Internet über Glasfaser - Was steckt hinter der neuen Technik?

Glasfaser ist die Technik der Zukunft | Foto: https://pixabay.com/
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Seit vielen Jahren thematisieren Unternehmen und Privatleute die Notwendigkeit des Ausbaus der Internetverbindungen im ländlichen Bereich des Niederrheins. Jetzt, kurz vor dem Ziel, stagniert die Nachfrage, bei den Verbrauchern. Die Gründe sind vielfältig: unübersichtliche Tarife, unverständliche Technik, Frage von Kosten/Nutzen. Dieser Artikel soll etwas Klarheit verschaffen, damit die richtige Entscheidung für die Zukunft getroffen werden kann.

Warum überhaupt schnelleres Internet?

Unser Medienkonsum über das Internet wächst in rasantem Tempo an. Wir surfen mit dem Handy, rufen Zuhause unsere Mails ab und schauen den ein oder anderen Film auf Netflix und Co. In den 1990ern noch etwas undenkbares. Damals gab es nur Modems die analog über die Telefonleitung piepsten. Das Abrufen der E-Mails konnte mitunter mal eine Viertelstunde lang dauern. Heute sind wir es gewöhnt, unmittelbar das Internet zur Verfügung zu haben, aber das Netz stößt an seine Grenzen. In Stoßzeiten, beispielsweise Freitag- oder Samstagabend ist in vielen Gebieten ein deutlicher Leistungsabfall zu spüren. Insbesondere bei datenintensiven Diensten wie Videostreaming kann es dann schnell zu Unterbrechungen in der Wiedergabe kommen.
Das Übel liegt dabei in der Technik. Insbesondere in ländlichen Gebieten (z.B. Hamminkeln) bestehen die Telekommunikationsleitungen aus Kupfer, die einfach nicht die Kapazität haben, diese enormen Datenmengen zu transportieren. Aber benötigen wir überhaupt so schnelles Internet? Die Antwort ist ganz klar, ja! Unternehmen benötigen schnelles Internet, für die Anbindung von Maschinen, Standorten, Softwarelösungen usw., im privaten Bereich werden Häuser automatisiert, das Festnetz läuft über das Web, der TV-Konsum von YouTube, Netflix & Co. steigt drastisch, beim Surfen im Web fallen größere Datenmengen an und Computerspiele werden direkt aus dem Internet geladen. Unbewusst wird immer mehr Bandbreite, also Leitungskapazität, benötigt.

Falsch gedacht: Ich warte bis es von alleine schneller wird

Wer sorgt nun dafür, dass das Internet schneller wird? Die Bundesregierung hat schon vor längerer Zeit den Ausbau der Netze beschlossen und durch Gelder bezuschusst. Auch wurden Termine festgelegt, bis wann jeder Haushalt einen „schnellen“ Internetzugang haben soll. Umgesetzt werden die Vorgaben von den Telekommunikationsgesellschaften, die wiederum als Wirtschaftsunternehmen agieren. Kurzum, sie müssen Geld verdienen!
Ein Netz zu erweitern kostet viel Geld, so viel Geld, dass die Unternehmen kalkulieren müssen, was unterm Strich noch Geld bringt. Die Telekom setzt daher seit langem auf die DSL-Technik. Hierbei bleiben alte Kupferleitungen bestehen und durch technische Maßnahmen können größere Bandbreiten erreicht werden. In den kommenden Jahren soll die Technik auf VDSL umgestellt werden, was mehr Schnelligkeit verspricht, aber mittelfristig der falsche Weg ist. Wer also wartet und kein Geld für ein modernes Netz ausgeben möchte, wird auf lange Sicht Probleme kriegen.

Glasfaser ist nicht gleich Glasfaser

Für ein zukunftsträchtiges Netz geht nichts über die Verwendung von Glasfaser. Bei der Glasfasertechnik werden lediglich Lichtimpulse übermittelt. Im Gegensatz zur Kupfertechnik bei DSL können somit mehr Daten über die Leitung geschickt werden und dies auch über längere Distanzen, ohne dass es zu einer Reduzierung der Geschwindigkeit kommt.
Bei den aktuellen Anbietern am Niederrhein (RWE und Deutsche Glasfaser) werden beim Verlegen der neuen Leitungen aber zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt. Das RWE verlegt in den Straßen Glasfaserkabel bis zu einem Übergabepunkt, ab dort wird dann eine Kupferleitung bis ins Wohnhaus verdrahtet. Die bestehen Leitungen werden dabei genutzt. Die Deutsche Glasfaser hingegen bietet einen Glasfaseranschluss direkt bis ins Haus und das aktuell ohne Mehrkosten. Ähnlich wie bei der Installation einer Gasleitung wird ein Glasfaserkabel durch das Erdreich bis ins Haus gelegt und dort mit einem Glasfaser-Router verbunden. Hört sich kompliziert an, ist aber mittlerweile einfach und schnell erledigt.
Der Unterschied zwischen den Technologien ist am besten durch eine Gegenüberstellung zu erkennen (Bild 1).

