Fleischskandal – Ich glaub', mich tritt ein Pferd!

Deutschland hat seinen nächsten Fleischskandal. Diesmal im Angebot: Pferdefleisch in der Tiefkühl-Lasagne, anstelle von edlem Rind. Und dann auch noch mit Medikamenten vollgespritzt… – Igittigitt!!! Das will nun wirklich keiner!

Aber irgendwie wird mir gerade noch wegen einer ganz anderen Sache so richtig schlecht. Denn plötzlich betreten nun auch wieder jene Leute die Bühne, die uns vorrechnen, wie wenig wir Deutschen doch im EU-Vergleich für unser Essen ausgeben. Motto: Mehr Öko, nur noch frisch vom Markt mit dem Besten vom Metzger und insgesamt sowieso weniger Fleisch.
Ok, darüber, was uns gutes Essen wert ist, ja sogar wert sein sollte, können wir ja nun aus gegebenem Anlass gerne mal wieder nachdenken. Aber Vorsicht! Wir sollten uns als Verbraucher auch nicht den alleinigen Schwarzen Peter zuschieben lassen. Oder sind die verseuchten Salatsprossen oder die von Käfig- in supertolle Öko-Freilandeier umetikettierten und auf dem Markt (!) verkauften Frechheiten schon wieder vergessen? Außerdem: Auch der edelste Fisch und das feinste Steak sind irgendwann einfach mal öm, wie der Rheinländer zu sagen pflegt. Und dann will das niemand mehr beim Kauf untergeschoben bekommen.
In einem Land, in dem die Arbeitslosenzahlen inzwischen seit Jahren auch durch Millionen von Billigjobs künstlich schöngerechnet werden, sollte man zudem ganz vorsichtig mit Pauschalurteilen in Sachen Billig-Einkauf sein. Oder will einer wirklich die sparsame Mutter verurteilen, die ihre Nudelsauce mit ein bisschen Hackfleisch aufpeppen will, weil’s diese Woche eben gerade im Angebot war?

Kein Türke will, dass sich Gammelfleisch an seinem Döner-Spieß dreht. Kein Italiener möchte Pferdesalami aus fragwürdiger Herkunft auf seiner Pizza weiterverkaufen. Wer immer uns allen dieses Zeug unterjubeln will, gehört bestraft.

Und so schlecht sind unsere Gesetze und die Aufklärungsquote da auch inzwischen gar nicht mehr. Gut so! Denn wir alle wissen: Viele Produkte der günstigen Eigenmarken in den großen Lebensmittelläden und Discountern stammen in Wahrheit aus gutem Hause. Da wechselt häufig allein die Verpackung. Auch die Sonderangebote aus der Wochenanzeige müssen wir weiterhin ohne Argwohn und als ehrlich gemeintes Angebot wahrnehmen können, ohne den Argwohn, dass da schnell noch was weg muss. Ja, und selbst der wohlbetuchte Geschäftsmann will, wenn’s denn mal schnell gehen muss, ohne Sorge um seine Gesundheit, in einen Hamburger beißen können – egal, ob der nun 99 Cent oder 2,99 Euro gekostet hat.

Ganz klar, gutes Essen hat seinen Preis. Aber Politik und Staat müssen im Zusammenspiel dafür sorgen, dass Lebensmittel, egal was sie kosten, zumindest gesundheitlich unbedenklich und korrekt etikettiert sind. Für die Unbedenklichkeit der Eier in meinen Nudeln, aus denen ich mir gerade mein vegetarisches Mittagessen mache, kann nicht ich als Verbraucher verantwortlich gemacht werden. Sonst müssen wir demnächst alle mit eigenem Chemielabor zum Einkaufen gehen. Eine Smartphone-App dürfte da kaum reichen. Nein, unsere staatlichen Lebensmittel-Profis müssen hier die Grenzen des Wettbewerbs setzen. Und wenn die Lasagne für weniger als 2 Euro ohne Betrug nicht mehr gewinnbringend herzustellen ist, dann gehört sie ebenso aus dem Verkehr gezogen wie die schwarzen Schafe in der Lebensmittelindustrie.

Auch wenn es nachdenklich stimmt, dass der Franzose und der Italiener sehr viel mehr Geld für ein gepflegtes Essen ausgeben, während sie ein Kratzer im Auto vergleichsweise kalt lässt. Es muss auch bei uns Sparschweinen in Deutschland verbindliche Regeln geben. Und wer sich daran nicht hält, dem gehört kräftig auf die Füße getreten – gerne auch von einem Pferd.

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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