Vor 40 Jahren wurde der Grundstein zum Schnellen Brüter in Kalkar gelegt

Erinnern sich an alte Zeiten: Bruno Schmitz, Willibald Kunisch, Hermann Brendieck (v.li)
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Schneller Brüter, KernwasserWunderland - ein Ort, der lange Jahre Zankapfel war. Die einen wollten „billige“ Energie erzeugen, wollten eine neue Technologie erproben, die anderen wollten partout keinen Atomkraftreaktor in ihrem direkten Lebensumfeld.

Nachdem vor 40 Jahren der Grundstein zu Kalkars Schnellem Brüter gelegt worden war, war die Konfrontation vorprogrammiert. An die Grundsteinlegung im April vor 40 Jahren wurde am Donnerstag, 25. April, erinnert.

Und wie das so ist an solchen Tagen, hatten sich Schülerinnen und Schüler des Kalkarer Gymnasiums auf den Weg nach Appeldorn gemacht, um dort ihre Sicht der Dinge darzulegen. Ein versprengtes Häuflein ehemaliger Demonstranten hatte sich ebenfalls eingefunden. Der Kontrast hätte nicht größer sein können: Dort die junge Generation, der der Schnelle Brüter eine Ruine der Geschichte ist, hier die, die aktiven Widerstand leisteten, die aus eigenem Erleben die damaligen Ereignisse hätten schildern können. Hätte Willibald Kunisch, Bündnis 90/Die Grünen, nicht zum Mikrofon gegriffen, wäre diese Sicht außen vor geblieben. „Damals habe ich beantragt, dass das Pausewang-Buch ‚Die Wolke‘ als Schulmaterial zur Verfügung gestellt werden sollte. Die Befürworter des Schnellen Brüters hatten die Schulen nämlich mit ihrem Material überschwemmt. Aber natürlich wurde meinem Antrag nicht stattgegeben.“

Er wandte sich an die Schüler, die durchaus kritisch Stellung bezogen hatten: „Das, was Ihr hier vorgetragen habt, das wäre damals nicht möglich gewesen.“ Damals hätten sich vor allem die Niederländer auf den Weg nach Appeldorn gemacht, um ihren Protest zum Ausdruck zu bringen. Von den Schikanen hätte Bauer Maas wohl ein Lied singen können: Bei ihm sei beispielsweise permanent das Telefon abgehört worden. Bauer Maas war der Landwirt, der seinen Grund und Boden nicht verkaufen wollte, der aktiv Widerstand leistete und diesen Protest auch nach außen trug. Seine Tochter erinnerte an diese Zeiten: „Wir haben Widerstand geleistet für Natur Gesundheit. Unser Haus war damals immer voller chaotischer, langhaariger, aber immer freundlicher Menschen.“

Willibald Kunisch zeigte sich über die Energiewende erfreut. „Wind und Sonne, das gibt Energie, die ohne weitere Kosten funktioniert. Ganz anders bei der Atomenergie. Da weiß niemand, was Rückbau und Endlagerung noch kosten werden. Das werden wir als Steuerzahler begleichen müssen.“

Dass aus dem Schnellen Brüter ein Freizeitpark wurde, hat damals vor 40 Jahren niemand vorausgesehen. Doch Investor Henny van der Most hat weitreichendere Pläne: Windräder und Blockheizkraftwerke sollen auf dem ehemaligen Brütergelände gebaut werden. „Wir wollen alternative Energie“, kommentierte Han Groot Obbink, Prokurist im Wunderland Kalkar.

Ein Gingko-Baum wurde an diesem Tag auch noch gepflanzt - als Mahnung an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, aber auch als Mahnung an Tschernobyl und Fukushima.Der Ginko-Baum hatte die Atombombenabwürfe überlebt.

Bruno Schmitz, Aktivist der ersten Stunde, war allerdings erstaunt: „Uns hat niemand eingeladen, wir wussten von diesem Termin nur aus der Zeitung.“

Erinnern sich an alte Zeiten: Bruno Schmitz, Willibald Kunisch, Hermann Brendieck (v.li)
Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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