Bestseller-Autor Wladimir Kaminer im Interview: "Ich bin ja eher ein Garten-Theoretiker"

Wladimir Kaminer zieht es hinaus ins Grüne - trotzdem ist er am Deinstag, 18. Februar, zu Gast im Kulturbahnhof. | Foto: Zintel
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Kult-Schriftsteller ist am 18. Februar mit seiner Literatur-Show zu Gast im Bahnhof Langendreer

Er ist der wohl beliebteste Russe Deutschlands: Wladimir Kaminer. Bekannt geworden mit seinem Buch „Russendisko“ schaut Kaminer, der 1990 nach Deutschland kam, mit dem Blick von außen auf seine neue Heimat und auf das nicht immer einfache Verhältnis von Russen und Deutschen. Vor allem mit seinem Bestseller „Mein Leben im Schrebergarten“ (2007) zeigt er das Aufeinanderprallen von russischer Leichtigkeit und deutschem Spießbürgertum. Am Dienstag, 18. Februar, ist Wladimir Kaminer mit seiner Lese-Show „Spontane Vegetationen“ zu Gast im Bahnhof Langendreer.

Stadtspiegel: Am Wochenende haben ja die olympischen Winterspiele in Sotschi begonnen. Wonach werden Sie in Interviews im Moment eigentlich am häufigsten gefragt? Nach ihren Büchern oder Olympia?
Wladimir Kaminer: „Ich habe in den letzten Wochen bestimmt 100 Interviews zu Olympia gegeben - so viele, wie zu keinem meiner Bücher bisher. Und dabei hasse ich Wintersport. Aber ich war immer gegen einen Boykott.“
Ihre Lesetour heißt „Spontane Vegetationen“ - werden Sie im Bahnhof Langendreer ihr neues Buch „Diesseits von Eden“ vorstellen oder auch aus Ihrem Schrebergartenbuch lesen?
Wladimir Kaminer: „Ich bin ja häufiger mal in Bochum, so dass ich mir vorgenommen habe, auch neue, unveröffentlichte Texte mitzubringen. Natürlich geht es auch um die Fortsetzung meiner Gartenkarriere, aber auch um die Pubertät meiner Kinder. Das ist ein Thema, mit dem ich mich derzeit viel beschäftige und das Thema meines nächsten Buches im Herbst sein wird.“
Wer mit Ihnen zu tun hat, muss also immer damit rechnen, in einem Ihrer nächsten Bücher literarisch verarbeitet zu werden?
Wladimir Kaminer: „Es geht mir beim Schreiben immer darum, die Welt zu verstehen. Und in der Sowjetunion hatten wir keine Pubertät. Natürlich sind wir auch groß geworden, aber die Freiräume, die die Kinder hier haben, sind ganz andere. Genauso wie die Erziehungsmethoden. Ich finde das sehr spannend und pubertiere gerade mit meinen Kindern mit. In Berlin hatten wir jetzt gerade Winterferien, davor Weihnachtsferien. Die Schüler hatten also seit Weihnachten quasi durchgängig Ferien. Meine Kinder haben bis Mittags geschlafen, haben nie vor 22 Uhr das Haus verlassen. Heute morgen aber musste ich sie um 7 Uhr wecken, weil sie zur Schule mussten und ich mir ein Visum für Usbekistan besorgen musste. Sie haben mir totale Vorwürfe gemacht, weil sie heute Nacht nur drei Stunden geschlafen haben...“
Haben Sie gerade viel Zeit für Lesungen, weil im Garten noch nichts zu tun ist?
Wladimir Kaminer: „Ich arbeite ja ohnehin nicht im Garten. Ich bin eher Garten-Theoretiker. Obwohl: Ab und zu pflanze ich doch mal hier und da eine Pflanze. Letztes Jahr zum Beispiel eine „Japanische Wunderkerze“, eine ganz seltene Pflanze, die ich für 17,99 Euro gekauft habe. Dann hat meine Mutter die gesehen und gesagt, dass die in Russland „Morgendämmerung“, heißt an jeder Ecke wächst und gar nichts kostet. Aber wir sind eigentlich jedes Wochenende im Garten – unser Wochenendgrundstück ist inzwischen etwa einen Hektar groß, da kann man eine Menge pflanzen, ohne dass man was davon sieht. Leute, die uns dort besuchen, fragen immer, wo denn eigentlich der Garten sei.“
Schreiben Sie auch im Garten?
Wladimir Kaminer: „Nein, der Garten ist mir zu schade, um dort zu schreiben. Ich nutze den in erster Linie, um in die Ferne zu sehen. Aber auch zuhause ist das Schreiben schwierig, weil wir eine große Familie sind und immer viel los ist. Am besten gelingt es mir im Zug.“
Wie erklären Sie sich den Erfolg ihrer Erzählungen aus dem Garten?
Wladimir Kaminer: „Insgeheim steckt doch in jedem von uns ein Gärtner und der Wunsch nach einem gut funktionierenden Paradies. Oft entsteht jedoch eine Hölle daraus. Und diese Vorstellung vom Paradies ist ja nicht auf die Deutschen begrenzt, das haben alle Menschen. Bei uns Russen ist es die Datscha und am Wochenende hatten wir Besuch aus Norwegen, da ist es die ‚Hütte in den Bergen‘: Gärten sind eine Fluchtmöglichkeit – doch meistens findet man sich wieder irgendwo zwischen Himmel und Hölle.“

Verlosung

Für die Lese-Show „Spontane Vegetationen“ von Wladimir Kaminer am Dienstag, 18. Februar (20 Uhr) im Bahnhof Langendreer verlosen wir 3 x 2 Freikarten.
Rufen Sie einfach bis Sonntag, 16. Februar, 24 Uhr, unsere Hotline 01378 / 26020515 (50 Cent aus dem dt. Festnetz / M.I.T, Mobilfunkpreise können abweichen) und nennen uns das Stichwort „Schrebergarten“.
Die Gewinner werden benachrichtigt; der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Karten für die Lesung gibt es unter anderem unter www.ruhrticket.de oder Tel.: 0201/8046060.

Mehr zur Lesetour lesen Sie hier
Wladimir Kaminer auf Lesetour

Wladimir Kaminer zieht es hinaus ins Grüne - trotzdem ist er am Deinstag, 18. Februar, zu Gast im Kulturbahnhof. | Foto: Zintel
Der "Quoten-Russe" Kaminer ist in Zeiten der Olympischen Winterspiele in Sotschi ein gefragter Interviewpartner. | Foto: Breuer
Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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