Hattingen: Das Altstadtfest - eine Nachbetrachtung

So sah es am Samstagabend aus, als „Marley‘s Ghost“ auf dem Kirchplatz auf der Bühne stand. Bei „Purple Rising“ am Bunker sahen es zur gleichen Zeit nahezu identisch aus.  Foto: Kosjak
  • So sah es am Samstagabend aus, als „Marley‘s Ghost“ auf dem Kirchplatz auf der Bühne stand. Bei „Purple Rising“ am Bunker sahen es zur gleichen Zeit nahezu identisch aus. Foto: Kosjak
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Unentschieden – so ging es aus am Samstag zwischen „Marley‘s Ghost“ auf dem Kirchplatz und „Purple Rising“ bei „Rock am Bunker“ der Musiker-Initiative Hattingen (MIHA).

„O Fortuna“ aus der „Carmina Burana“ von Carl Orff war das Intro-Stück der Deep-Purple-Coverband, die übrigens ihren Ruf, die besten ihres Fachs zu sein, am Bunker verteidigte.
Hier waren alle Generationen, die nicht auf Reggae standen, friedlich vereint. Hier fanden sich ganz junge und über 70jährige Fans der etwas härteren Musik Schulter an Schulter, sangen textsicher mit und reckten am Ende so manchen Songs die Hände als „Pommesgabel“ in die Höhe – dem internationalen Metal-Gruß. Knapp 3.000 „Hardrocker“ mögen es gewesen sein, die ihren Lieblingssongs also huldigten.
Auf dem Kirchplatz standen die Menschen ebenfalls dicht gedrängt und groovten mit „Marley‘s Ghost“ um die Wette. Das Feeling stimmte – und das Wetter ebenfalls, was den Vorhersagen nach mehr als überraschend war.
„O Fortuna“ wird daher ähnlich wie am Bunker Georg Hartmann zumindest innerlich gemurmelt haben, als Hattingen von den Unwettern nahezu komplett verschont blieb. Freitagnachmittag, da gab es einen kurzen und heftigen Schauer – das war‘s aber auch schon. Als Bürgermeister Dirk Glaser um 18.10 Uhr am Freitag das Altstadtfest offiziell mit dem Marketing-Geschäftsführer eröffnete, da lachte die Sonne bereits wieder vom nahezu wolkenlosen Himmel.
Richtig voll wurde es auf dem Kirchplatz das erste Mal, als „Deluxe - the radioband“ mit Kulthits und aktuellen Songs für Stimmung sorgte. Wem es hier zu eng wurde, der kam bei der „Exback Band“ am Untermarkt mit der Hattinger Sängerin Linda Sahmel auf seine Kosten. Auch bei ihnen standen Coversongs auf dem Programm, die sie mit einer eigenen Note versahen.
Mehr Publikum auch von deutschen Besuchern hätte das „Beter Böcek Orkestrasi“ mit ihren türkischen Roclk- und Pop-Hits verdient gehabt. Aber vielleicht war hier der alles andere als perfekte Bühnensound eher abschreckend – von den zeitlichen Verzögerungen ganz abgesehen, die hier das ertragbare Maß deutlich überschritten. Die wie im Vorjahr hervorragend besetzte „Funkstelle Hattingen Mitte“ lieferte dennoch wie gewohnt perfekt ab.

