Aktualisiert: Gelbe Substanz sorgt in Heißen für Diskussionen

Seit gut zwei Wochen sind die Autos mit diesen gelben Punkten verschmutzt. | Foto: PR-Foto Köhring/JA
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Seit bereits zwei Wochen hält eine bisher unbekannte, gelbe, klebrige Substanz die Anwohner rund um das Folkenborntal in Atem. Massive Verschmutzungen auf Autos, Dächern, Balkonen und Kleidungsstücken verärgern und verunsichern die Nachbarschaft gleichermaßen.

„Begonnen hat das Ganze vor etwa zwei Wochen“, berichtet ein aufgebrachter Anwohner der Heinrichstraße 56. „Ständig ist mein Auto voll mit gelben Punkten und ich weiß nicht woher sie kommen. Mir ist das Phänomen speziell bei Ostwind aufgefallen, da dann auch die Flugzeuge über uns im Landeanflug sind.“

Auch Stefanie Hengstenberg, Anwohnerin, beklagt sich: „Derzeit kann man noch nicht einmal die Wäsche draußen trocknen, da diese sofort übersät ist mit diesen gelben Punkten. Gestern habe ich sogar einen Punkt auf meinem Arm entdeckt, frisch und klebrig. Ich mache mir wirklich Sorgen, dass es sich um eine gefährliche Substanz handelt. Zudem haben wir unten im Park auch einen Spielplatz wo kleine Kinder an der frischen Luft spielen. Die wären ja dann stark gefährdet.“

"Ich kann fast täglich mein Auto waschen"

Ralf Drieschner ärgert sich ebenfalls: „Jeden Freitag wasche ich mein Auto. Seit dem wir diese gelben Punkte hier haben, kann ich meinen Wagen täglich waschen und nach knapp einer Stunde ist er wieder voll mit dieser Substanz. Ich kann mir das wirklich nicht erklären.“

Da Mülheim in einer Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens liegt, erklärt Michael van Eyll als Beauftragter des Flughafens auf Anfrage der MW: „Ich kann die Anwohner beruhigen. Es handelt sich auf keinen Fall um Kerosinablagerungen oder gar um Fäkalien. Das können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. Bei einem so kuriosen Phänomen vermuten die Anwohner gerne mal, das die Flugzeuge irgendeine Flüssigkeit ablassen. Das ist über Wohngebiet jedoch strengstens untersagt.“

Beauftragter des Düsseldorfer Flughafens nimmt Proben

Bei einer Ortsbegehung am Donnerstag, 19. Juli, konnte sich van Eyll gemeinsam mit seiner Kollegin Angelika Klein, Head of Air Quality, von der Lage in Heißen überzeugen. „Diese gelben Punkte speziell auf den Autos haben wir in diesem Jahr schon in Ratingen und Korschenbroich untersucht. Aber auch in den Jahren zuvor gab es immer mal wieder solche Meldungen. Die meisten können sich nicht vorstellen, dass Bienen ein solches Werk verrichten können, aber es hat sich wissenschaftlich erwiesen. Während ihres Reinigungsfluges hinterlassen diese Tiere nunmal Kot“, erklärt Angelika Klein. „Eine mikroskopische Untersuchung des Fachverbandes für Bienen und Imkereizucht in Mayen hat in Ratingen ergeben, dass es sich um Bienenkot handelt. Und hier in Heißen sieht mir das nach einem ähnlichen Fall aus.“

Endgültiges Ergebnis nach mikroskopischer Untersuchung

Um jedoch eine endgültige Aussage machen zu können, nahm van Eyll einige Proben um diese ebenfalls im Labor untersuchen zu lassen. „In etwa einer Woche werden wir mit einem Ergebnis rechnen können“, erklärt er. „Man sollte die gelben Punkte jedoch regelmäßig entfernen, da sie auf Dauer den Autolack angreifen können.“

NABU führt labortechnische Untersuchungen durch

Auch der Naturschutzbund, NABU, Mülheim hat sich auf Anfrage der MW eingeschaltet. Elke Brandt, zweite Vorsitzende des NABU, führte bereits am Mittwoch, 18. Juli, eine Ortsbegehung durch. Sie wurde von der Biologin Inge Püschel unterstützt. „Wir halten diese gelben Pünktchen für sehr feinen Sahara-Sand. In Zusammenhang mit Feuchtigkeit, ob Kondenswasser oder Regentropfen, müssen sie sich auf Dächern, Autos etc. festgesetzt haben. Die von uns genommenen Proben werden aber Licht ins Dunkel bringe“, so die Biologin.

Bis zum Ergebnis beider Untersuchungen bleibt den Bewohnern in Heißen nichts anderes übrig, als Geduld zu bewahren und einmal mehr den Weg in die Waschanlage zu nehmen.

Niels Gründel vom Imkerverein Mülheim erklärt auf Nachfrage der MW: "Bienenkot kann man zwar tatsächlich beobachten, allerdings "nur" nach
dem so genannten Reinigungsflug. Und der erfolgt ausschließlich nach
dem Winter, wenn die Bienen monatelang nicht ausfliegen können. Und
das auch nur ein einziges Mal. Dann kann man in in der Umgebung der Bienenvölker die Ausscheidungen aus Pollen-(Eiweiß-)resten beobachten.
Normaler, gesunder Bienenkot ist rund oder tropfenförmig, die Farbe
variiert von hellbraun und gelblich bis hin zu dunkelbraun. Die Farbunterschiede basieren auf der dem Winterfutter. Gelbe Pünktchen, die man in man an wärmeren Tagen beobachten kann, stammen meist von Blütenpollen. Dasselbe gilt derzeit für die Linden, etwa bei uns im Dichterviertel: Sie sind überzogen mit Pollen und kleinen Harzflecken, die man bereits nach 30 Minuten Standzeit unter einer Linde über das ganze Auto verteilt sieht."

Weitere Informationen finden Sie beim Länderinstitut für Bienenkunde sowie hier oder hier.

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Was fliegt da?

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Autor:

Daniela Neumann aus Oberhausen

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