Wie die Großen - Schüler bei „Ich war noch niemals in New York“

Wenn man noch nie von Udo Jürgens gehört hatte, dann ist es wahrscheinlich, dass man nicht viel älter als elf Jahre ist: Tobias, zwölf Jahre, aus Essen ist einer der Kinderdarsteller beim Musical „Ich war noch niemals in New York“ im Metronom Theater in Oberhausen.

Eine Stunde vor Show-Beginn muss er da sein, dann beginnt seine Routine vor dem großen Auftritt - Interviews wie zum Beispiel für den Stadtspiegel gehören dazu und er macht das lässig wie ein Profi, wir dürfen ihn sogar begleiten!
Bevor er seine Kostüme zusammen sucht, erzählt er noch, wie sein Vater ihm den Zeitungsartikel über das Kinder-Casting gezeigt und gefragt hat, ob er da mitmachen möchte. „Klar“, habe ich gesagt. „Das bringt ja eh nix.“ Doch weit gefehlt: Tobias überzeugt das Kreativteam des Udo Jürgens-Musicals und zieht in die letzte Runde ein. „Dann haben wir doch mitgefiebert“, erzählt er. „Ausgerechnet da war unser Computer kaputt und wir mussten immer zu den Nachbarn, um unsere Mails abzurufen.“ Als die lang ersehnte dann kam und der Betreff „Geschafft!“ lautete, da wurde mit Sekt angestoßen. „Also die Erwachsenen.“ Klar.
Dann muss er los, sein Mikro-Headset holen. Technisch begabt baut er zusammen, was er braucht. Von Lampenfieber noch keine Spur. Was ist am Schwierigsten auf der Bühne? „66!“ Ja, es sei verraten: Der Jüngste auf der Bühne singt den Hit „Mit 66 Jahren“, denn den meint der Gymnasiast, der auf der Margarethenhöhe zuhause ist. „Aber eigentlich ist der auch nicht schwierig, aber alles andere ist so super-leicht, dass 66 eben das Schwierigste ist“, erklärt der Nachwuchs-Darsteller. Aha.
Dann geht‘s zum Einsingen: Im Probesaal machen sich auch die Tänzer warm, der Pianist nimmt Platz und schon erklingen die ersten Töne. Tobias singt sicher und konzentriert „seinen“ Song. Der Pianist sagt: „Super und danke!“ Während Tobias schon wieder den Saal verlässt, strahlen die Tänzer hinter ihm her und summen „66!“
Noch schnell ein Blick auf die Besetzungsliste: „Super, Karim spielt und Willy!“ Ja, man hat eben auch Lieblingsväter und -opas... „Mit den beiden habe ich meistens geprobt, da weiß ich, was die machen“, erklärt er. „Mit anderen zu spielen, ist echt eine Umstellung.“

„Hölle“ macht am
meisten Spaß ...

Was macht am meisten Spaß? „Hölle!“ Was? „Das ist das Finale vor der Pause, da muss ich ganz viel über die Bühne laufen. Ich gehe eigentlich jede Treppe. Das macht total Spaß! Und es beginnt ja mit der Drehbühne, wenn wir die Hochzeits-Suite verlassen und aufs Schiff gehen... - Überhaupt:Die Drehbühne macht mir sehr viel Spaß!“ Die Wege zu finden - auch hinter der Bühne - das sei überhaupt kein Problem. „Hinten ist immer jemand dabei, nicht dass das nötig wäre“, grinst er. „Aber auf der Bühne muss ich alles allein machen!“ Von Lampenfieber bis zum Show-Beginn keine Spur...
Auf der Bühne wird der reizende, wohlerzogene Tobias zum etwas frecheren, cool angezogenen Florian, der ganz oft die Lacher auf seiner Seite hat. Tobias macht das großartig, mit Sinn fürs richtige Timing! Und bei „66“ tobt der Saal zum ersten Mal so richtig! Die Pause verbringt er im Bademantel - dass das etwas mit Udo Jürgens zu tun haben könnte, weiß er nicht, auch wenn er die Musik des österreichischen Entertainers inzwischen ganz gut kennt. Das „Ehrenwerte Haus“ mag er von allen Songs am liebsten, weil das „eine Mischung aus Udo Jürgens und Rock ist“. Aha. Tobias schauspielt, singt, rappt und tanzt sich wie ein Profi durch die Show, seine Rolle ist wirklich nicht klein.
Da liegt die Frage nahe, ob er einmal Musical-Darsteller werden möchte? „Ich weiß wirklich noch nicht, was ich werden will“, sagt der Zwölfjährige. „Ja, vielleicht Musical-Darsteller, aber Bühnenarbeiter gefällt mir auch!“ Er hat ja noch ein bisschen Zeit...