Püppchen nennt man mich!

Eigenartiger Name - oder?
Früher rief man mich Greta und das hörte sich in meinen Ohren doch etwas edler - meinem Stand entsprechend an.
Aber was will ich machen, früher war früher - jetzt lebe ich hier und es geht mir gut. Sicherlich könnte ich das eine oder andere Mal klagen, aber bringt es mich weiter?
Als Beispiel könnte von dieser schreckliche Übelkeit erzählen, die mich von Zeit zu Zeit überfällt, mich zwingt, den Inhalt meines Magens loszuwerden und ich mich unter vielen Krämpfen davon befreie. Dann ist es nun mal geschehen und ich muss mir von dem Menschen meines Hauses (er hat einen schweren Schritt und eine laute Stimme) anhören: "Musst du immer in die Ecke kotzen?" Der andere Mensch (Geruch nach Minze und Zitrone) kommt dann - Gott sei es gelobt - mit Papier und sagt nur: "Ach Püppchen, war dir wieder übel?". Das stimmt mich dann wieder wohlwollend.
Als ich von meinem früheren Menschen getrennt wurde und in diese neue Wohngemeinschaft zog, waren wir zu viert. Damals lebte noch jemand bei uns, an dem ich sehr hing, der mich zwar oft fest drückte und küsste, mich aber gerne mit allerlei kleinen Spielen unterhielt. Aber plötzlich waren wir nur noch drei Lebensgefährten, was mich anfänglich in Trauer stürzte, später aber auch den Vorteil der Ruhe genießen ließ.
Inzwischen habe ich schon bald mein 19. Lebensjahr vollendet und konnte mich in vielerlei Hinsicht bilden.
Bei meinen täglichen Meditationen habe ich herausgefunden, dass es der Sinn meines Daseins ist glücklich zu sein und das versuche ich mit aller mir innewohnender Kraft zu erreichen!
Lange hat es gedauert, bis mir klar wurde, was mich wirklich glücklich macht. Glück war für mich nie der gut gefüllte Napf oder die besonders weiche Felldecke.
Mein Glück besteht aus vielen kleinen Glücken, wie z.B. auf der Bank in der Sonne zu sitzen - nicht in der viel zu heißen Sommersonne - nein, in der ersten Sonne nach der kalten Jahreszeit. Wenn dann auch noch ein leichter Luftzug mein Fell streichelt bin ich zufrieden - sehr zufrieden!
Das Sonnenlicht am Morgen, das in den Tautropfen glitzert, erfreut mein Herz sehr und wenn der kleine Wasserfleck getrocknet ist, bin ich beglückt - ich habe einen ganz besonderen Moment erlebt.
Diese Erkenntnis kam allerdings nicht von heute auf morgen. Über eine lange Zeit musste ich lernen, dass ich meine Gefühle nicht den äußeren Geschehnissen anpassen konnte. Ich lernte meine innere Einstellung zu den Dingen zu ändern und je mehr ich mich dem Leben hingab, mich darin treiben ließ, desto mehr spürte ich Zufriedenheit.
Das soll jedoch nicht bedeuten, dass meine Mitbewohner nach eigenem dafürhalten mit mir tun und lassen können was ihnen gefällt. Aber durch meine Ruhe und Ausgeglichenheit habe ich ihnen unmerklich beigebracht, dass ich eine eigenständige Persönlichkeit bin, die in angenehmer Friedlichkeit bei ihnen wohnen möchte und sie einlade das gemeinsame Leben anzunehmen und zu genießen.
Grüße von Püppchen!

Autor:

Gabriele Pohley aus Velbert-Neviges

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