Kettwig unterm Hakenkreuz

Günter Voss hat Kettwiger Dokumente aus der NS-Zeit zusammengestellt, die die Auswirkungen von Ideologie und Propaganda vor Ort zeigen. Foto: Heuer
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Günter Voss schließt Lücke in örtlicher Geschichtsschreibung

Mit "Kettwig unter dem Hakenkreuz" schließt Günter Voss eine Lücke in der Kettwiger Geschichtsschreibung.

Er beschreibt die schleichende Unterwanderung der Bevölkerung durch die Nazis, die weit vor 1933 begann.
Voss nutzte Quellen im Essener Stadtarchiv, im Kettwiger Museum, den Archiven der evangelischen Gemeinde Kettwig, den katholischen Kirchen in St. Peter und St. Josef (Vor der Brücke), der Friedrich Ebert Stiftung und der Uni Köln. Zusätzlich griff er vor allem auf den Lokalteil der Kettwiger Zeitung (1920 bis 1945), "NAU" Zeitung der Kettwiger NSDAP, die Neue Rheinische Zeitung, Rheinische Landeszeitung, WAZ und Werdener Zeitung zurück. Recherchen aus dem Internet ergänzten die Hinweise. Drei Jahre suchte Voss nach den entsprechenden Quellen.
Herausgekommen ist ein 1,80 Kilogramm schweres Buch, dass die Geschichte der Nazi-Zeit nachzeichnet. Es zeigt auf, wie die neuen Mächtigen sich ihrer Gegner nach und nach entledigten. Aber auch das Alltagsleben kommt nicht kurz, dass zunehmend geprägt wird durch die Gleichschaltung aller Organisationen unter das Führerprinzip.
Anhand der Quellen zeigt Voss, wie sich die Ideologie der Nazis immer tiefer bis ins Private hineindrängt. Der Autor erinnert an die deportierten jüdischen Bewohner der Stadt, die 1942 in den Todeslagern ermordet wurden. Auf die Veröffentlichung der Hetzpropaganda in öffentlichen Schriften verzichtet Voss bewusst.
Die Nennung der gefallenen Soldaten in den Zeitungen zeigt, wie viele Kettwiger in den ersten Kriegsjahren starben. Mit den alliierten Bombenangriffe steigen auch die zivilen Opferzahlen. Ob bewusst veröffentlicht (oder nicht): Propaganda und Realität passten bereits früh nicht mehr zusammen.
Deutlich beschreibt Voss den zunehmenden Mangel - auch an Arbeitskräften - und seine Folgen. Auffällig ist, dass die Zeitungen immer wieder zum "richtigen Umgang" mit Fremdarbeitern, Häftlingen oder Kriegsgefangene aufrufen und vor Verbrüderung warnen. Normal schien zudem das Abwerben von Fachkräften zu sein. Veröffentlichte Entlohnungstabellen sollten dies verhindern. Bei Nichteinhaltung drohten Strafen.
Mit seinem Werk gibt Voss an Hand von Dokumenten einen ersten Einblick in die Geschichte unter dem Hakenkreuz vor Ort. Es erinnert an eine Zeit, in der der Respekt vor Andersdenkenden zunehmend unter die Räder geriet. Es zeigt, wie schnell Propagandalügen wirken und zu welchen fatalen Folgen sie führen. Und es mahnt, sich nicht vor einen ideologischen Karren spannen zu lassen.
Das Buch im Format DIN-A 4 ist für 24,50 Euro bei allen Kettwiger Buchhändlern sowie im Kettwiger Museum erhältlich. dh

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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