„Augenzwinkern“ - Fotografien von Rudolf Holtappel in der Ludwiggalerie Oberhausen

Ausstellungsplakat mit typischem Holtappel-Motiv
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Rudolf Holtappel (1923-2013) hat mit seiner Kamera das Alltagsleben im Ruhrgebiet festgehalten. Er war, wie man so schön sagt, ein “Ruhrgebietsfotograf“. Allerdings,- ihn allein darauf zu beschränken, das wäre zu wenig. Im Kleinen Schloss der Ludwiggalerie Oberhausen ist momentan eine kleine, aber feine Übersichtsschau mit Fotografien von Rudolf Holtappel zu sehen. Der Besuch dort lohnt sich!

Chronist des Ruhrgebietes

Rudolf Holtappel hat das Fotografieren von der Pike auf gelernt. 1923 in Münster geboren, wächst er in Duisburg auf. Er beginnt eine Fotolehre, wird zum Kriegsdienst eingezogen und schwer verwundet. Nach seiner Genesung studiert er an der Staatslehranstalt für Lichtbildwesen in München. Seine Meisterprüfung macht er 1950 in Düsseldorf. Bereits 1953 macht er sich als freier Bildjournalist selbstständig. Seine Auftraggeber sind große Konzerne wie Thyssen, HOAG, Henkel und Karstadt. Er arbeitet auch für Zeitschriften und für das Fernsehen, das von ihm stehende Bilder als Motive für die Tagesschau ankauft.

Ab 1960 ist Oberhausen seine Wahlheimatstadt. Von hieraus erkundet er mit seiner Kamera die Städte und Regionen des Ruhrgebietes. Er fotografiert die Menschen im Revier, bei der Arbeit, vor Industriebauten, auf den Straßen, beim Sport und bei Vergnügungen. Es sind ausschließlich Schwarz-Weiß-Fotografien, auf Farbe verzichtet er ganz bewusst. Neben den Fotografien entstehen etliche Bildbände über die Städte an der Ruhr und am Niederrhein. Holtappel besitzt ein feines Gespür für Witz und Komik. Seine Fotos spiegeln das wider. „Augenzwinkern“ ist somit der richtige Titel für die Ausstellung. Beim Betrachten der Fotos wird so manches Lächeln über die Gesichter der Besucher huschen.

Theaterfotograf und „Menschen bei Karstadt“

Rudolf Holtappel ist auch als Theaterfotograf gefragt. Er arbeitet in Mainz, Krefeld, Berlin und vor allem ab 1961 bis 1970 am Theater Oberhausen als Bildchronist. Bei einigen Inszenierungen werden seine Fotos Bestandteile des Bühnenbildes. Eine ganz andere Bühne bereitet er den „Menschen bei Karstadt“. Hier wird das Warenhaus gleichsam zur Bühne, die Käufer zu Akteuren. Von 1964 bis 1995 bereist Holtappel im Auftrag des Karstadt-Konzerns alle Karstadt-Filialen in Deutschland. Er ist beim Schlussverkauf ebenso dabei wie bei Einweihungen und Schnäppchenjagd. Drama und Komik am Wühltisch, Rudolf Holtappel hält es fotografisch fest.

Privates, Unbekanntes und seine letzte Arbeit

In einer Glasvitrine sind seine Fotoapparate ausgestellt. In einer anderen Vitrine liegen Fotokarten zum Jahreswechsel, die Rudolf Holtappel mit seiner Ehefrau Herta selbst erstellt hat. Der Spaß, Foto und Text in witziger Form passend zusammenzubringen, ist hier ganz offensichtlich. Eher Unbekanntes gibt es auch zu sehen: seine experimentierfreudigen Fotoarbeiten, die sich mit Techniken aus den frühen Anfängen der Fotografie beschäftigen. Auch hat er mit Mehrfachbelichtungen gearbeitet. Ein schönes Beispiel dazu, ist die Portraitaufnahme, die er von seiner Ehefrau Herta in jungen Jahren gemacht hat.
Im gleichen Raum gegenüber ist seine letzte Fotoarbeit zu sehen, die sich mit den Stadtübergängen der Ruhrgebietsstädte auseinandersetzt.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 3. Mai 2015
Das informative Booklet zur Ausstellung kostet 4 Euro. Der Eintritt ist frei.

Die Fotos sind am sehr gut besuchten Eröffnungstag entstanden.
Zeitgleich läuft übrigens die Herlinde Koelbl Fotoausstellung im Schloss Oberhausen. Der Besuch in Oberhausen lohnt also doppelt. Und danach - zum Abschluss des Tages noch die Blaue Stunde am Kanal genießen...

Weitere Infos zu den Ausstellungen unter
www.ludwiggalerie.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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