Morbus crohn und Colitis ulcerosa: Linderung ja - Heilung nein

Rolf Kalweit

Chronische Darmentzündung ist ein Thema, über das oftmals lieber geschwiegen wird. Dabei sind bundesweit etwa 300.000 Menschen von der Krankheit betroffen. Lokalkompass.de sprach mit Rolf Kalweit, Leiter der Selbsthilfegruppe Morbus crohn, Colitis ulcerosa Essen-Ruhrhalbinsel.

„Morbus crohn“ und „Colitis ulcerosa“ lauten die medizinischen Fachbegriffe für die entzündlichen Erkrankungen des Verdauungstraktes. Was verbirgt sich hinter dieser Terminologie?

Unter dem Oberbegriff der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen werden vor allem die zwei Erkrankungen Morbus crohn und Colitis ulcerosa zusammengefasst. Beide Krankheiten sind ihrer Ursache nach unklare Darmentzündungen. Bei Morbus crohn können Entzündung und Geschwürbildung den gesamten Verdauungsapparat vom Mund bis hin zum After betreffen. Bei Colitis ulcerosa findet die Entzündung und eventuelle Geschwürbildung ausschließlich im Dickdarm statt.
Der Krankheitsverlauf und die Schwere der Erkrankung können sehr unterschiedlich sein. Sie verlaufen meist schubweise. Bei vielen Patienten gibt es neben Phasen mit hoher Krankheitsaktivität lange Abschnitte relativer Gesundheit. Allerderdings gibt es auch Patienten mit ständiger Aktivität der Darmentzündung. Beide Erkrankungen können nach momentanem Erkenntnisstand durch keine medikamentöse Maßnahme geheilt werden. Die Behandlung mit Medikamenten hat das Ziel, Rückfälle zu vermeiden und dadurch die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Kennt man die Ursache?

Noch nicht genau. Neben einer erblichen Veranlagung spielen Umwelteinflüsse wie z.B. Infekte, Ernährung und Rauchen eine Rolle. Auch der Einfluss des Immunsystems und der Darmbakterien gewinnt zunehmend an Bedeutung. Man nimmt an, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, um eine chronisch entzündliche Darmerkrankung auszulösen.

Kann man den Krankheiten vorbeugen?

Eine gute Ernährung und eine gesunde Lebensweise unterstützen die allgemeine körperliche Verfassung und die Selbstheilungskräfte des Körpers. Aber auch gesundlebende Menschen, die nie geraucht oder getrunken, immer gesund gegessen und gelebt haben, bekommen diese Krankheiten.

Inwiefern wird das Leben der Betroffenen eingeschränkt?

Morbus crohn und Colitis ulcerosa schränken das Leben der Betroffenen sehr ein - Bauchschmerzen und häufige, zuweilen blutige Durchfälle sind die klassischen Symtome. Bei Morbus chron kann es zu Vernarbungen der Darmwand und zur Verengung des Darms kommen. Sind die Durchfälle mit Blut gemischt, entwickelt sich bei längerer Krankheitsdauer ein Blutarmut. Auch können bei Morbus chron Begleiterkrankungen außerhalb des Verdauungstraktes auftreten, z.B. an Gelenken, Haut, Leber oder Augen. Nach dem Abklingen der Entzündung hören die Beschwerden auf und die Betroffenen haben wieder eine relitv beschwerdefreie Zeit. Menschen mit einer Colitis ulcerosa fühlen sich häufig abgeschlagen und müde, klagen über Appetitlosigkeit und in der Folge raschen Gewichtsverlust. Außerhalb des Darms können Krankheitszeichen auftreten, die deutlich machen, dass der gesamte Organismus betroffen ist. Diese sogenannten extraintestinalen Manifestationen können sich an Augen, Haut, Gelenken und Gallenwegen bemerkbar machen.

Wie kann die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden?

Durch die stetige Forschung und somit sehr guten Medikamente, die auf dem Markt sind, ist eine normale Lebenserwartung gegeben.

Was bringt die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe?

Bei aller Vielfalt der Persönlichkeiten vermitteln diese Gruppen eine rasche und umfassende Kenntnis, wie unterschiedlich die Krankheiten verlaufen können, welche Maßnahmen anderen geholfen haben und wie verschiedene Krankheitsphasen von anderen Patienten verarbeitet wurden. Gerade dies ist für „neue“ Patienten sehr wichtig.

Die Selbsthilfegruppe Ruhrhalbinsel trifft sich jeden dritten Mittwoch im Monat ab 19 Uhr im St. Elisabeth-Krankenhaus, Essener Straße 31, in Hattingen-Niederwenigern.

Die Gruppe lädt in regelmäßigen Abständen Experten (Ärzte, Ernährungswissenschaftler, Homöopathen) zu Vorträgen ein. Ansprechpartner: Rolf Kalweit, Tel.: 0201/48 37 82, E-Mail: shgrolfkalweit@aol.com und Ronald Lundschin, Tel.: 0172/28 67 149, E-Mail: lundschin@aol.com

Weitere Selbsthilfegruppen Morbus crohn- Colitis ulcerosa: Essen-Steele: Treffen jeden zweiten Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Alfried-Krupp-Krankenhaus, Hellweg 100; Kontakt: Wiese e.V., Tel.: 0201/20 76 76; Essen-Werden: jeden ersten Dienstag im Monat um 19 Uhr im Benediktsaal (in der Schatzkammer der Ludgeruskirche), Brückstraße 54; Kontakt: Dirk Zupanc, Tel.: 0163/740 519 4, E-Mail: dirk.zupanc@t-online.de

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.