In ländlichen Gebieten sind die Straßen und Häuser in der Regel über Kupferleitungen mit der Vermittlungsstelle verbunden. Bei der DSL-Technik hängt in jedem angeschlossenen Haus ein DSL-Modem, dass die Verbindung zum Internet herstellt. Das Modem ist wiederum mit einer Sammelstelle (grauer Kasten auf der Straße) verbunden. Dort fließen alle Haushalte der näheren Umgebung zusammen. Im inneren des Kastens sorgt ein Gerät (DSL Access Multiplexer) dafür, dass die Signale aus den Haushalten in das Netz des Betreibers eingespeist werden können. Dieser Übergabepunkt stellt das erste Nadelöhr zum schnellen Internet dar. Da beim Übergabepunkt viele Haushalte zusammenkommen und die Leitung zur Vermittlung nur eine bestimmt Bandbreite hat, werden die Signale häppchenweise an die Vermittlung weitergeleitet, damit jeder Haushalt auch die Chance hat im Internet zu surfen. Wie es mit der Technik eben ist, gibt es irgendwo Grenzen, die nicht überschritten werden können. Diese Leitungsengpässe bemerken wir derzeit, wenn wir Samstagabend einen Film bei YouTube schauen wollen und der Film nur noch ruckelt und stoppt.
Bei DSL und VDSL handelt es sich zudem um einen asynchronen Anschluss. Dies bedeutet, dass zwar schnell Daten aus dem Internet heruntergeladen werden können (sog. Downstream), die Geschwindigkeit des Hochladens (sog. Upstream) ist aber deutlich langsamer.
Beim RWE werden bis zu den Verteilerkästen auf den Straßen Glasfaserkabel gelegt und dort die Technik gegen Glasfasertaugliche ausgewechselt. Der Vorteil ist, dass das Nadelöhr bedeutend größer wird und mehr Haushalte mit einer besseren Leitungskapazität angeschlossen werden können. Mit dieser Technik würde YouTube am Samstagabend wieder Spaß machen. Allerdings sind die einzelnen Haushalte immer noch mit einer Kupferleitung angeschlossen, die eine natürliche Grenze darstellt. Zudem kommt es immer darauf an, wie weit ein Haus vom Verteilerkasten entfernt steht. Je weiter er weg steht, desto langsamer wird das Internet!

Beispiel: An meinem Wohnort habe ich derzeit einen Vertrag bei der Telekom mit einer Geschwindigkeit von 16 Mbit. Gemessen in meinem DSL-Modem kommen aber nur noch 13 Mbit an. Der Rest ist durch die lange Leitung Verlust gegangen. Andere Wohnhäuser haben nur noch 5 oder sogar nur 2 Mbit.

Die Deutsche Glasfaser möchte jeden Haushalt mir einem Glasfaserkabel verbinden. Dies hat den Vorteil, dass jeder Haushalt eine schnelle Verbindung zur Vermittlungsstelle hat, ohne dass dies von anderen Haushalten beeinflusst wird. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die Glasfaser noch mehr Reservekapazität für die Zukunft bereithält. Aktuell werden 100 Mbit-Anschlüsse angeboten. In den kommenden Jahren werden durch bessere Technik Geschwindigkeiten bis 1 Gbit möglich sein. Theoretisch lässt sich sogar noch mehr herausholen, wenn die Technik noch weiter verbessert wird.

Wie teuer ist das eigentlich alles?

Jeder Mieter, Hauseigentümer oder Unternehmer möchte natürlich nicht sein ganzes Geld für einen Internet-Anschluss ausgeben. Daher ist es wichtig Preise zu vergleichen (Bild 2).

Geht nicht auch Internet über Funk?

Jedes Smartphone ist mittlerweile eine beliebte Möglichkeit, um im Netz zu surfen oder zu chatten. Auch Anbieter wie z. B. Vodafone bieten Funkrouter mit einem schnellen Internetzugang an. Auch hier muss die Technik genau betrachtet werden, wenn ein wirklich schnelles Internet gewünscht ist.
Mobilfunkgeräte verbinden sich immer mit einer nahegelegenen Antenne, um Daten auszutauschen. Dafür nutzen sie spezielle Funkfrequenzen und Technologien (z.B. 3G, UMTS, LTE). Je besser die Technik, umso schneller kann im günstigsten Fall die Datenverbindung sein. Problematisch ist, dass jede Antenne nur eine bestimmte Bandbreite hat, die auf die einzelnen Mobilgeräte verteilt wird. Je mehr Geräte auf die Antenne zugreifen, umso langsamer ist die Verbindung. Für einen vollwertigen Kabel- bzw. Glasfaserersatz ist die Funktechnik daher derzeit noch nicht geeignet, aber eine Alternative falls der direkte Hausanschluss zu schlecht ist. Hier ist ausprobieren angesagt.

Wie ist der aktuelle Stand?

Im Bereich Hamminkeln/Mehrhoog werden derzeit die Leerrohre für die neuen Glasfaserkabel in den Straßen verlegt. Das RWE wirbt mit einer Verfügbarkeit ab dem 4. Quartal 2016. Die Telekom plant im Bereich Mehrhoog derzeit keinen Ausbau. Dieser wird sich anscheinend noch einige Jahre hinziehen. Die Deutsche Glasfaser wirbt im Bereich Mehrhoog aktuell noch um Kunden. Stand 26.07.2016 haben nur 3 Prozent der Haushalte einen Vorabvertrag unterschrieben. Benötigt werden aber 40 Prozent. Wird die Nachfragequote nicht erreicht, wird sich der Betreiber aus dem jeweiligen Gebiet zurückziehen.

Fazit

Aktuell lohnt es sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Jeder sollte genau überlegen, ob sparen derzeit der richtige Weg ist. Spätestens in ein paar Jahren, werden alle Haushalte einen schnellen Internetanschluss für die vielfältigen Anwendungen benötigen. Falls es dann nur einen Anbieter gibt, bezahlt der Kunde definitiv drauf. Nur durch Konkurrenzdruck fallen langfristig die Preise.

Infos zur Telekom

Infos zum RWE

Infos zur Deutschen Glasfaser

Autor: Christian Thieme, kontakt@christian-thieme.de

Autor:

Christian Thieme aus Hamminkeln

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