Beiern in Till-Moyland. Fronleichnam 2010.

Der Klöppel an der Kette! Die Vincentiusglocke wiegt 2.100 kg und wird fixiert, so dass sie nicht zum Schwingen kommt.
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Eine alte Tradition wird in dem kleinen Dörfchen Till aufrecht gehalten. An Fronleichnam tönen als Geleite für die Prozession zwei Glocken. Sie werden nicht geläutet, sondern geschlagen. Bei YouTube kann man unter dem Stichwort „Till-Moyland“ Fragmente dieser anstrengenden Arbeit sehen.

Chef der Truppe ist Herr Ernst Lenders. Er erzählte mir wie das Beiern durch wegholen der Glocken 1942 zum erliegen kam. Mit der einzigen Glocke, die der Vincentiuskirche geblieben war, konnte man nicht die Melodie machen, die in aller Einfachheit so sonor und erhaben klingt. Man versuchte dann mit dem Blech einer Pflugschar, „Rister“, „Riester“, oder „Streichblech“ genannt, den zweiten, zur Glocke passenden Ton zu treffen, was aber nicht so richtig gelang. Dann kam die Lösung: die einzige Glocke abwechselnd oben und unten anschlagen, das haut hin! Groß war die Freude als die beschlagnahmten Glocken in der sowjetischen Besatzungzone zurückgefunden und wieder heimgebracht wurden. Zu der verbliebenen Marienglocke aus dem 13. Jahrhundert gesellten sich wieder die Vincentiusglocke aus 1494 und die Glocke der Patronen der Tiller Kirche Sankt Genoveva und Sankt Vincentius aus 1773.

Zwei Glocken, zwei Männer und ein dritter Mann der einspringen kann und der die Prozession von oben verfolgt, so sieht das Erfolgsteam aus, das in luftiger Höhe den Takt für die Prozession angibt. Kommt sie zu den Altären muss Ruhe sein, dann wird in weiter Ferne der Priester die Monstranz auf einen Feldaltar stellen, trägt aus der Bibel vor und segnet die Anwesenden. Den Kirchenchor Till-Huisberden wollen die Männer auch nicht unterbrechen. Dann geht es weiter.

Mit einem Hammer der mehr als 6 Kilo wiegt wird die mittelgroße Vincentius-und-Genoveva-Glocke geschlagen. Die größte Glocke wird mit dem eigenen Klöppel zum Tönen gebracht. Dazu wird er mit einer gespannten Kette beinahe an den Glockenrand gebracht. Durch Senken der Kette wird der Klöppel gegen den Rand geschlagen. Die Vorrichtung ist einfach genial, weil sie einen weichen Ton hervorbringen kann. Für das Zusammenspiel der beiden Glocken sind schon einige Jahre die Herrn Hans-Peter Linzen und Heinz Tebest verantwortlich. Beim ersten Mal haben sie es gleich richtig machen müssen. Wann hätten sie es üben sollen?

Kurz bevor die Prozession zu Kirche kommt verlassen die Männer den Turm, dann erklingt das feierliche Sonntagsgeläute. Einem Küster der zu früh läuten und sie dadurch im Glockenturm gefährden würde, sind sie zuvor gekommen: der Strom wurde vorher abgeschaltet. Sie haben es einmal fast zu spüren bekommen. Sie wissen jetzt wo der Hammer hängt!
Mehr über die Kirche in Till...
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Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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