Mit umgehängten Gewehr durch Eppinghofen - Ein fragwürdiger Auftritt

Schon Mitte März war eine Großrazzia auf der Eppinghofer Straße Tagesgespräch. | Foto: Polizei
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Jeden Dienstag Nachmittag treffen sich Lesepaten im Stadtteil-Büro Eppinghofen, um Kindern mit Migrationshintergrund Interesse und Freude am Lesen zu vermitteln.Auch ich gehöre dazu. Gestern verlief unsere Stunde ganz anders als sonst - nämlich voller Aufregung.

Noch während die Kinder eintrudelten, bemerkte ich einen Mann, offensichtlich mit Migrationshintergrund,der mit einem umgehängten,schwarzen Gewehr an einem LKw lehnte - direkt vor der Fensterfront unseres Büros. Ein anderer Mann klingelte an der Haustür. Ich wunderte mich und speicherte in meinem Kopf (im nachhinein blöderweise) ab: Da wird unter Begleitschutz kostbare Ware geliefert - Inzwischen hatten auch die Kinder den bewaffneten Mann bemerkt und wurden sehr aufgeregt.

Da ich den mir zugewiesenen Raum für meine "Lese-Kinder" vorbereitete, war ich von dem Geschehen vor dem Fenster immer wieder abgelenkt. Stutzig wurde ich erst, als die Dreier-Gruppe - inzwischen war eine Frau hinzugekommen - bereits an unserer Eingangstür in Richtung Kreisverkehr Eppinghofer Straße vorbei schlenderte. Ich ging kurz hinaus auf den Gehweg, schaute den Dreien hinterher und kehrte direkt ins Büro zurück, um die Polizei anzurufen. Den gleichen Gedanken hatte unsere Leiterin auch,denn sie hatte schon die 110 gewählt, um die Polizei über diesen besorgniserregenden Vorfall zu unterrichten.

Sehr kurz danach hörten wir das Martinshorn. Es hat mich gewundert, dass die Polizei derart schnell kam und dann noch mit so lauter Beschallung. Doch nun konnte ich meine "Kinder" - inzwischen waren die verschiedenen Gruppen in ihre Räume gegangen - damit beruhigen, dass uns die Polizei beschützt, und wir hier sicher sind. Natürlich dauerte es ein kleines Weilchen, bis sich die Aufregung so weit gelegt hatte, dass wir mit dem Lesen beginnen konnten.

Diesmal ging die Stunde besonders schnell herum. 17 Uhr war Feierabend. Im allgemeinen Aufbruch der Kinder erschien zu meiner größten Verwunderung ein Polizeibeamter in Zivil. Er erklärte uns, dass man bei der Polizei davon ausgegangen sei, dass es sich bei dem Gewehr um kein Echtes gehandelt habe. Es seien dann aber noch zwei weitere Anrufe eingegangen, und vom letzten Anrufer hörten sie, dass der bewaffnete Mann mit den beiden Anderen zuletzt in der Kardinal-Graf-Galen- Straße gesehen worden sei. Nun wollte er doch genauere Angaben über diese Leute haben.

Eine ganze Stunde war seit dem Anruf vergangen, und jetzt erst kümmerte sich die Polizei darum ?! Wie bitte soll ich das verstehen? Doch wohl so, dass der Anruf nicht ernst genommen worden ist. Wir konnten nicht wissen, ob dieses Gewehr echt oder falsch war. Die eine Frage wäre doch: Warum geht ein erwachsener Mann, ca. 26-30 jahre alt, mit einem umgehängten, falschen Gewehr durch Eppinghofen? Die andere Frage wäre dann: Was hat der Mann mit dem echten Gewehr vor, mit dem er unbehelligt durch Eppinghofen spaziert?

Ich war über die laxe Einstellung des Ganzen durch die Polizei so wütend, dass ich nur knapp den Hergang des Vorfalls schilderte und erklärte, dass die Kinder und wir Frauen in Angst versetzt worden sind. Dann bin ich gegangen, denn ich musste mich um ein Kind kümmern, welches auf seine Mutter wartete.

Wenn ich über das Geschehene insgesamt nachdenke, frage ich mich, ob es in Zukunft noch Sinn macht, in heiklen gefährlich erscheinenden Situationen nach der Polizei zu rufen. Oft genug lese ich in der Zeitung von den grässlichsten Verbrechen und hin und wieder die Aufforderung von der Polizei, wir Bürger sollen in der Nachbarschaft wachsam sein. Aber das gilt wohl nur, um Einbrüche zu verhindern. ich schätze, dann ist die Polizei schnellstens vor Ort. Läuft aber ein mit einem Gewehr Bewaffneter durch Eppinghofen, dann kommt sie erst nach drei von verschiedenen Leuten getätigten Anrufen - nach einer Stunde!

Na ja, wir hier in Mülheim sind ja auch nur eine Nebenstelle der Polizeizentrale Essen. Und dann auch noch Eppinghofen. Ob sich die Polizei auch so lange Zeit gelassen hätte, wenn der Anruf aus Essen-Bredeney gekommen wäre? - Hanebüchen ist das Ganze! Wie ist Ihre Meinung dazu?

Lesen Sie hier, wie sich die Polizei zu dem Vorfall äußert.

Autor:

Waltraud Berndt aus Mülheim an der Ruhr

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