Ebrima Ngallan startet in ein besseres Leben

Grün, sogar sehr grün ist es zurzeit im Garten von Dr. Barbara und Dr. Jürgen Fröber in Niederwenigern. Das und noch ganz viel mehr kennt Ebrima Ngallan aus seiner fernen afrikanischen Heimat Jabang in Gambia nicht. Der Sechsjährige ist wegen einer sein künftiges Leben verändernden Operation an der linken Hand in Deutschland. Wenn er in rund sechs Wochen wieder zurück zu seinen Eltern und Geschwistern fliegt, wird ihn sein „Ersatzvater“ Dr. Jürgen Fröber nach Jabang begleiten.  Foto: privat
  • Grün, sogar sehr grün ist es zurzeit im Garten von Dr. Barbara und Dr. Jürgen Fröber in Niederwenigern. Das und noch ganz viel mehr kennt Ebrima Ngallan aus seiner fernen afrikanischen Heimat Jabang in Gambia nicht. Der Sechsjährige ist wegen einer sein künftiges Leben verändernden Operation an der linken Hand in Deutschland. Wenn er in rund sechs Wochen wieder zurück zu seinen Eltern und Geschwistern fliegt, wird ihn sein „Ersatzvater“ Dr. Jürgen Fröber nach Jabang begleiten. Foto: privat
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Ebrima Ngallan erlebt gerade ein Abenteuer und ein Märchen zugleich. Beides wird das künftige Leben für den Sechsjährigen aus dem Örtchen Jabang in Gambia von Grund auf ändern.

Der Reihe nach: Schon häufiger berichtete der STADTSPIEGEL über den Verein „Hattingen hilft“, der sich Anfang 2011 vereinigte mit dem „Kindergarten Linden, Schul- und Dorfentwicklung in Gambia“.
Während sich die Hattin­ger „Motoren“ dieses Hilfsprojektes, Hans Hartung (Schulförderung) sowie Dr. Jürgen Fröber (Dorfentwicklung) und seine Frau Dr. Barbara Fröber (Gesundheitsfürsorge), bislang hauptsächlich um den Ausbau der Schule und der Versorgung mit Unterrichtsmaterialien sowie der Förderung eines Gartenprojektes widmeten, betraten die Fröbers nun Neuland.
Wie sich das zutrug, erzählt Dr. Jürgen Fröber so: „Es war eigentlich Zufall, dass meiner Frau, die Ärztin ist, und mir Ebrima Ngallan im dortigen Kindergarten über den Weg lief. Er versteckte ständig seine linke Hand. Als wir ihn auf Englisch – das er zugegebenermaßen momentan nur rudimentär spricht, weil er es als offizielle Landessprache erst jetzt im Kindergarten lernt, die Sprache später in seiner Schulzeit aber auf jeden Fall brauchen wird – darauf ansprachen, zeigte er sie uns zögernd. Die Hand ist total verbrüht und es haben sich Narben bei der Heilung gebildet. Dadurch ist die Hand so gekrümmt, dass die Knochen nicht richtig wachsen können. Wenn das so bliebe, könnte er später damit nicht arbeiten und bei ihm wäre ein Leben als Bettler vorprogrammiert.“

"Sonst bliebe nur ein Leben als Bettler."

Eigentlich sei es ja Vereins­politik, so der Ingenieur weiter, Strukturen über Bildung aufzubauen und keine persönlichen Bindungen einzugehen: „Doch bei dem Jungen, da haben meine Frau und ich gesehen, dass ihm mit relativ geringen Mitteln geholfen werden kann. Das haben wir dann auf privater Ebene auch organisiert.“
Seit Sonntag steckt der Sechsjährige nun mitten im Abenteuer Deutschland und ist momentan noch total überwältigt von den ganzen neuen Eindrücken, die schon im Flugzeug begannen. Glücklicherweise brauchte er die Reise aus der Dritten Welt ins reiche Deutschland nicht allein anzutreten. Eine Praktikantin der Projekthilfe Dritte Welt kam an diesem Tag ebenfalls nach Hause und begleitete den total verschüchterten Ebrima Ngallan.
Die nächsten sechs Wochen – wenn es keine Komplikationen gibt – wird er bei den Fröbers in Niederwenigern wohnen. Während das Bochumer Bergmannsheil die Operation kostenlos durchführen wird, damit das Märchen vom besseren Leben für Ebrima Ngallan buchstäblich Gestalt annehmen kann, übernehmen Barbara und Jürgen Fröber sämtliche andere Kosten. Auch um die Nachsorge kümmern sie sich.

