Autor "Knister" in der Josefschule - eine Lesung wie ein Rock-Konzert

Nein, der knisterndern Spannung im Auditorium hat Kinderbuchautor Ludger Jochmann alias „Knister“ seinen Beinamen nicht gänzlich zu verdanken. Wenngleich es auch so hätte sein können bei der Lesung des Weselers neulich in Kupferdreh.

Die Spannung ist fast greifbar unter den gut 220 Mädchen und Jungen im vollbesetzten Saal des St. Josef-Gemeindeheims. Alle Kinder von Klasse eins bis vier sollen an diesem Tag in den Genuss der Autorenlesung kommen und weil die Schul-Aula angesichts einer solch großen Kinderschar aus allen Nähten platzen würde, hatte man das Event kurzerhand in das Gebäude unweit der Schule verlegt.
Dem Schriftsteller eilte ein Ruf voraus „Der schreibt Vampirgeschichten“, wissen die Kinder. Und schließlich ist Ludger Jochmann kein Unbekannter an der Kupferdreher Grundschule. Zum dritten Mal schon hat die Kupferdreher Buchhandlung Bast den Kinderbuchautor an die „Jole“ gebracht. „Ich bin selbst begeistert von Ludger Jochmann und denke, er bietet ein richtiges Rundumpaket und kann bei den Kindern viele Begeisterung fürs Lesen wecken“, erklärt Michael-Clemens Großimlinghaus, Inhaber der Buchhandlung Bast.

Klassiker "Hexe Lilli"

Kaum ist Jochmann alias „Knister“ auf der Bühne, geht es auch schon los. Drei seiner Kinderbuch-Reihen stellt er heute vor. Den Auftakt macht „Hexe Lilli“, die ewig junge, die vor über 20 Jahren das Licht der lierarischen Welt erblickte und mittlerweile in aller Welt gelesen wird - Jochmanns Werke wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. In diesem Abenteuer bekommt es Lilli mit Vampiren zu tun und sie verschlingt jedes Buch über Fledermäuse, das ihr in die Hände fällt. Das Besondere an Vampiren, erläutert Knister, sei, dass sie sich in alle möglichen Gestalten verwandeln können und mit flinker Hand zeichnet er die „hinterlistige Raben-Fledermaus“ auf das Flipchart.
Die Kinder erfahren, dass Vampire weder Döner noch Pizza mögen, sondern ausschließlich Blut. Daher verfügen sie auch über zwei Blutzähne, „mit denen sie so viel Blut saugen, dass es ihnen zu den Augen wieder rauskommt“. Ein Raunen geht durch Publikum, danach Gelächter, als Knister anmerkt „Das ist ein bisschen eklig, aber wenn man Vampirbücher lesen will, muss man das schon aushalten“.
Nicht aushalten will Lillis kleiner Bruder Leon die unsäglichen Schmerzen, die ihm sein Wackelzahn bereitet. Außerdem weiß er von seiner großen Schwester „Wenn der erste Wackelzahn raus ist, dann bist du groß“. Und Leon will unbedingt groß sein. Jetzt sofort. Um ihn von den Schmerzen abzulenken, erzählt Lilli ihrem Bruder eine Geschichte von Victor, dem kleinen Vampir, in der ein Wackelzahn ebenfalls eine tragende Rolle spielt. Victors Wackelzahn-Episode gipfelt darin, dass er sich seine losen Blutzähne am Sargdeckel ausbeißt, auch wenn der nach „2.000 Jahre alten Schweißfüßen“ schmeckt.

"Arabesk", das mittelalterliche Pferd

Genug von Hexe Lilli. „Ihr sollt ja schließlich selbst lesen“, meint Knister und kommt zu seinem allerneuesten Buch über „Arabesk“, das ritterliche Pferd. Auch hier kann es schaurig zugehen: „Ihr dürft das Buch nicht abends lesen, nur bei Tageslicht!“, warnt Knister. „Und wenn ihr es schon abends lest, dann zieht euch drei Schlafanzüge an! Wegen der Gänsehaut - ihr werden frieren.“ Auch die im Mittelalter angesiedelten Abenteuer von „Arabesk“ treffen den Nerv der Kinder. Und sie lernen bei der Lektüre auch noch jede Menge über vergangene Zeiten. Etwa, dass lesen und schreiben zu können damals gar nicht selbstverständlich war oder wie man sich zu Tisch benahm: „Das war ziemlich derb, man aß mit den Fingern, nur für Suppen und Saucen gab es Holzlöffel.“ Knister sorgt für große Heiterkeit, als er über die Tischsitten anno 1200 doziert: Beim Essen nicht in Augen und Ohren bohren, nicht in die Tischdecke schnäuzen und schon gar nicht wie ein Hund aus der Schüssel schlecken.
Die dritte und letzte Buchvorstellung widmet der Autor seinem kleinen weißen und pelzigen Helden „Yoko“. „Wer verflixt ist Yoko?“ heißt der erste Band der mittlerweile fünfteiligen Buchreihe und Knister erklärt den Kupferdreher Kids, was Sache ist: Pia, die das seltsame Wesen gefunden und im Keller vesteckt hat, ist jedenfalls ziemlich ratlos. Ihr Freund Lukas vermutet, es handle sich um ein Alien. Das Tollste ist: Das Alien kann sprechen, sagt aber immer nur „Yo“.

Der Knaller kommt zum Schluss

Da hat der pelzige Kerl seinen Namen weg und wird fortan nur noch „Yoko“ genannt. Knister greift zu seiner E-Gitarre im Mini-Format, schaltet den Drum-Computer an und legt los: „One, two, three, four - jetzt kommt Yoko!“ Die Kinder haben den Refrain sofort drauf und schmettern los. 440 Hände gehen in die Höhe und das Gemeindeheim ist urplötzlich Konzerthalle. Die Lesung endet mit einem echten Knaller. „Das war total cool“, schwärmt Titus aus der 3b. „Richtig tolle Rockmusik!“ Jannik aus der 3b lobt den multimedialen Charakter der Lesung: „Die Zeichnungen fand ich am besten und natürlich die Musik.“

Der fulminante Ausklang der Autorenlesung gibt schließlich Aufschluss über das Literaten-Pseudonym: Es heißt, „Knister“ habe seinen Künsternamen nicht zuletzt wegen seiner Begeisterung für Rockmusik gewählt. Die lauten (rockigen) und die leisen (spannenden) Töne machen das „Knistern“ bei ihm aus. Den Jole-Kindern hat er damit jedenfalls einen unvergesslichen Schultag beschert und vielen von ihnen mit Sicherheit einen fetzigen Ohrwurm.

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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