...und der Himmel strahlt - Unterwegs mit einem Feuerwerker

Der Himmel über Solingen strahlt - und 2000 Menschen mit ihm. Christian Neuhaus (45) liebt seinen explosiven Beruf. Foto: Dabitsch
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Fast unscheinbar stehen sie da auf dem Sportplatz, vor dem Regen mit Planen geschützt: Feuerwerkskörper, Abschussbatterien, Single Shots und Vulkane. Sie sollen am Abend für Begeisterung bei rund 2000 Kindern und Erwachsenen sorgen, wenn das alljährliche Feuerwerk gezündet wird.

Sechs Minuten wird der Himmel in bunten Farben effektvoll erstrahlen, passend dazu werden zwei Lieder gespielt. Davor steht jede Menge Arbeit für Feuerwerker Christian Neuhaus an. Es ist kalt und regnet. Dem 45-Jährigen macht das nichts aus, sein Arbeitsanzug ist wasserdicht. Nur die Hände kann er nicht in Handschuhen verstecken, denn beim Verdrahten ist Filigranarbeit gefragt. Mit einer Zange schabt er die Isolierung des Stromkabels ab, trennt Plus und Minus, um die Kabel dann mit dem Funkempfänger zu verbinden. Etwa einen halben Arbeitstag benötigt er für den Aufbau. Dabei steht Sicherheit an erster Stelle. "Raketen platziere ich in stabilen Holzkisten. So können sie bei der Zündung nicht fehlgeleitet werden und zum Beispiel Zuschauer treffen."

Brennendes Teil ins Auge bekommen

Auch nach fast 25 Jahren hat Neuhaus den Respekt vor seinem explosiven Arbeitsmaterial nicht verloren. "Man sollte nie vergessen, dass ein Feuerwerk zwar schön bunt, aber auch gefährlich ist." Einmal hat der gebürtige Hagener versäumt, seine Schutzbrille aufzusetzen. Ein kleines, brennendes Teilchen landete in seinem Auge, und später beim Notdienst sagte ihm der Arzt: "Ein paar Grad wärmer, und Sie hätten jetzt ein echtes Problem."
Allerdings, hebt Neuhaus hervor, sei die Zahl der Unfälle unter professionellen Feuerwerkern verschwindend gering. Er arbeitet für die Firma Nico, einer der Marktführer in Deutschland, die unter anderem das Feuerwerk zum Japantag oder zur Rhein-Kirmes in Düsseldorf durchführt. "Dort sind mehr als 20 Feuerwerker im Einsatz", erzählt der zweifache Familienvater. Sein bislang größtes Feuerwerk war das zum Abschluss der Expo in Hannover im Jahr 2000.
Das hätte er sich 1979 noch nicht träumen lassen. In einem Urlaubsort in den Dolomiten, in dem er mit seinen Eltern über Silvester Ferien machte, bestand damals ein "Knall"-Verbot. "Einige Gäste haben sich nicht daran gehalten und ich war wirklich enttäuscht, dass ich kein Feuerwerk zünden konnte." Seit diesem Tag stand sein Berufswunsch fest.

"Wo wir arbeiten, ist eine Party"

Doch zunächst hat der 45-Jährige eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert. Wie es der Zufall will, fing er daraufhin bei der Feuerwerksfirma Moog-Nico im Einkauf an und schon bald machte er die Zusatzqualifikation zum Feuerwerker (siehe Infokasten).
Auch heute noch "brennt" er für seinen Beruf: "Ich würde ihn für nichts in der Welt aufgeben, denn wo wir arbeiten, ist eine Party." Die Schattenseite daran: "In diesem Jahr war ich nur an zwei Wochenenden zu Hause bei meiner Familie." Dennoch stehen seine Frau und die beiden Söhne hinter dem Job - denn das ist eben seine Passion.
Inzwischen ist der Aufbau des Feuerwerks beendet. Jetzt misst Neuhaus mittels Prüfstrom, ob alle geplanten Effekte angeschlossen sind. Daumen hoch, zeigt er nach wenigen Minuten, alles hat seine Richtigkeit. Ob tatsächlich alle rund 170 Effekte am Abend zünden, weiß er indes noch nicht. "Ein Zünder kann defekt sein oder Feuchtigkeit einen Feuerwerkskörper beschädigen." Meist fällt das den Zuschauern gar nicht auf, nur dem Künstler. Als solche verstehen sich Neuhaus und seine Kollegen. An diesem Abend gibt es keine Pannen.

Infos zum Beruf des Feuerwerkers
- Feuerwerker ist kein Ausbildungsberuf. Interessenten müssen einen Lehrgang an einer Sprengschule erfolgreich absolvieren. Nach erfolgreichem Abschluss der theoretischen und praktischen Prüfung sind die Teilnehmer befähigt, "eigenverantwortlich Feuerwerke abzubrennen". Es gibt drei verschiedene Berechtigungen: zum Zünden von Höhenfeuerwerken, innerhalb geschlossener Räume sowie im Bereich Film- und Spezialeffekte.
- Die Voraussetzungen zur Teilnahme an diesem Lehrgang sind streng: Mindestalter 21 Jahre, körperliche Eignung und eine von der Bezirksregierung ausgestellte Unbedenklichkeitsbescheinigung sowie die praktische Teilnahme an 26 Feuerwerken sind notwendig.
- Die behördliche Bescheinigung muss alle fünf Jahre neu beantragt werden. Wer zum Beispiel seinen Führerschein wegen Trunkenheit verloren hat, hat ebenso schlechte Karten wie jemand, dem Kontakt zu Hooligans nachgewiesen werden kann.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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