In Würde sterben - Würdevolles Sterben, Hospizarbeit und Palliativmedizin

Gut gefüllt war das Haus Fuhr beim Vortrag.
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Die Hospizbewegung Werden rund um Dorle Streffer und Franz Löhr denkt über die letzten Schritte des Lebens nach und hatte zum Vortrag geladen. Das Thema ließ keinen kalt und war brandaktuell!

Im Bundestag wurde sehr engagiert und höchst emotional über Sterbehilfe diskutiert. Auch in Haus Fuhr widmete sich ein Vortrag dem Thema. Christian Voß weiß, wovon er spricht, lernte als Krankenpfleger das Leid von Sterbenden kennen.
Nach Bachelor- und Masterstudium ist Voß nun Referent, Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Fortbildung in Fragen der Ethik im Gesundheitswesen. Seine Ansätze: Sterben ist meist mühsam, stellt an alle Beteiligten besondere Herausforderungen. Nur durch Verstärkung der ambulanten und stationären Hospizarbeit und einen Ausbau der Palliativmedizin, also der leidlindernden Betreuung Sterbender, kann „Sterben in Würde“ gelingen.
Die Hospizbewegung Werden begleitet Schwerkranke und sterbende Menschen während ihrer letzten Lebensphase sowohl in ihrer vertrauten Umgebung, im Hospiz an der Dudenstraße sowie in den Kliniken Essen Süd, möchte so Angehörige und Freunde bei der Begleitung entlasten und Trauernden beistehen.

Bewegendes Thema

Da lag es auf der Hand, mit einem Fach-Vortrag das bewegende Thema „Tod aus eigenem Willen“ anzusprechen.
In Deutschland sterben 75 Prozent der Menschen nicht in ihrer vertrauten Umgebung daheim, sondern in Einrichtungen wie Altenheimen, Hospizen und meistens in Krankenhäusern. Am liebsten möchten wir „schnell und irgendwann“ sterben, schmerzfrei und plötzlich, am besten nichts vom Sterben merken.
Dabei könnte der Prozess des Sterbens Zeit sein für eine letzte Bilanz, in dieser intensiven Lebensphase kann man Dinge ins Reine bringen, sich verabschieden. Lapidare Dinge können eine ganz neue Bedeutung bekommen: ein Glas Rotwein mit Freunden, noch einmal die Sonne aufgehen sehen…ein neuer Maßstab von „Glück“ wird angelegt.
Doch die Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus: Schmerzen, das Bewusstsein ist verwirrt, anstelle von Familie, Freunden, Nachbarn kümmern sich „Profis“ wie Ärzte, Pflegekräfte, Ehrenamtliche um die letzten Stunden.
Die Menschen haben aber große Angst vor der „Schlauch- und Apparatemedizin“ und möchten auch keinem, schon gar nicht den Angehörigen, zur Last fallen.
Da liegt der Gedanke nahe, seinem Leben selbstbestimmt und „zum richtigen Zeitpunkt“ ein Ende zu setzen. Doch aktive Sterbehilfe, „Tötung auf Verlangen“, ist gesetzlich verboten, schon der Versuch ist strafbar.

Schmerzlinderung

Passive Sterbehilfe, also „Sterben lassen“, eine Reduktion oder Abbruch der medizinischen Behandlung auf Wunsch des Patienten, wird durch den im Grundgesetz verankerten freien Willen geschützt, denn es gibt keine „Pflicht“ zu leben.
Eine indirekte Sterbehilfe, also „Therapie am Lebensende“, bedeutet Leiden zu lindern unter Inkaufnahme einer Lebenszeitverkürzung, ist rein rechtlich schnell abgeklärt: Schmerzlinderung mit in Kauf genommenem Todeseintritt ist zulässig.
In der Diskussion ist aber besonders der assistierte Suizid, also „Beihilfe zur Selbsttötung“. Tötung ist verboten, Selbsttötung nicht. Deswegen ist Selbstmord nicht strafbar, also ebenso wenig die Assistenz dazu. Aber „Tötung auf Verlangen durch Unterlassen“ wiederum ist ein Strafbestand, zumindest bei Ärzten und nahen Angehörigen. Bei Verlust des Bewusstseins müssen diese sogenannten „Garanten“ helfen, sonst machen sie sich strafbar. Verzwickt.
Christian Voß zitierte etliche Umfragen zu diesem heiklen Thema. Spätestens hier machte er sehr deutlich, dass die Leidenden und Sterbenden eigentlich keine Selbsttötung wollten, sondern als Mensch respektiert werden.

Ein Ebenbild Gottes

„Würde“ kann viele Bedeutungen haben. Man kann sich äußerliche Würde erarbeiten, also auch wieder verlieren. Die Würde, die jeder Mensch in sich trägt, kann man nicht verlieren. Die christliche Menschenwürde rührt auch daher, dass für Christen der Mensch ein Ebenbild Gottes ist. Wesentlich ist für Voß bei der Wahrung der Würde im Sterben: „Man muss nicht alles tun, was möglich ist. Auch darf man den Sterbenden nicht – wie leider in unserer Gesellschaft üblich – von der Gemeinschaft trennen. Man sollte seine Bedürfnisse beachten und tun, was für ihn in seinen letzten Stunden nötig ist!“
Angst nehmen. Die Angst, aus der Mitte der Gesellschaft an den Rand gedrückt zu werden. Angst vor Schmerzen, horrenden Kosten. Einsamkeit, Hilflosigkeit, Überlastung der pflegenden Angehörigen – große Sorgen, die die Menschen umtreiben. Hier kann ein Ausbau der palliativen Medizin helfen.
Primäres Ziel ist nicht mehr die Heilung des Kranken, sondern die Linderung der Schmerzen einer unheilbaren Erkrankung. Hierbei steht der Patientenwille über allem anderen.
Zum Abschluss seines Referates betonte Christian Voß: „Wir wollen an der Hand, nicht durch die Hand eines Menschen sterben!“
Dorle Streffer verstärkte diesen Wunsch: „Es gibt einen Weg zu helfen, ohne gleich zu töten!“ Die Hospizbewegung, in Werden die Ambulante Ökumenische Hospizgruppe, gibt die christliche Antwort auf den Drang des modernen Menschen, rund um den Tod ein Tabu aufzubauen.

In Seminaren und Vorträgen haben sich Frauen und Männer unterschiedlicher Berufs- und Altersgruppen auf ihre Aufgabe vorbereitet und bilden sich ständig weiter.
Ihre Arbeit ist ehrenamtlich und unterliegt selbstverständlich der Schweigepflicht.

Kontakt

Ambulante ökumenische Hospizgruppe
Dorle Streffer
0201-492616

Christliches Hospiz
Dudenstraße 14
0201-320350-0

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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