Literarisches aus Gladbeck auf Euskirchener Bühne

Euskirchen: Altes Casino | Der „Kleine Saal“ des Alten Casinos war in stimmiges Licht getaucht, zwischen klassisch-rotem Vorhang und Publikumslounge warteten Stehtisch mit Leselampe, Gitarrenverstärker und Mikrofon auf den Beginn der Veranstaltung und es wurde einer dieser Veranstaltungen, die halten, was sie im Vorfeld versprechen. Unter dem Titel „Kunst hoch 3 – Lesung mit Musik und Malerei“ gaben Jana Engels, Andreas Züll, Georg Miesen, Harry Michael Liedtke, Bettina Lohaus und Edy Edwards am Freitag, den 21. September 2012, Auszüge ihres künstlerischen Schaffens zum Besten.

Den musikalischen Auftakt gab der extra aus Herne angereiste junge Rock-und Bluesmusiker Edy Edwards mit einem seiner Songs. Anschließend begrüßte die Kaller Autorin Jana Engels die Gäste, stellte die Künstler des Abends vor und las eigene Texte. Neben zwei Gedichten, die sich thematisch aktuell mit dem Herbst und mit Freundschaft auseinandersetzten, lauschte das Publikum der eindrucksvollen und ernsten Geschichte „Wölfe in der Nachbarschaft“ aus ihrem Geschichten- und Gedichtband „ausgesprochen lebensnah“.
Für den nächsten Programmpunkt trafen sich Andreas Züll und Georg Miesen, die halbe Besetzung von „Was ist eigentlich Zümiesmus?“, auf der Bühne. Der ebenfalls aus Kall stammende Andreas Züll und der Bad Münstereifeler Georg Miesen sind schon seit mehr als zehn Jahren sowohl schriftstellerisch tätig als auch gemeinsam mit dem „Zümiesmus“ - Programm unterwegs. Abwechselnd trugen sie ein Feuerwerk lyrischer Texte über Liebe, Leidenschaft, Sichtweisen und Lebensängste vor.
Mörderisch war Harry Michael Liedtkes Geschichte „Mutter Carnage und ihre Kinder“. Der Gladbecker Autor, der nebenbei auch als Herausgeber und als Veranstaltungsorganisator für die Gladbecker Kleinkunstbühne im Café Stilbruch tätig ist, begeisterte in seiner Geschichte über die erfundene Begegnung mit der berühmt-berüchtigten Ma Baker. Liedtkes Krimigeschichte ist eine von vielen mörderisch guten Geschichten rund um den Mythos Mutti, erschienen in der Anthologie „Mordsmütter“ des Via Terra Verlags.
In die Geschichte des Gladbeckers wurde gekonnt eine Pause eingearbeitet. Gäste und Künstler nahmen die Chance auf eine Erfrischung an der Bar war, betrachteten die ausgestellten Bilder, fanden sich am Büchertisch wieder oder im Gespräch mit der lokalen Presse und den Künstlern. Zwischendurch lockerte Edy Edwards immer wieder mit seinen „ruhrpottpoetischen“ Songs auf.
Den vierten literarischen Teil der Lesung bestritt die Malerin und Autorin Bettina Lohaus. Ihre skurrile Geschichte handelte von einem vermeintlich arrangierten Techtelmechtel im Kräuterbeet, dem daraus resultierenden Gefühlschaos einiger Beteiligter und fragwürdigen Handlungen im Affekt. Auch hier ging es, Berechtigung hin oder her, richtig mörderisch zur Sache. Bettina Lohaus lädt regelmäßig zu Programmveranstaltungen in ihre Ateliergemeinschaft in Köln - Kalk ein. Das nächste und letzte „Offene Atelier“ dort findet am Samstag, den 10. November, statt. Danach steht erst einmal ein Umzug bevor.
Hatte Edy Edwards den Abend mit Gesang und Gitarrensound nicht nur eröffnet, sondern auch stilvoll begleitet, so ist es nicht verwunderlich, dass er auch für einen gelungenen Abschluss in Form eines Minikonzertes sorgte. Im Gepäck hatte er Lieder wie „Theaterstück“ und „Ruhrpott-Poesie“. Mit viel Applaus, Zuspruch und dem Versprechen dieser, wenn möglich, eine weitere Veranstaltung in gleicher Form folgen zu lassen, fand der Abend einen würdigen Ausklang.