Bochumer Bergmannsheil übernimmt die OP

Jürgen Fröber: „Es wird eine Operation mit Hauttransplantation. Das ganze Narbengewebe muss weg. Nach der OP würde man hier die Nachbehandlung bei einem Physiotherapeuten in guten Händen wissen. Das geht aber in Gambia nicht. Dort werden den Erziehern im Kindergarten und den Eltern beigebracht werden, wie sie die Haut geschmeidig und beweglich halten müssen während des Heilungsprozesses.“
In dieser schwierigen Lebensphase von Ebrima Ngallan in Niederwenigern, vor der die Fröbers als „Ersatz­eltern“ zumindest großen Respekt haben – ganz zu schweigen von der sicher wirklich großen Angst des praktisch noch kleinen Kindes von sechs Jahren in diesem für ihn völlig fremden Land mit seiner ganz anderen Kultur, vor einer großen Operation und unter letztlich doch irgendwie „fremden Menschen“, auch wenn er sie schon das ein oder andere Mal in Gambia gesehen haben dürfte – trifft es sich gut, dass zumindest ein Stück Heimat doch nicht ganz so fern ist. Es fügt sich nämlich, dass Gabriele und Ernst Feller, beide ebenfalls sehr im Verein engagiert, gerade wieder einmal ihr 14jähriges Patenkind aus Jabang zu Gast haben. Das Mädchen spricht sehr gut Englisch und kann dem kleinen Ebrima sicher einiges erklären und ihm hoffentlich auch viel von seiner Angst nehmen.

Schmerzhafter Heilungsprozess

„Denn die Operation wird nicht ohne Schmerzen über die Bühne gehen und sehr wehtun“, weiß Jürgen Fröber. „Das müssen wir dem Jungen gemeinsam klarmachen, ihn darauf vorbereiten. Genauso übrigens wie das Benutzen eines Wasserklos. Das kennt er nicht aus Gambia. Auch das Essen wird ein Problem – obwohl oder gerade weil wir seit 2008 jedes Jahr zweimal vor Ort sind, um nach dem Rechten zu sehen. Aber“, lacht er, „Pommes rot-weiß ist ja eigentlich international und schmeckt doch jedem. Doch natürlich können wir Ebrima damit nicht sechs Wochen lang ernähren – auch wenn an dieser Stelle das unsere drei Enkelsöhne im Alter von drei, sechs und neun Jahren wahrscheinlich ganz anders sehen.“
Sie alle haben sich vorbereitet und Gedanken gemacht, um Ebrima Ngallan trotz der schmerzhaften Operation den mindestens sechswöchigen Aufenthalt in Hattingen, der ihm künftig ein neues, besseres Leben gestatten wird, so schön wie möglich zu gestalten.
Auch soll er oft den Ev. Kindergarten an der Jugendherbergstraße besuchen. Die Kinder, Erzieher und Eltern dort unterstützen nämlich seit Jahren des Jabang-Projekt durch viele Aktionen und so hätten alle die Möglichkeit, einmal mit jemandem zu spielen, der aus Gambia kommt.
Bestimmt wird Ebrima Ngallan gern von zu Hause erzählen, neue Spiele einbringen und unter den Gleichaltrigen kurzzeitig das verlieren, was ihn neben der Operation am meisten beschäftigen wird: das Heimweh...

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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