Schon Donnerstag und Freitag startete das Altstadtfest richtig durch

Bei „Rock am Bunker“ überraschte Leutnant Lennard mit frischen Songs und guter Performance. Verstärkt hatten sie sich für ihren Gig mit Bassist Nico, der ansonsten bei der jazzorientierten Hattinger Band „Fresh and Fruity“ in die Saiten greift.
Als Top-Act des Abends schaffte es „Captain Disko“ als erste semi-professionelle Band aus Hattingen mit eigenen Stücken den Platz zum Beben zu bringen. Da zahlte sich das Experiment der MIHA aus, mit einer lokalen Band die Fans gegen die starke „Konkurrenz“ in der Innenstadt anspielen zu lassen. Hier heißt es Daumen drücken, damit die Karriere von „Captain Disko“ so steil weiter geht wie bisher. Verdient hätten es die Jungs um Daniel Kowalke allemal.
Der Samstag stand tagsüber wie immer sowohl auf dem Kirchplatz als auch im Krämersdorf ganz im Zeichen der Hattinger Schulen – die Musikschule inklusive. Am frühen Abend kamen bei den „Nachtschnittchen“ die Freunde der Comedy zusammen, während im Krämersdorf die „Big Blast Company“ um den Hattinger Andreas Lensing musikalisch mitriss.
Auch das anschließende Experiment von Hattingen Marketing, in Zusammenarbeit mit dem „Dance Inn“ einen Disco-Fox-Workshop anzubieten, stieß auf viel Resonanz.
Zum Abschluss des Altstadtfestes gab es am Sonntag mit der Bigband des Landespolizeiorchesters NRW auf dem Kirchplatz und vorher schon zur Kaffeezeit auf dem Untermarkt mit der spanischsingenden Formation „A solas sin mi“ um die sympathische Frontfrau Miriam Sárez Argueta zwei letzte Höhepunkte.
Für den Markt „Kunst & Co“ zog Organisator Peter Lihs dem STADTSPIEGEL gegenüber dieses Fazit: „Das Wetter stellte sich ja doch als ein Segen heraus und wurde so ideal für unseren Markt – nicht zu heiß, nicht zu kalt, einfach ideal zum Bummeln, zum Verweilen, zum Gespräch mit dem Ausstellern und zum Kaufen. Es zeigt sich, dass wir inzwischen eine feste Größe vor allem im Bereich Steinhagen und St.-Georg-Straße sind. Auch die Händler fühlen sich hier wohl, wenn die Kasse stimmt. Das war in diesem Jahr auf jeden Fall so. Daher kommen sie gerne wieder.“

Das Altstadtfest künftig immer am letzten Maiwochenende?

Positiv auch die Nachbetrachtung von Georg Hartmann, der mit seinem Team die Veranstaltung an drei Bühnen gestemmt hatte. „Danke Petrus!“, war das erste, was er dem STADTSPIEGEL gegenüber äußerte, denn nach den schlimmen Prognosen habe das Wetter in Hattingen „sehr, sehr überrascht“ – im positiven Sinne: „Schon Donnerstag im Bermunda-Dreieck war es vom Wetter und der Stimmung her ein Auftakt par excellence. Wir hatten nicht nur an den beiden Hauptbühnen Kirchplatz und Bunker eine tolle Stimmung. Dazu trug der gelungene Programm-Mix für jüngeres und älteres Publikum sicher bei. Musikalisch hatten wir diesmal alles querbeet für jeden Geschmack. Auch unsere Organisation hat prima funktioniert. Am erfreulichsten jedoch ist, dass es an allen Altstadtfest-Tagen keine besonderen Vorfälle gab, obwohl wir so viele Menschen bewegen. Das zeigt doch, dass die Menschen einfach nur ihren Spaß wünschen und feiern möchten.“
Während allerdings einige Altstadtfest-Besucher regelrecht erbost über das Verhalten der Polizei waren, weil diese in der Innenstadt mehr als pünktlich, wie dem STADTSPIEGEL zugetragen wurde, auf ein Ende von Musik und Ausschank gedrängt hatte, verteidigte Georg Hartmann die Ordnungshüter: „Die Polizei ist sehr rigoros vorgegangen. Aber die Ausschankgenehmigungen waren auch zeitlich limitiert.“
Übrigens: Nachdem in diesem Jahr wegen der Fußball-Europameisterschaft der Termin fürs Altstadtfest zum zweiten Mal überhaupt in den Mai verlegt worden ist, hat Georg Hartmann Geschmack daran gefunden: „Ich denke, dass wir dabei bleiben werden. Es hat sich bei beiden Versuchen bewährt, dass wir mit unserem Altstadtfest die ersten sind, die den Reigen der Feiern in den umliegenden Städten eröffnen. Das letzte Mai-Wochenende ist ein guter Termin fürs Altstadtfest!“

Ein Bericht vom Altstadtfest-Auftakt und viele Fotos von STADTSPIEGEL-Fotograf Dino Kosjak gibt es hier,hier,hier und hier!

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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