Teil 1

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Am Abend, bevor ich losfahren wollte, rief meine liebe Tochter noch einmal an: „Mami, super! Ich krieg jetzt doch den alten Sport-Kinderwagen von Tanja! Sie bringt ihn heute Abend bei euch vorbei.“
......?
Ein vages Unbehagen kroch zwischen meine Magenwände.
„....Und?“ fragte ich vorsichtig, „ähm, was..... ?"
„Na, das passt doch prima. Da kannst du ihn morgen doch gleich mitbringen." Sie schien etwas irritiert, weil ich anscheinend ein bisschen schwer von Begriff war.

„Aber ich fahre doch mit der Bahn. Nicht mit dem Auto. Wie soll ich denn da auch noch einen Kinderwagen mitnehmen?"
„Papa hilft dir beim Einsteigen. Du kannst deinen Koffer in den Kinderwagen stellen. Dann brauchst du den schon mal nicht mehr tragen. Ist doch praktisch. Na ja, und beim Umsteigen fragst du halt jemanden. Und dann steigst du einfach irgendwo in den ICE, parkst den Wagen sofort in der ersten Ecke, Bremse drauf, und dann suchst du dir ganz in Ruhe irgendwo einen Platz. Ist doch wirklich ganz easy."

Wie soll man da noch nein sagen. Und warum auch? Ist doch schließlich ganz easy, oder?
„ Klar. Ok. Kein Problem. Aber Tanja muss mir noch genau zeigen, wie man das Teil zusammen klappt. Für alle Fälle."
Eine Hitzewelle schlug über mir zusammen, und in meinem Ohr machte sich ein vorwitziges Teufelchen daran, mir Dinge einzuflüstern, die ich eigentlich nicht hören wollte.

„Was sollst du?" Mein Mann sah mich fassungslos an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?"
„Ach", ich wuselte meine Klamotten aus dem Köfferchen raus in eine noch kleinere Reisetasche, „ich muss doch nur einmal umsteigen."
„Gleis 4", murmelte er, „der Zug fährt auf Gleis 4. Das heißt, wir müssen die ganzen Stufen durch die Unterführung. Und rauf auch noch. Und ich habe einen Hexenschuss. Wie soll das laufen?"
Darüber hatte ich überhaupt nicht nachgedacht. Mist. Aber einen Rückzieher konnte und wollte ich nicht machen.
„Wird schon gehen."

Der Himmel hatte ein Einsehen mit uns. Mein Zug fuhr ausnahmsweise ab Gleis 2. Keine Unterführung, keine Treppen. Halleluja! Gemeinsam hievten wir den Sportwagen in den Doppeldecker, ich legte ihn an die Kette und setzte mich daneben. Geschafft, geht doch!

Ein bisschen blümerant wurde mir schon, wenn ich an den Bahnhöfen, an denen wir anhielten, den Höhenunterschied zwischen dem Ausstieg und dem Bahnsteig schätzte. Breit war der Ausstieg schon, aber manchmal verdammt hoch. Ich fragte mich allmählich bange, wie ich da rauskommen sollte.
Schräg gegenüber saß eine junge Punk-Lady, der einzige Fahrgast in meinem Abteil. Von mir abgesehen natürlich.
Oberhausen Holten, ich wibbelte schon. Um Hilfe fragen ist nicht so mein Ding.
„Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir in Oberhausen beim Aussteigen mit dem Kinderwagen helfen?"
An ihren langen, schwarzen Ponyfransen vorbei schaute sie überrascht auf mich und suchend weiter, bis sie den Kinderwagen entdeckt hatte. „Klar."
Pause.
„Nur der Kinderwagen? ..." Sie schaute umher. „Und das Kind?"
„Nur Kinderwagen. Ist ein Transfer vom Niederrhein nach Hessen.“

Minuten vor Oberhausen Hauptbahnhof raffte ich meine Reisetasche, stopfte mein Buch hinein und machte mich daran, die Bremsen des Wagens zu lösen. Als der Zug hielt, stand ich startklar vor der Türe, Kinderwagen mit Reisetasche darin stramm bei Fuß. Die junge Frau half mir, wie versprochen.
„Soll ich Ihnen noch helfen, auf den anderen Bahnsteig zu kommen?"
Ich strahlte sie an. So eine nette, hilfsbereite, liebe, junge Frau!
„Nein, danke. Ganz lieb von Ihnen. Aber mein ICE fährt direkt auf dem Nebengleis ab. Vielen Dank!"

Als die Leute auf dem Bahnsteig sich verzogen hatten, nahm ich noch einmal meinen PC-Ausdruck aus der Tasche und studierte ihn sorgfältig.
Richtig. Ankunft auf Gleis 12, Abfahrt 32 Minuten später auf Gleis 13. Bingo. Ich hatte alle Zeit der Welt.

Irgendwann fiel mir auf, dass das Gleis neben der 12 die Kennung 11 trug.
Elf? Wieso elf? Und wo war dreizehn?
Nee, is nich wahr! Blödes Landei!

Panisch schaute ich rund.

Fortsetzung folgt

Auszug aus meinem Buch: Himbeerrote Knallbonbons

Ich habe noch ein paar Exemplare zuhause. Sollte jemand noch für Muttertag...oder so...
portofrei, kurze Nachricht genügt.....)))

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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