Jugendgerichtshilfe

Sie arbeitete aus Berufung für die Jugend / (11) - (Abschluss)

Mit der Wende hatten die „neuen Bundesländer“ ein neues Jugendhilfegesetz, welches sie einerseits sehr herausforderte, aber andererseits aufgrund langjähriger Berufserfahrung auch wieder leicht umzusetzen war. Aber es gab auch Situationen, denen man einfach sprachlos gegenüberstand.
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Selbst zur Straftäterin geworden?
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Es war kurz vor einer Gerichtsverhandlung. Sie hatte sich gerade noch mit der Mutter eines ihrer straffälligen Jugendlichen unterhalten und wollte den Gerichtssaal betreten. Da kam der Jugendliche, gegen den gleich eine Verhandlung beginnen würde, auf sie zu, grüßte sie ganz höflich, hoffte, dass es ihr gut gehe – und steckte ihr etwas in ihre leicht geöffnete Tragetasche mit den Worten, dass sie das bitte so lange halten möge und er es nach der Verhandlung wieder nehmen wolle.

Sie dankte für seine netten Worte und begab sich unmittelbar in den Gerichtssaal.

Als die Verhandlung abgeschlossen war und alle den Gerichtssaal verließen, kam der junge Mann wieder auf sie zu, lachte sie an, dankte für die Aufbewahrung und griff in ihre Tragetasche, um seine Pistole heraus und wieder an sich zu nehmen. Kaum hatte er ihr gedankt, war er auch schon die Treppen hinuntergeeilt und verschwunden.

Sie hatte die ganze Zeit weder etwas ihrer Tragetasche entnommen oder hineingetan, noch hatte sie nachgeschaut, was ihr der Jugendliche da in Obhut gegeben hatte. Sie hatte ein großes Vertrauen in ihre straffälligen Jugendlichen, so dass sie mit keiner Silbe gar an eine Pistole gedacht hatte!

Da sie als Jugendgerichtshelferin nicht kontrolliert wurde, hatte der Jugendliche ihr seine Pistole zugesteckt und sie nach der Verhandlung wieder zurückgenommen. Sie aber hätte gleich nachsehen müssen. Doch was hätte sie dann tun können oder sollen?
Da alles gut abgelaufen war, erzählte sie es mir erleichtert. Das dürfe ich aber nicht weitertragen!

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Alle Beiträge zu dieser Jugendgerichtshelferin sind zu erreichen über
          Jugendgerichtshelferin aus Berufung

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( Hiermit möchte ich den kleinen Streifzug in die leidenschaftliche Arbeit dieser Jugendgerichtshelferin abschließen.

Diesen letzten Beitrag konnte ich allein deshalb noch einbringen, weil sie kurz vor Weihnachten 2022 verstarb und man ihr das Verhalten in der geschilderten Situation nicht mehr vorhalten kann.

Vielleicht konnte ich meine Hochachtung gegenüber dieser Frau und Herzensangelegenheit der Publikation ihrer Arbeitsweise etwas deutlich machen. )