Attacken im Klassenzimmer

Nicht immer herrscht unter Kindern nur „Friede, Freude, Sonnenschein“. Schon in den Grundschulen ist Mobbing ein Thema.
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„Die hat mir die Nase blutig geschlagen.“ Diese Worte kommen aus dem Mund einer Siebenjährigen. Lara (7) aus Velbert wurde auf ihrer Grundschule massiv gemobbt.

Sabine M. (Name durch die Redaktion geändert) hatte in den vergangenen sechs Monaten einige schlaflose Nächte. Ihre Tochter, Schülerin der zweiten Klasse in einer Velberter Grundschule, war das Opfer von Mobbing. „Eine Mitschülerin hatte es auf sie abgesehen“, berichtet Sabine M.
Und das körperlich: Mal kam Lara mit offenen Knien nach Hause, weil die Täterin sie geschubst hatte. Ein anderes Mal berichtete sie zu Hause, dass sie einen Schuh an den Kopf geworfen bekommen habe. „Die Krönung war, dass meine Tochter einen Stift in die Schläfe gedrückt bekommen hat. Da hab‘ ich gedacht: Als nächstes hat sie eine Schere im Rücken“, so Sabine M. Und auch Lara gibt unumwunden zu: „Ich hatte Angst vor der.“
Das war der Zeitpunkt, an dem die Mutter nicht mehr fackelte. Sie setzte sich persönlich für einen sofortigen Schulwechsel ihrer Tochter ein, der dann kurzfristig und mitten im Schuljahr auch erfolgte. Seitdem geht es Lara besser, sie kann wieder ohne Bauchschmerzen den Unterricht besuchen und fühlt sich in ihrer neuen Klasse pudelwohl.
Von der alten Schule fühlt sich Mama Sabine im Stich gelassen. „Ich habe mich mehrfach an die Schule gewandt, aber dort konnte oder wollte man mir nicht wirklich helfen.“
Welche Möglichkeiten hat die Schule bei Mobbing? Dazu Hanne Heuwinkel, Schulleiterin der Grundschule Sontumer Straße: „Zuerst einmal werden Gespräche mit den Kindern geführt, dem Täter wie dem Opfer. Auch in der Klasse wird Mobbing thematisiert. Die Kinder sollen sensibilisert werden und lernen, dass sie ihre Beobachtungen selbstbewusst an Erwachsene weitergeben können, ohne eine Petze zu sein.“ Im nächsten Schritt stehen Gespräche mit den Eltern des Täters und Opfers auf dem Plan. Führen auch diese nicht zum Erfolg, stehen den Schulen Ordnungsmaßnahmen zur Verfügung. „Die reichen vom schriftlichen Beweis bis zum Schulverweis“, erklärt Heuwinkel.
Die Schulleiterin weiß, dass Mobbing ein Thema an Schulen ist. „Während hartes Mobbing eher die Ausnahme ist, kommen Nickeligkeiten schon häufiger vor“, sagt die Schulleiterin.
Auch Mama Sabine weiß, dass Lara kein Einzelfall ist. „Wir erzählen ihre Geschichte, um das Thema Mobbing aus der Tabuzone herauszuholen. Denn Totschweigen oder die Sache vor sich herschieben bringt gar nichts“, weiß die 44-jährige Velberterin.

Hier bekommen Eltern hilfe

„Erste Warnzeichen können stark verschmutzte oder zerrissene Kleidungsstücke sein", weiß Diplom-Psychologin Anette Schepers. Auch bei Verletzungen oder der Bitte des Kindes um Geld, das es für die Schule brauche, sollten die Alarmglocken angehen.

Weitere Anzeichen sind Beschwerden wie Bauchschmerzen. „Dann heißt es: Ab zum Kinderarzt, um körperliche Ursachen auszuschließen", sagt Schepers.

Gespräch mit dem Kind: „Eltern sollten das Kind fragen, was es bedrückt.“ Wichtig dabei: die Situation schildern lassen, das Kind ernst nehmen.

Gespräch mit der Schule: Eltern sollten den Lehrer und - wenn vorhanden - den Schulsozialarbeiter über die Mobbingsituation informieren. Die wiederum sollen Gespräche mit dem Mobber und dessen Eltern führen. „Die Schule ist in der Verantwortung, das Mobbing zu stoppen“, so Schepers.

Unterstützung suchen: Die städtische Erziehungsberatungsstelle (Standort Beratungshaus (EG und 1.OG) Städtische Erziehungsberatungsstelle, Friedrichstr. 293, 42551 Velbert - Anmeldungen im Sekretariat: Tel.: 02051/800 97 20, Fax: 02051/261 329 24, E-Mail: erziehungsberatung@velbert.de), der der schulpsychologische Dienst angehört, hilft bei Mobbingfällen. „Wir haben ausführliches Informationsmaterial." Auch werden Gespräche mit den Kindern geführt. „Es geht darum, das Kind zu stärken, eigene Schuldgefühle auszuheben und zu verdeutlichen, dass das Opfer keine Schuld trifft", sagt die Diplom-Psychologin. Auch Gespräche mit den Eltern sind möglich. Inhaltlich geht es darum, wie sie ihr Kind unterstützen können. „Unter Umständen nehmen wir auch an Gesprächen zwischen der Schule und den Eltern teil. Dabei nehmen wir die Rolle des Vermittlers ein", erklärt Schepers. Nicht zuletzt begleitet die Beratungsstelle auch einen Schulwechsel und unterstützt die Eltern dabei. Allerdings hat Schepers eine eindeutige Meinung: "Das gemobbte Kind sollte nicht die Schule wechseln müssen."

Auch die Kreispolizei Mettmann hat eine Telefonnummer gegen Mobbing eingerichtet: Unter Tel. 02104/9827515 beantwortet Kriminalhauptkommissarin Nina Golüke Fragen rund um das Thema.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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